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Blickpunkt:Film: Hauptdarstellerin und Produzentin Neve Campbell sagte, dass man an Sie als Regisseur von "The Company" dachte, weil es eine "Altmaneske Ensemblegeschichte" sei. Macht es Ihnen Angst, für einen "Altmanesken Film" angestellt zu werden?

Robert Altman: Sie waren klug genug, mir den Stoff nicht so zu verkaufen. Aber ich frage Sie: Was anderes als einen Altman-Film kann ich machen? Ich bin, was ich bin. Man kann es nicht verstecken, also versuche ich es gar nicht erst.

BF: Dennoch müssen Sie zugeben, dass eigentlich jeder Film von Ihnen einen anderen Stil, einen anderen Ton hat.

RA: Ich stelle mir vor jedem Film die gleichen Fragen. Was kann ich, und was kann ich nicht? Es ist offensichtlich, dass ich mich nicht für etwas entscheide, was ich nicht kann. Dann frage ich mich, wie ich etwas interessant machen kann, was ich eigentlich sagen will, was will ich aufgeben, was will ich retten? Stil und Technik ergeben sich auf diesem Weg eigentlich von selbst. Ich stehe nur am Rand und beobachte, wie es sich zusammensetzt.

BF: "The Company" ist milde und versöhnlich ausgefallen. Von Ihnen hätte man sich einen bissigeren Film erwartet.

RA: So hat sich diese Welt mir präsentiert. So sind diese Menschen in der Ballettszene. So gehen sie miteinander um. Wenn sie zusammenarbeiten, dann sind sie 44 Menschen in vollkommenem Einklang - ein Organismus.

BF: Mit drei Ausnahmen sind alle Darsteller in Ihrem Film Tänzer ohne schauspielerische Ausbildung. Wie haben Sie die Tänzer für die Filmrollen ausgesucht?

RA: Ich setzte mich mit jedem einzelnen Tänzer eine halbe Stunde zusammen. Ich erzählte ihnen, was ich nicht von ihnen erwartete, und versuchte herauszufinden, was sie mir geben könnten. Vieles ergab sich: Der Tänzer eines gewissen Tanzes tanzte ihn dann auch im Film. Ich hätte es mir niemals zugemutet, in diesen Prozess einzugreifen.

BF: Hatten Sie den Eindruck, dass Film als sehr mechanisches Medium mit dem Puren und Reinen des Balletts nicht wirklich mithalten kann? Hat sich Ihr Blick auf Ihr Medium geändert?

RA: Ich befürchte, dass mir ab jetzt jedes Drehbuch banal und aufgesetzt vorkommen wird. Die Konflikte, die Filmgeschichten ausmachen, wirken immer erzwungen. Alles ist schon einmal da gewesen. Es ist alles eine ewige Wiederholung. Und wenn man dann mal etwas wirklich Neues macht, dann wird es abgelehnt. Da kriegt man dann zu hören, dass ein Filmleben so auf gar keinen Fall aussehen darf.

BF: Aber Sie versuchen offensichtlich, diese fast unausweichliche Wiederholung zu vermeiden.

RA: Ich versuche es. Manchmal kann man Konvention auch für sich nutzen. Am Ende des Tages geht es bei Film immer um menschliches Verhalten. Die Schauspieler sind der Film. Sie leisten die Arbeit, nicht ich.

BF: Blicken Sie bei der Vorbereitung auf neue Stoffe auf Ihre alten Werke zurück, um sich inspirieren zu lassen?

"Die eigene Kunst wird mit der Zeit nicht besser"

RA: Alles, was ich als Filmemacher gemacht habe, ist in meinem Kopf abgespeichert. Es kommt schon mal vor, dass ich an Punkte komme, an denen ich Lösungen finde, die ich am nächsten Tag als Wiederholung von Tricks älterer Filme entlarve. Die eigene Kunst wird mit der Zeit nicht besser. Man ist am ersten Tag der Karriere genauso kunstvoll wie am letzten Tag. Man realisiert, dass es Dinge gibt, die einfach nicht funktionieren. Man wird etwas cleverer, man geht selbstverständlicher mit dem Medium um. Man stellt fest, dass man auf dem Weg die Kunst verloren hat. Dann ist man nur noch ein guter Mechaniker, der sich pausenlos selbst imitiert. Ich habe "The Company" ungefähr 16 Mal abgelehnt. Aber dann habe ich zugesagt, weil mir bewusst wurde: Diesen Film habe ich noch nie gedreht. Diesen Film habe ich noch nie gesehen. Ich wollte herausfinden, was mich dazu bringt, mir diesen Film anzusehen.

BF: Wie ist die Reaktion der Produzenten, wenn Sie heute einen Film machen? Sind sie freudig erregt oder zeigen sie Angst?

RA: Mir gegenüber geben sie sich freudig erregt. Aber wahrscheinlich haben sie Grund, Angst zu haben, wenn ich an Bord komme. "The Company" ist Neve Campbells Projekt. Aber ich habe ihr klar gemacht, dass sie wie alle anderen behandelt werden und keinen eigenen Wohnwagen bekommen würde. Das ist der Grund, warum sie von dem Ballett akzeptiert wurde. Das war wichtig: Die Company hat sie geliebt, weil sie eine von ihnen war. Der Einzige, der wie ein Schauspieler gearbeitet hat, war Malcolm MacDowell als Intendant, dessen Reden eine Art Klebstoff für den Film waren.

BF: Bisweilen wirkt "The Company" wie eine Dokumentation.

RA: Dokumentationen sind auch nicht ehrlicher als Spielfilme. Sie sind geschnitten, die Kamera ist bewusst an einer gewissen Stelle aufgestellt. Aber bei den Balletten ist es natürlich so, dass uns gar keine andere Wahl blieb, als sie so abzufilmen, wie sie choreografiert waren.

BF: Der Intendant wird als "Mischung aus Diktator, Vaterfigur und Politiker" beschrieben. Würden Sie Ihre Rolle als Regisseur ebenso beschreiben?

RA: Ja, genau das bin ich. Man muss mehrere Rollen spielen. Regisseur sein ist, als würde man seiner Schwiegermutter zusehen, wie sie einen Jaguar über eine Klippe fährt.

Filmemacher Robert Altman zu "The Company"