Blickpunkt:Film

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[Joscha Bongard](/person/joscha-bongard) feiert mit seinem Spielfilmdebüt „[Babystar](/movie/babystar)“ Weltpremiere beim Toronto International  Filmfestival in der Sektion Discovery. Wie in seinem Dokumentarfilm „Pornfluencer“ beschäftigt er sich mit Influencern. In seinem neuen Film stellt er eine Familie in den Fokus, insbesondere die fast erwachsene Tochter. [Maja Bons](/person/maja-bons), die für ihre Hauptrolle in „Die Akademie“ mit dem Bayerischen Filmpreis gewürdigt wurde und in der Serie „Everyone is f*cking crazy“ zu sehen war, spielt in einer weiteren starken Performance die 16-Jährige Luca, Bea Brocks und Liliom Lewald ihre Eltern Stella und Chris. Ihre schicke Wohnung  mit Terrasse - wie aus dem Katalog – haben sie mit Family Influencing verdient – quasi seit der Geburt von Luca. Was „Family Influencing“ genau bedeutet, schildert der Film, ein modernes Familien-, Coming-of-Age-, Sozial- und psychologisches Drama und noch mehr. 

Überall sind Kameras angebracht, im Haus gibt es auch ein kleines Studio für Podcasts und gefilmte Gespräche. Zu Beginn sieht man es in Schwarz-Weiß-Kamera-Bildern – ähnlich wie in einschlägigen Horrorfilmen nur nicht so grobkörnig. Dann sieht man die Familie –  hipp, gestylt und durchtrainiert - u.a. wie sie junge Influencer:innen zum Kaffeeklatsch im Garten begrüßt, gefilmt von Julie (Joy Ewulu), die bei den größeren Events, Szenen unterstützt. Luca sagt dem Nachwuchs - nur ganz wenig verkniffen - wie schön es sei, „mit sich selbst zu sein, Geld zu verdienen“. Man ahnt, dass es eine blanke Lüge und nur Show ist. Man sieht auch mal, wie Mutter und Tochter beim gemeinschaftlichen Yoga sich liebevoll, neckisch der Kamera zeigen. Der Druck allzeit performen zu müssen, wird aber ebenso deutlich, vor allem bei Luca, die keine Zeit für Freunde hat und deswegen Julie als Vertrauensperson betrachtet. Die Idylle stellt sich sehr schnell als brüchig dar.

Bongard, der das Drehbuch zu seinem Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg mit Nicole Rüthers schrieb, nutzt die Idee, dass Stella schwanger ist, als endgültigen Auslöser für die beginnende Rebellion von Luca, die ihren Höhepunkt in der Öffentlichkeit, in einem Nobelrestaurant erreicht. Die beiden erzählen von einem Internet-„Babystar“, einem einsamen Kind, und einer baldigen Konkurrenz realistisch mit einem Hauch ätzender Satire ein bisschen in der Art von Ruben Östlund. „Babystar“ ist letztlich ein sehr subtiler, zurückhaltender Horrorfilm. Er braucht keine Jumpscares und sonstige Schockeffekte für sein er- und abschreckendes Szenario, in dem Familienleben ein Businessmodell ist, vermarktet, auf die Follower und Produktanbieter zugeschnitten, wird, statt auf die eigenen Bedürfnisse – jenseits von Luxus - und vor allem der des Kindes. „Babystar“, der auch Diplomfilm der Produzentinnen von LiseLotte Films, Lisa Purtscher und Lotta Schmelzer, ist, die das Drama mit ZDF – Kleines Fernsehspiel auf die Beine stellten, ist nicht nur in Toronto im Rennen, sondern auch für den No Fear Bernd Eichinger Award bei First Steps nominiert.



REVIEW KINO: „Babystar“