Blickpunkt:Film

Film

Ist es schwierig als junger Regisseur, einen renommierten Filmemacher zum Vater zu haben - noch dazu, wenn man ein Genre wählt, für das er bekannt ist?

[DAVID DIETL](/person/david-dietl): Natürlich gibt es einen gewissen Druck, aber ich wollte nun mal das machen, wozu ich am meisten Lust hatte, und das ist Regieführen. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin drehte ich Kurzfilme und stellte fest: Es gibt nichts Besseres für mich! Dieses Erbe ist eher für Filmjournalisten interessant, mich hat es nicht belastet. "[Der König von Deutschland](/movie/koenig-von-deutschland)" ist zwar eine Komödie geworden, aber sie ist ganz anders als die Filme meines Vaters. Meine Vorbilder stammen eher aus dem amerikanischen Independentkino.


Was war Ihnen bei der Umsetzung der Geschichte eines Durchschnittsmenschen wichtig?

Mein Anspruch war, nah an den Figuren zu sein, eine eigene Welt zu kreieren. Der Film handelt zwar von der Durchschnittlichkeit, soll aber nicht durchschnittlich aussehen. Das war das Credo von Kameramann [Felix Novo de Oliviera](/person/felix-novo-de-oliveira) und mir. Entsprechend sind die Bilder zum Teil sehr stilisiert. Ich will in erster Linie unterhalten, hoffe aber, dass der Zuschauer sich auch mit den Fragen beschäftigt, die der Film aufwirft. Zum einen persönliche - ob man glücklich ist oder wie man eine Beziehung am Laufen hält - und zum anderen gesellschaftliche - weiß man, was mit persönlichen Daten geschieht, wer einen ausspioniert. Das ist ja gerade hochaktuell.


Im Vergleich zur Realität wirkt der Film fast harmlos.

Harmlos würde ich nicht sagen. Der Film kondensiert das Thema auf eine Person. Spätestens beim Neuromarketing ist der Film nicht mehr harmlos. Wo kommt man hin, wenn das Unterbewusstsein der Konsumenten bzw. der Wähler angezapft wird, ohne, dass sie es mitkriegen? Der Film sollte aber auf keinen Fall belehrend werden. Das wäre er geworden, wenn ich die gesellschaftliche Problematik in den Vordergrund gestellt hätte.


Wie kamen Sie auf Comedian [Olli Dittrich](/person/olli-dittrich) als Hauptdarsteller?

Beim Schreiben versuche ich möglichst keinen bestimmten Schauspieler im Kopf zu haben. Gerade bei dieser reinen Kunstfigur hat es geholfen, dass sie gesichtslos blieb. Nachdem das Buch fertig war, bin ich schnell auf Olli Dittrich gekommen. Er ist hierzulande einer der besten und intelligentesten Komödianten. Besonders gefallen hat er mir in der ernsten Nebenrolle in "[Same Same But Different](/movie/same-same-but-different)". Ich schrieb ihm, dass ich ihn mir, wie [Will Ferrell](/person/will-ferrell) in "[Schräger als Fiktion](/movie/schraeger-als-fiktion)" oder [Adam Sandler](/person/adam-sandler) in "[Punch-Drunk Love](/movie/punch-drunk-love)", in einer ernsthaften Performance sehr gut vorstellen könne. Nachdem er zugesagt hat, habe ich mit seinem Feedback weiter am Drehbuch gefeilt.





War es schwierig, sich als Kinodebütant durchzusetzen?

Nein. Es ging sehr familiär zu. Olli ist kollegial und voll konzentriert und auch die anderen Darsteller waren wunderbar. Die Zwänge durch das knappe Budget, die während der Preproduction noch zu spüren waren, waren vergessen, als ich mit den Schauspielern am Set stand. Leider dauert der Dreh selbst nur sechs Wochen. Das Schreiben, Vorbereiten und Finanzieren dauert viel länger.


Gibt es schon Ideen für den nächsten Film?

Nichts Spruchreifes. Als junger Filmemacher gibt einem ja niemand ein Buch. Deswegen habe ich überhaupt erst mit dem Schreiben angefangen. Beim Durchforsten der Statistiken für den Film stieß ich darauf, dass nur etwa zehn Prozent der Debütfilmer es schaffen, einen zweiten oder dritten Film zu realisieren. Ich hoffe, dass ich durch "[König von Deutschland](/movie/koenig-von-deutschland)" den Fuß in der Tür habe und dass es nicht vier, fünf Jahre bis zum nächsten Film dauert. Deswegen habe ich auch vor einem Jahr begonnen, mit verschiedenen Autoren neue Stoffe zu entwickeln.


Ist auch eine Komödie darunter?

Ich wollte mich mit "König von Deutschland" nicht positionieren nach dem Motto: Ich will nur Komödien machen. Ich bin ganz offen. Mein erster Langfilm war eine Mischform, eine Mockumentary. Innerhalb von "König von Deutschland" probiere ich auch verschiedene Formen aus, wie die Spielshow oder die Bierwerbung. Unter den Stoffen, die ich entwickele, ist z.B. ein Liebesdrama, ein anderer geht wieder in Richtung Mockumentary.


Was sind die Erwartungen an "König von Deutschland"?

Für mich ist es keine Katastrophe, wenn der Film 10.000 Zuschauer macht, ich jubele, wenn er 100.000 macht. Über Testvorführungen versucht man ähnlich wie in meinen Film, den Massengeschmack heraus zu finden. Trotzdem bleibt der Kinoerfolg ein Mysterium. Man muss als Filmemacher den bestmöglichen Film abliefern, den man machen kann. Wenn man Glück hat, gehen die Leute ins Kino, wenn man Pech hat, interessiert der Film keinen. Dann probiert man es mit dem nächsten.

"Das Ausspionieren ist gerade hochaktuell"