Blickpunkt:Film

Kino

Die [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) betrachtete diesmal nicht das einzelne Kinojahr, sie warf einen Blick auf die vergangenen 25 Jahre. Auf der Habenseite steht, dass in diesem Zeitraum die Zahl der Leinwände leicht schwankte, aber annähernd konstant blieb, und es nur einen leichten Rückgang bei der Zahl der Standorte gab: 1865 Filmtheater spielten im Jahr 2000, 2024 waren es 1722. Die Zahl der Leinwände erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 4783 auf 4842, was insgesamt für eine gewisse Kontinuität spricht. 

Allerdings verteilen sich immer weniger Zuschauer auf die Kinos. Rund vier bis fünf Mal im Jahr ging jeder Deutsche im Vergleichszeitraum im Schnitt jährlich ins Kino. 2020 bis 2022 gab es natürlich Ausreißer nach unten aufgrund der Covid-Pandemie. Für einen deutschen Film entschied sich das Publikum im Schnitt nur zweimal im Jahr. Der Wert ist mit einem Ausreißer nach unten im Jahr 2021 relativ konstant.

[ „Der Schuh des Manitu“](/movie/der-schuh-des-manitu) ist mit 10,5 Millionen Besuchern noch immer der unangefochtene Spitzenreiter unter den einheimischen Titeln des dritten Millenniums. Diese Zahl scheint heute kaum noch erreichbar. [„Fuck ju Göhte“](/movie/fack-ju-goehte) lockte 2017 noch 5,7 Millionen Besucher, seitdem wurde die Fünfmillionenmarke nicht mehr übertroffen. Jetzt sind die Hauptattraktion Kinder- und Familly Entertainment Filme, auf die ein Drittel der verkauften Tickets für die heimische Produktion 2024 fielen. [„Die Schule der magischen Tiere“](/movie/die-schule-der-magischen-tiere) war sogar dreimal der besucherstärkste deutsche Film seit 2021.

Um die versprochenen 35 Millionen Zuschauer zu erreichen, mit denen die ehemalige Kulturstaatsministerin [Claudia Roth](/person/claudia-roth_9) für das Steueranreizmodell und die Investitionsverpflichtung warb, müsste sich die Besucherzahl deutscher Filme verdoppeln. Dies erscheint den Statistikern der FFA machbar. Mittelfristig sieht sie das Besucherpotential auf dem deutschen Markt bei 102 Millionen verkaufter Eintrittskarten, langfristig bei 114 Millionen Tickets. Ein Plus von zehn Millionen Zuschauern für deutsche Filme hieße aber auch, dass jeder Besucher sich dreimal im Jahr für ein Werk made in Germany entscheidet. Ein Wert, der in den vergangenen Jahrzehnten nie erreicht wurde. 
Zu Denken gibt dabei, dass die Befragung zum Kinobesuchsverhalten von YouGov Shopper ein Imageproblem deutscher Filme offenbart. 43% der Befragten finden ihn eintönig, als schlicht wird er von 52% eingestuft, 56% empfinden ihn als einfach im Vergleich zu einem glamouröseren Gesamtangebot. Sogar 53% der Befragten sehen ihn als unpolitisch. Diese Attribute werden heute sogar noch eher mit dem deutschen Film verbunden als noch 2009. Auch bei Professionalität, Humor, Einfallsreichtum oder Unterhaltungswert beurteilen die Zuschauer die hiesigen Werke heute schlechter als noch vor 15 Jahren. 

Um die Zahlen der Kinobesucher der Nuller Jahre zu erreichen, fehlen heute auch die großen, erfolgreichen Franchises wie [„Herr der Ringe“](/movie/der-herr-der-ringe-die-gefaehrten) und [„Harry Potter“](/movie/harry-potter-und-der-stein-der-weisen), die Millionen Zuschauer verlässlich ins Kino lockten. Auf Bond, [„Avatar“](/movie/avatar-aufbruch-nach-pandora) und die Animationssparte von [Disney](/company/the-walt-disney-company-germany_b) und [Dreamworks](/company/dreamworks_9) ist noch Verlass, aber es scheint immer schwerer zu werden, einen Hype um einen Titel zu entfachen, wie es zuletzt [„Barbie“](/movie/barbie) und [„Oppenheimer“](/movie/oppenheimer_3) gelungen ist. 

Die genannten Titel sprechen alle Altersgruppen bis 60 Jahre an. Die Golden Agers haben jedoch längst ihre eigene Kinohitparade mit [„Monsieur Claude und seine Töchter“](/movie/monsieur-claude-und-seine-toechter), [„The Kings Speech“](/movie/the-kings-speech-die-rede-des-koenigs), [„Unsere Erde“](/movie/unsere-erde_6) sowie [„Der Junge muss an die frische Luft“](/movie/der-junge-muss-an-die-frische-luft) und [„Honig im Kopf“](/movie/honig-im-kopf).

Diese Altersgruppe dem Kino zu erhalten, gehört zu den dringenden Handlungsfeldern, die die FFA für die Steigerung der Besucherzahlen ausgemacht hat. Ebenso müssten die Twenties zurück in die Säle geholt werden, die dem Kino nach dem Kids- und Teenagerjahren den Rücken kehren. Schließlich müssen neue Besuchergruppen begeistert werden, die gar nicht (mehr) oder selten ins Kino gehen. Um diese Ziele zu erreichen und Zuschauer zurück vom Sofa vor die Leinwand zu locken, gibt die FFA mehrere Empfehlungen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Angebot müssen stimmen, da sich das Kino in einem breiten Umfeld anderer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung behaupten muss. Die Kinokarte ist vielen Deutschen heute auch schlicht zu teuer, nicht zuletzt weil das Geld aufgrund insgesamt gestiegener Lebenshaltungskosten knapp ist. 

Zum zentralen Schlüssel könnte die bessere und gezieltere Information über das breite Spektrum des Programms werden, um diejenigen zurückzugewinnen, die angegeben haben, das Interesse am Kino verloren zu haben oder meinen, das Angebot sei heute uninteressanter als vor Jahren. Zu viele Filme bleiben wohl unter der Wahrnehmungsschwelle. Neue Ideen bei der Vermarktung und Sichtbarmachung sind daher gefragt. Die Budgets für die Herausbringung müssten erhöht und das Marketing gestärkt werden. Denn ein Film ist erst dann richtig fertig, wenn er seine Zuschauer im Kino gefunden hat. 


FFA rekapituliert bei der KINO 2025 die vergangenen 25 Jahre