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"Ich würde wahnsinnig gern einen Film wie '[Mein Essen mit Andre](/movie/mein-essen-mit-andre)' machen", gesteht [Andrew Adamson](/person/andrew-adamson). Dummerweise hat er sich bei seinem aktuellen Projekt das Gegenteil davon ausgesucht. Ende August schloss er die Dreharbeiten zum zweiten Spielfilm der "Narnia"-Serie ab. Neun Monate Postproduktion haben begonnen. Und er hat sich diese Sache selbst eingebrockt. Seine erste Adaption der Fantasy-Bücher von [C.S. Lewis](/person/cs-lewis), "[Der König von Narnia](/movie/die-chroniken-von-narnia-der-koenig-von-narnia)", spielte weltweit rund 744 Mio. Dollar ein. Eine Fortsetzung war die logische Konsequenz.


"Als ich mich auf den ersten Film einließ, konnte ich das mit Naivität entschuldigen", so der Regisseur. "Aber jetzt kann man mich dumm nennen, denn ich habe mir wieder solche Herausforderungen aufgehalst. Die Dimensionen sind jetzt noch größer." Der heitere Unterton verrät, dass Adamson diese Herausforderungen genießt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass "[Prinz Kaspian von Narnia](/movie/die-chroniken-von-narnia-prinz-kaspian-von-narnia)", der zweite Teil der "Chroniken von Narnia", für ihn ein "komplett neuer Film ist".


Mehr Action, weniger Märchen


Das Zielpublikum des zweiten Teils ist etwas älter, aus dem Familienmärchen wird ein Actionabenteuer. Dabei sind die Helden der Ouvertüre wieder mit von der Partie: Wieder werden die vier Kinder der Familie Pevensie nach Narnia versetzt, doch dort hat sich die Geschichte 1300 Jahre weiterbewegt. Auch wenn wieder der computeranimierte Löwe Aslan dabei ist, sind es jetzt nicht mehr Fabelwesen, die das Zauberland dominieren, sondern Menschen:


Der böse König Miraz ([Sergio Castellitto](/person/sergio-castellitto)) hat die Herrschaft an sich gerissen und verfolgt den Titelhelden, den rechtmäßigen Amtsinhaber, dem die Jugendlichen aus dem guten alten London zuhilfe kommen. Diesmal gibt es gleich mehrere Schlachtsequenzen, darunter einen Sturmangriff auf eine Burg, den die Helden - ähnlich wie "[Harry Potter](/movie/harry-potter-und-der-gefangene-von-askaban)" - mit einem Flug auf Greifen einleiten.




Großprojekt in der tschechischen Hauptstadt


Im Vergleich zum ersten Teil gibt es noch einen entscheidenden Unterschied: Diesmal wurde der Großteil des Films nicht in Neuseeland, sondern in Europa gedreht. Hauptgrund dafür war das Wetter: Denn "Prinz Kaspian" spielt in einem Waldgebiet im Sommerklima - deshalb brauchte das Team während des gesamten sechsmonatigen Drehs sommerliche Verhältnisse. Außen-Locations entdeckte man in Slowenien, Polen und im Umland von Prag. In den Barrandov-Studios belegte die Produktion fünf von zehn Studiohallen. Außerdem entstand auf dem Gelände eine der größten Bauten der jüngsten Filmgeschichte.


[Roger Ford](/person/roger-ford), der schon den ersten Teil gestaltet hatte, ließ auf einer Fläche von 1900 Quadratmetern eine Burganlage samt Zugbrücke errichten. In kurzer Distanz fügte er noch ein mittelalterliches Dorf hinzu. Ursprünglich hatte Adamson erwogen, auf dem Chateau de Pierrefonds in Frankreich zu drehen. Doch logistisch wäre es zu kompliziert geworden, das Monument fünf Wochen lang zu blockieren. Deshalb erwies sich der Nachbau als bequemere Lösung.


Bewährtes Team - mit einer Ausnahme


So sehr die Produktion vom Know-how der Barrandov-Crews und den günstigen Lohnverhältnissen profitierte, die Hoffnung auf günstige Witterung zerschlug sich: "So ein verrücktes Wetter habe ich nicht mal in Neuseeland erlebt", erinnert sich Adamson. "Es gab Tage, da regnete es erst, dann kam die Sonne, darauf Nebel und wieder Regen, und zum Schluss kehrte die Sonne zurück." Diese Bedingungen führten immer wieder zu Verzögerungen, obwohl die Produktion ihren Zeitplan letztlich in etwa einhalten konnte.


Das Schlüssel-Team des ersten Teils war das gleiche - bis auf eine Position: Auf einen Hinweis von Produzent [Mark Johnson](/person/mark-johnson) hin fand Adamson Kameramann [Karl Walter Lindenlaub](/person/karl-walter-lindenlaub), [Roland Emmerichs](/person/roland-emmerich) langjährigen Mitstreiter: "Er brachte eine enorme Begeisterungsfähigkeit mit. Er sagte, er wolle einen Film für seinen elfjährigen Sohn machen."




Weitere "Narnia"-Filme geplant


Jetzt freut sich Adamson darauf, sein Werk fertigzustellen: "Wir haben großartiges Material eingefangen, aber eigentlich machen wir den Film erst in der Postproduktion." Seine Freude mag auch damit zu tun haben, dass er in den letzten Drehwochen weniger Effektsequenzen einfing: "Es gibt schon Momente, wo man sagt: 'Ich will nicht jeden Tag vor der Bluescreen verbringen.'" Auch wenn das offizielle Budget angeblich nicht stark gegenüber den 180 Mio. Dollar des ersten Teils aufgestockt wurde, ist allein in der Postproduktion der Aufwand enorm: Bei "Der König von Narnia" waren 800 Effekteinstellungen geplant, die sich letztlich verdoppelten. Bei "Prinz Kaspian" sind von Anfang an 1600 vorgesehen.


Wie schon beim ersten Teil formte Adamson die Handlung des Buches auf die dramaturgischen Bedürfnisse des Kinos hin um. Aus kurzen Hinweisen auf Actionmomente wurden ganze Szenen. Die jungen Helden werden viel früher mit der Titelfigur zusammengeführt. Der Filmemacher fand auch ein emotionales Leitthema: den Prozess des Abschiednehmens von der Kindheit. So erfahren die älteren Pevensie-Kinder am Ende des Films, dass ihnen als Erwachsene der Weg nach Narnia versperrt ist. Das bedeutet nicht das Ende des Franchise. Denn während Adamson im Schneideraum steckt, bereitet [Michael Apted](/person/michael-apted) den dritten Teil, "The Voyage of the Dawn Treader", vor.


Rückkehr nicht ausgeschlossen


Dessen Produktionsstart wurde gerade von Januar 2008 auf den Sommer verschoben. Als Kinostart ist der 7. Mai 2010 vorgesehen. Damit können die Produktionspartner Disney und Walden Media ihr ehrgeiziges Ziel, die Teile zwei bis vier im Abstand von jeweils nur einem Jahr in die Kinos zu bringen, nicht ganz erfüllen. Aber erst einmal wird sich beim Start von "Prinz Kaspian" ab 8. Mai in den US- und ab 31. Juli 2008 in den deutschen Kinos zeigen, inwieweit sich die kommerziellen Erwartungen erfüllen. Dann könnten auch noch die restlichen drei Bücher verfilmt werden.


Das Konzept besteht darin, mit einem Film neue Figuren einzuführen, die dann im nächsten Teil in den Mittelpunkt rücken. So wird Prinz Kaspian die Hauptfigur von "Dawn Trader" sein, in dem wiederum ein Held für die vierte Verfilmung, "The Silver Chair", präsentiert wird. Entsprechend suchte sich Adamson als Titelheld den gut aussehenden Briten [Ben Barnes](/person/ben-barnes) aus, der wie ein jüngerer Bruder von [Orlando Bloom](/person/orlando-bloom) wirkt.


Am dritten Teil wird der Geburtshelfer der Serie noch als Produzent beteiligt sein, auch wenn er sich momentan nach einem intimen Charakterdrama sehnt. Aber eine Rückkehr nach Narnia schließt Andrew Adamson nicht aus: "Mal sehen, was passiert, wenn sie 'Magician's Nephew' drehen. Denn das ist mein Lieblingsbuch in der Serie. Deshalb: Sag niemals nie."

Am Set von "Prinz Kaspian von Narnia"