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"Tha Passion!"... "Tha Passion!" - und ein drittes Mal: "Tha Passion!" Irr fuchtelt das kleine Männchen mit seinen noch kleineren Ärmchen in der Luft herum, verdreht die Augen, holt tief Luft, um dann doch "Tha Passion" im Raume stehen zu lassen. Reicht wohl auch, denn alle Anwesenden nicken ehrfürchtig und schweigsam, bis das kleinen Männchen seine tiefen Stirnfalten glättet und wieder sein gütiges Lächeln aufsetzt. Nächste Frage....




Der eben beschriebene Ausbruch der Leidenschaft stammt nicht wie etwa zu erwarten, von unserem alten Freund [Jerry](/person/jerry-bruckheimer) (Bruckheimer) - der könnte Botox bedingt ohnehin die Stirn nicht mehr in Falten legen - nein, hier beantwortete gerade [Dino De Laurentiis](/person/dino-de-laurentiis) die Frage aller Fragen. Nämlich, was ihn immer noch antreibe, Filme zu produzieren. In Kürze läuft sein neuestes Werk "[Roter Drache](/movie/roter-drache)" mit [Edward Norton](/person/edward-norton), [Anthony Hopkins](/person/sir-anthony-hopkins) und [Ralph Fiennes](/person/ralph-fiennes) an.


Erstaunlich, zu welchen Energieleistungen der Mann noch fähig ist - De Laurentiis ist mittlerweile immerhin 83 Jahre alt, arbeitete mit Regisseuren wie [Rossellini](/person/roberto-rossellini), [Fellini](/person/federico-fellini), [Bergman](/person/ingmar-bergman), [De Sica](/person/vittorio-de-sica) und [Truffaut](/person/francois-truffaut), begründete mit dem Neorealismus eine Filmrichtung mit, die das Kino des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Und - nebenbei erwähnt - er war es auch, der 1957 einem unbedarften jungen Schwaben namens Leo Kirch die deutschen Rechte an "[La Strada](/movie/la-strada)" verkaufte.


Die meisten der genannten Regisseure sind mittlerweile tot, ihre Werke sieht man heute bestenfalls noch in "Die Filme der Filmemacher" - obwohl sie zweifelsohne "Die Besten Filme aller Zeiten" sind - und ihre Namen mittlerweile für Szenekneipen herhalten müssen, in denen italo- und frankophile Bafög-Verschleuderer, allwissend Gauloises-Rauch in die Luft blasen und Latte Macchiato schlürfend die Zeit totschlagen.


Kirch - wiederum nur nebenbei erwähnt - ist mittlerweile insolvent. Genau das hat De Laurentiis nun schon mehrfach hinter sich, und ist immer noch da!


Und wie! Dino De Laurentiis sieht nicht aus, als wäre er eben aus jener Olivenöl-Werbung gesprungen, in der ältere italienische Herren gegen Fußbälle und Schienbeine treten, dass ein Jürgen Kohler ehrfürchtig in Deckung geht - er legt im Interview ein Tempo und eine Dynamik an den Tag, die weit jüngere Zeitgenossen vor immense Schwierigkeiten stellt: Seine Frau Martha jedenfalls, immerhin ebenfalls Produzentin von "Roter Drache", kam kaum zu Wort und konnte mit Müh und Not noch ein devotes "Dino hat immer Recht!" unterbringen. Die versammelte Journalisten-Schar nestelt ängstlich in den Taschen, ob denn auch genügend Tape-Material an Bord ist, um Herrn De Laurentiis' epische Ausführungen auf Magnetband zu bannen.


Lustvoll und bis ins Detail referiert Dino über "[Alexander Der Große](/movie/alexander-der-grosse)" mit [Leonardo DiCaprio](/person/leonardo-dicaprio), legt seine ausgeklügelten Pläne mit dem neuen Filmstudio in Marokko vor und lässt am "Ratrace" in Hollywood kein gutes Haar. Ein Schwenk in die gute alte Zeit darf natürlich auch nicht fehlen, um danach in harschen Worten die Blockbuster-Auftragsfertigung zu geißeln.


En passant legte er auch noch seine Vorschläge zur Wiederbelebung des europäischen Kinos dar: die Kleinstaaterei mit deutschem, italienischem, französischem Kino sei vorbei, ein Zentrum großen Formates soll her, die Produktionen allesamt in Englisch und dann, bitteschön, mit der Power und Kreativität von 350 Millionen Europäern, wird wohl Tinseltown schon zu knacken sein!


Nun, in dem Alter hält man sich nicht mehr mit Kleinigkeiten wie Geld oder juristischen Hürden auf. Viel wichtiger ist doch, dass dieses - und das ist mit tiefstem Respekt gemeint - Fossil immer noch Kino macht, Kino lebt, Kino atmet.


Ein wenig müde wirkt Dino De Laurentiis am Ende dieses Interview-Marathons doch, reibt sich die Augen und blickt ins Leere - bis doch noch eine weitere Frage kommt und das Feuer wieder in ihm lodert, schließlich geht es um sein Leben, es geht um Film!

Der letzte Dino hat gesprochen