Blickpunkt:Film

Film

Er hat es geschafft: Seit seinem Erfolg mit "[Good Will Hunting](/movie/good-will-hunting)" machte [Ben Affleck](/person/ben-affleck) allenfalls mit Flops wie "[Liebe mit Risiko](/movie/liebe-mit-risiko)" oder "[Jersey Girl](/movie/jersey-girl_1)" und als Mr. Bennifer Schlagzeilen. Jetzt hat er für seine Darstellung in "[Hollywoodland](/movie/die-hollywood-verschwoerung)" die Coppa Volpi erhalten.


In dem Noir-Thriller von [Allen Coulter](/person/allen-coulter) überzeugt der 34-Jährige als Superman-Schauspieler [George Reeves](/person/george-reeves). Für die Rolle des TV-Stars, dessen Selbstmord 1959 nach wie vor Rätsel aufgibt, hatte Ben satte 20 Kilo zugenommen. Die Trophäe konnte Affleck am Samstag Abend nicht persönlich in Empfang nehmen, da er nach der Premiere von "Hollywoodland" schon wieder abgedüst war. Bedankt hat der Gewinner sich mit einer SMS: Er sei "geschmeichelt und geehrt".





FOTOSHOW: DIE 63. FILMFESTSPIELE VON VENEDIG IN BILDERN








Die perfekte Queen


Der weibliche Darstellerpreis ging an Favoritin [Helen Mirren](/person/helen-mirren), die in "The Queen" als unbeholfene Monarchin allen die Show stielt. [Stephen Frears](/person/stephen-frears)' Satire über die unterkühlte Reaktion des britischen Königshauses auf den Tod von Lady Di galt unter den Kritikern als heißer Kandidat für den Goldenen Löwen, doch die Jury entschied sich für den chinesischen Beitrag "Still Life".


Der Film von [Jia Zhang-Ke](/person/jia-zhang-ke) handelt von einem Mann, der nach 16 Jahren nach Hause kommt, nur um festzustellen, dass sein Dorf dem Drei-Schluchten-Damm am Jangtse zum Opfer gefallen ist. "Still Life" war erst nach der Eröffnung des Festivals als Überraschungsfilm nachnominiert worden.



Afrika in Venedig


Für viele Festivalbesucher war auch [Alain Resnais](/person/alain-resnais)' "[Petites Peurs Partagées](/movie/herzen)" ("Coeurs") ein Anwärter auf den begehrten Preis. [Catherine Deneuve](/person/catherine-deneuve), [Cameron Crowe](/person/cameron-crowe), [Bigas Luna](/person/bigas-luna), [Paulo Branco](/person/paulo-branco), [Chulpan Khamatova](/person/chulpan-khamatowa), [Park Chan-wook](/person/park-chan-wook) und [Michele Placido](/person/michele-placido) kürten den Altmeister für seinen amüsanten Einsame-Herzen-Reigen zum besten Regisseur.


Den Spezialpreis der Jury nahm [Mahamet-Saleh Haroun](/person/mahamat-saleh-haroun) für "[Daratt](/movie/daratt)" entgegen. "Das ist ein besonderer Tag für Afrika" freute sich der Filmemacher aus dem Tschad über die Auszeichnung für das Drama um einen jungen Mann, der den Tod seines Vaters im Bürgerkrieg rächen soll.


Typisch Lynch


Den Silbernen Löwen erhielt der Italiener [Emanuele Crialese](/person/emanuele-crialese) für seinen Einwandererfilm "[Nuovomondo](/movie/golden-door)" ("The Golden Door"). Beste Dokumentation ist in diesem Jahr [Spike Lees](/person/spike-lee) kritisches "When the Levees Broke: A Requiem in Four Acts" über die Folgen von Hurricane Katrina.


[Alfonso Cuaróns](/person/alfonso-cuaron) "[Children of Men](/movie/children-of-men)" war bei den Zuschauern auf geteiltes Echo gestoßen. Bei der Preisverleihung musste sich das düstere Sci-Fi-Szenario über eine unfruchtbare Welt mit dem Preis für die Beste Kamera an [Emmanuel Lubezki](/person/emmanuel-lubezki) zufrieden geben, während der Script-Preis an [Peter Morgan](/person/peter-morgan) für "The Queen" ging. Den Ehrenpreis der 63. Filmfestspiele von Venedig hatte [David Lynch](/person/david-lynch) bereits zuvor für sein Lebenswerk bekommen. Der Kult-Regisseur verwirrte seine Fans daraufhin mit "[Inland Empire](/movie/inland-empire)", der außer Konkurrenz lief. Auf die Frage, warum er sein neuestes Werk ohne Drehbuch inszeniert habe, antwortete er kryptisch: "Die Möglichkeiten sind unendlich..."




Starrummel gegen Rom


Auch wenn die Wettbewerbsbeiträge in diesem Jahr kein herausragendes Highlight wie "[Brokeback Mountain](/movie/brokeback-mountain)" vorzuweisen hatten, für Klatsch und Tratsch hat das Treiben am Lido dennoch gesorgt. Denn der Biennale an der Mostra, dem ältesten Filmfest der Welt, droht Konkurrenz aus Rom. Dort startet in diesem Oktober ein neues Festival, das kräftig aus Regierungskreisen unterstützt wird.


Ob der Rivale aus der italienischen Hauptstadt Venedig das Wasser reichen kann, bleibt abzuwarten. Denn obwohl [Nicole Kidman](/person/nicole-kidman) und [Jack Nicholson](/person/jack-nicholson) kommen sollen, wird es nicht leicht. Schon bei der Eröffnung mit [Brian De Palmas](/person/brian-de-palma) "[The Black Dahlia](/movie/black-dahlia)" verzauberte [Scarlett Johansson](/person/scarlett-johansson) in der Lagunenstadt. Dass sie zu spät ankam, haben alle der blonden Schönheit schon längst verziehen. Als [Lindsay Lohan](/person/lindsay-lohan) an der Seite von Freund Harry Morton mit einem auffälligen Ring auf dem roten Teppich posierte, brodelte die Gerüchteküche. Auch der dreiste Dieb, der zuvor ihre Handtasche gestohlen hatte, bot jede Menge Gesprächsstoff.


Ein Kuss mit Folgen


Nachdem [Toby Jones](/person/toby-jones) in "[Infamous](/movie/infamous)" als [Capote](/person/truman-capote) mit dem damals relativ unbekannten [Daniel Craig](/person/daniel-craig) knutschte, erheiterte er die Festivalbesucher mit: "Ich bin der erste, der den neuen [James Bond](/movie/casino-royale_5) geküsst hat!"


Unvergessen bleibt ebenfalls der Auftritt von [Meryl Streep](/person/meryl-streep): Die Diva wagte sich doch glatt mit einem nicht frisch designten Outfit ins Rampenlicht. "Manche meiner Kleidungstücke sind 30 Jahre alt", verriet sie. "Sie kommen schon wieder in Mode. Ich hasse es einfach, Geld auszugeben!". Anschließend erzählte Streep noch, dass [Clint Eastwood](/person/clint-eastwood) das Vorbild für den scharfen Ton ihrer Miranda in "[Der Teufel trägt Prada](/movie/der-teufel-traegt-prada)" war. [Oliver Stone](/person/oliver-stone) brachte die wahren Vorbilder zu "[World Trade Center](/movie/world-trade-center)" sogar mit nach Italien. John McLoughlin, den [Nicolas Cage](/person/nicolas-cage) auf der Leinwand verkörpert, reiste mit seiner ganzen Familie an.


Ein verdammt gutes Leben


Übrigens machte Ben Affleck noch vor der Preisverleihung mit Paparazzi-Bashing auf ersthafter Schauspieler. Er beschwerte sich, dass die Presse den Fokus auf die Person des Schauspielers und nicht auf sein Werk lenke: "Filme sind nur noch zufällige Boxenstops und Werbepausen in der Seifenoper ihres Lebens."


Auf diese tiefsinnige Aussage seines Kollegen konterte "[The Hottest State](/movie/the-hottest-state)"-Regisseur [Ethan Hawke](/person/ethan-hawke) mit: "Wenn Paparazzi dich stören, bedeutet das wohl, dass Du ein verdammt gutes Leben führst."

Coppa Volpi für Ben Affleck