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Festival

Martin Scorsese in Marrakesch: "Das klassische Kino ist vorbei"

In einer mitreißenden Masterclass - der bisherige Höhepunkt des 17. Filmfestivals von Marrakesch - stellte Regie-Altmeister Martin Scorsese klar, warum er der Überzeugung sei, dass das klassische Kino, wie er es kennt und liebt, an seinem natürlichen Ende angekommen ist.

Thomas Schultze03.12.2018 07:01
Martin Scorsese in Marrakesch
Martin Scorsese in Marrakesch

Wie immer nahm Martin Scorsese kein Blatt vor den Mund. Seine Masterclass - ein Gespräch mit den beiden Filmemachern Laila Marrakchi und Faouzi Bensaidi, auf dem 17. Filmfestival von Marrakesch war der bisherige Höhepunkt des Festivals, dem Scorsese bereits 2013 als Präsident der Jury vorgestanden war. Eloquent und anspielungsreich erinnerte sich der Regisseur von New-Hollywood-Klassikern wie "Taxi Driver" oder "Wie ein wilder Stier" an seine prägenden Kinoerlebnisse in seiner Kindheit und wichtige Meilensteine seiner Karriere. Vor allem aber war es seine ganz persönliche Analyse der aktuellen Situation des Kinos, die für Diskussionen im Anschluss sorgte. "Das Kino, wie ich es kenne und liebe, ist am Ende seines Weges angekommen", hielt der 76-jährige Scorsese klipp und klar fest. So wie die italienische Oper eine 200 Jahre lange Hochphase erlebte und dann langsam verebbte, stehe das klassische Kino vor Herausforderungen, die es in einer nicht geahnten Weise verändern würden. "Als wir angefangen haben, sind wir gescheitert, weil es so schwierig war, die Film finanziert zu bekommen", erinnert er sich. "Wenn meine Produzenten Julia und Michael Phillips nicht gewesen wären, hätte es ,Taxi Driver' nicht gegeben. Columbia hat den Film gehasst. Heute ist es anders: Die technologischen Möglichkeiten sind so gut, dass man auch ohne großen finanziellen Aufwand Filme drehen kann. Das Problem ist heute nur, dass man die Filme nicht mehr in die Kinos bekommt. Es gibt einfach keine Kinos mehr, die andere Filme spielen als die großen Comicverfilmungen. Deshalb kommt Festivals wie Marrakesch eine so große Bedeutung zu: Sie stellen sicher, dass neue Stimmen gehört und gesehen werden können."

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