51. Internationales Filmfest Mannheim-Heidelberg: Talentierter Nachwuchs und ein alter Meister
Mit einem überragenden Gewinner ging das Filmfestival Mannheim-Heidelberg (7. bis 16. November) zu Ende. "Les diables" heißt der verdiente Siegerfilm des Franzosen Christophe Ruggia. Zu Publikumsrennern entwickelten sich die norwegische Politsatire "Die meisten Menschen leben in China" und das dänische Film-Noir-Drama "Charlie Butterfly".
Zum ersten Mal nach langer Durststrecke war mit "Mathilda" von René Reinhardt auch wieder ein deutscher Film im Wettbewerb vertreten. Bei der Preisvergabe ging der Film zwar leer aus, doch freuten sich Regisseur und Team über die freundliche Aufnahme der Leipziger Low-Budget-Produktion. Die meisten Beiträge der diesjährigen Filmauswahl bestätigten den Ruf, wonach das "Arbeitsfestival" Mannheim-Heidelberg eines der interessantesten, weil ungewöhnlichsten und überraschendsten Programme zu bieten hat - gerade weil man sich in aller Tradition hier seit Jahren ganz den Erstlingsfilmen junger Regisseure verschreibt, konsequent zumindest europäische Premieren spielt. Im Gegensatz zum Vorjahr, als gleich fünf Dogma-Filme im Wettbewerb liefen, scheint dieser Filmstil fürs Erste verschwunden, tauchte nur noch als Stil-Behauptung im einen oder anderen Beitrag auf. Viele Filme stellten Familien und besonders Kinder ins Zentrum. So auch "Les diables", eine Reise in die Seelen zweier schwer gestörter Kinder, die sich im Wald rund um Marseilles verstecken und in leer stehende Häuser einbrechen - auf der Suche nach ihren Eltern und auf der Flucht vor der Gesellschaft. Anrührend gespielt, so dicht wie schmerzhaft inszeniert erzählt Ruggia von Flucht und zögernden Befreiungsakten, ein Film, der formal wie inhaltlich unter die Haut geht. Ähnlich kompromisslos auf der Seite der Kinder steht auch "Les enfants de l'amour" des Belgiers Geoffrey Enthoven. Im Doku-Stil erzählt er von den chaotischen Gefühlswelten einiger Scheidungskinder.