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» Was reizte Sie an "Bank Job"?


[ROGER DONALDSON](/person/roger-donaldson): Mir gefiel, worum es bei der Geschichte ging. Die sozialen Folgen waren ebenso reizvoll wie der pure Unterhaltungswert. Mich sprach an, dass der Film eine zeitlose Aussage über die britische Gesellschaft trifft. Es ist eine Art Seifenoper über die britische Lebensart, verpackt in einen höchst spannenden Thriller. Als Regisseur muss man auf so etwas einfach anspringen.


» Die wahre Begebenheit des "Walkie-Talkie-Bankraubs", auf dem der Film basiert, war Ihnen also kein Begriff?


Nein, ich hege zwar eine perverse Faszination für die Auswüchse des Lebens in England, aber davon hatte ich noch nie gehört. Man schickte mir das Drehbuch zu, zusammen mit ein paar Zeitungsausschnitten von damals. Das weckte mein Interesse. Als ich dann noch von demjenigen, der das Projekt von Beginn an begleitet hatte, Hintergrundinformationen erhielt, wurde mir klar, dass ich diesen Film drehen wollte. Und zwar in London, denn dieser Abschnitt der Geschichte interessiert mich.


» War es eine Herausforderung, mit einem so großen Ensemble zu arbeiten?


Es gibt mehr als 70 Sprechrollen in "[Bank Job](/movie/bank-job)", und jede von ihnen ist wichtig. Aber das bereitete mir keine Sorgen. Ich habe schon in der Vergangenheit Ensemblefilme gedreht und dabei gelernt, dass es entscheidend ist, sich bei der Besetzung besonders viel Mühe zu geben. Alle Figuren müssen voneinander leicht zu unterscheiden sein. Dann kommt man nicht in Schwierigkeiten.


» Was war Ihr konkreter Beitrag zum Drehbuch?


Als ich an Bord kam, war die Geschichte mehr eine komödiantische Betrachtung der britischen Gesellschaft. Ich hatte nichts gegen den humoristischen Aspekt, der sich auch im fertigen Film durchaus findet. Mir gefiel aber gerade die politische Dimension ausgesprochen gut, und ich wusste, dass man ihr in Form eines Thrillers gerecht werden konnte.




» Haben Sie selbst Recherchen betrieben?


Erschöpfend! Ich habe Archive durchgeackert, verloren geglaubte Beweisfotos der Polizei gefunden, die Bank selbst aufgesucht und mir die Gegend angesehen. Das war von unschätzbarem Wert. Wir können uns rühmen, zwei der Einbrecher aufgestöbert zu haben. Einer wollte nicht mit uns reden, der andere war eher vage mit seinen Aussagen.


» In Ihrem Film erzählen Sie eine Geschichte, die sich wie Seemannsgarn anhört. Wie wichtig waren Ihnen die Tatsachen?


Niemand kann sagen, was damals wirklich passiert ist. Natürlich haben wir uns ein paar bewusste Freiheiten genommen. Aber im Großen und Ganzen lässt sich sagen: Auch wenn wir nicht alles beweisen können, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass wir mit unseren Annahmen verblüffend richtig liegen. Ich drehe gern Filme über historische Begebenheiten, wie "[Die Bounty](/movie/die-bounty)" oder "[Thirteen Days](/movie/thirteen-days)", und kann aus dieser Erfahrung sagen: Je mehr Tatsachen und Material man vorliegen hat, desto weniger weiß man, was man will. Also macht man das, was ein guter Filmemacher immer machen sollte: Man dreht den bestmöglichen, unterhaltsamsten Film, den man in sich hat.


» Vor "Bank Job" drehten Sie "Mit Herz und Hand" einen Spielfilm über den Mann, den Sie bereits 1971 in der Doku "Burt Munro", Ihrer ersten Filmarbeit, porträtiert hatten. Auf Außenstehende wirkte das, als würde sich ein Kreis schließen.


Es war ein Film, den ich lange machen wollte, weil mich die Erfahrung damals sehr bewegt und geprägt hat. Nach "[Der Einsatz](/movie/der-einsatz)" war mir klar, dass ich das Projekt endgültig angreifen musste, wenn ich mir nicht länger etwas vormachen wollte.


Und wenn ich ganz ehrlich bin: Es war mir wichtig, "[Mit Herz und Hand](/movie/mit-herz-und-hand)" zu machen, einen Film über das Älterwerden und das Alter, weil ich damit meinem 85-jährigen Vater Respekt zollen wollte, solange er noch am Leben war.




» In jedem Fall wirkten Sie damit Ihrem Image entgegen, ein Auftragsregisseur zu sein.


Das ist keine Beschreibung, mit der man mich beleidigen könnte. Wissen Sie, alle Filme, die ich gemacht habe, habe ich gern und mit vollem Einsatz gemacht. Für jeden einzelnen gab es gute Gründe, so unterschiedlich sie auch sein mochten.


Wenn man einmal mit der Arbeit angefangen hat, spielt es keine Rolle mehr, ob Studio- oder Independent-Film, ob hohes oder niedriges Budget, ob die Bezahlung gut ist oder nicht. Dann macht man das, was ich am Filmemachen liebe: Eine Gruppe von Leuten kommt zusammen, um aus einem Stück Papier einen Film zu machen, an den sich die Menschen erinnern.


» In jedem Fall sind Sie mit "Bank Job" dem unabhängigen Kino treu geblieben.


Es war keine bewusste Entscheidung, sondern einfach ein Film, den ich machen wollte und den ich aufgrund seiner Finanzierung, die übrigens bis kurz vor Drehstart auf der Kippe stand, so machen konnte, wie ich mir das vorstellte. Das war es mir wert, andere Projekte abzulehnen, bei denen mir höhere Summen zur Verfügung gestanden wären.


» Das können Sie nach dem Erfolg von "Bank Job" mit Ihrem nächsten Film wieder gutmachen.


Mal sehen. Tatsächlich habe ich mich noch für kein neues Projekt entschieden. Ich arbeite an ein paar Drehbüchern, aber habe auch nichts gegen eine neue Produktion als Auftragsregisseur. Sie sehen, ich bin für alles offen.

"Ein Stück Papier wird zu einem Film"