Blickpunkt:Film

Film

Was reizte Sie an der Vorlage?

[BRIAN DE PALMA](/person/brian-de-palma): Das Material war einfach gut, auch wenn wir einiges geändert haben, tolle Charaktere, verführerische Frauen, Erotik und Spannung. "[Passion](/movie/passion_f)" ist ein Film über Frauen für Frauen. Und ich liebe die Arbeit mit Frauen, die Art, wie sie miteinander umgehen. Weibliche Schönheit auf die Leinwand zu bringen und ins richtige Licht zu setzen, ist faszinierend. Bei so einem raffinierten Thema brauche ich prächtige Bilder, keinen Kitchen-Sink-Realismus mit wackeliger Kamera und endlos redenden Menschen.


Sie scheuen nicht vor expliziten Nacktszenen zurück.

[Rachel McAdams](/person/rachel-mcadams) und [Noomi Rapace](/person/noomi-rapace) zierten sich nicht. Die Nacktszenen hatten einen Sinn, es ging um Erotik und sexuelle Macht, nicht um Voyeurismus.


Stand von Anfang an Berlin als Drehort für "Passion" fest?

Eigentlich sollten die Außenaufnahmen in London und die Innenaufnahmen in Berlin gedreht werden, der Film ist eine deutsche Koproduktion. Aber dann fanden wir es lächerlich, Orte in Berlin wie London aussehen zu lassen und entschieden uns für Berlin als Drehort. Eine Entscheidung, die ich nicht einen Moment bereut habe, auch wegen der Unterstützung durch Studio Babelsberg. Nachdem ich in New York jede Ecke gefilmt habe, inspiriert mich Europa. Da gibt es tolle Locations und hervorragende Schauspieler.


Inwieweit merken Sie als Regisseur die derzeitige ökonomische Krise?

Nach "[Redacted](/movie/redacted)" klingelte das Telefon nicht ständig! Man ist eben nur so gut wie der letzte kommerzielle Erfolg. Aber Höhen und Tiefen gehören zum Geschäft. Die Zeiten sind härter, ich würde meinen letzten Dollar nicht in Filme investieren. Das können nur Leute, die im Geld schwimmen und das Risiko lieben. Vielleicht brauchen wir einen Crash, um aufzuwachen, heute ist doch alles auf Pump gebaut.


Ist Ihnen der Titel "Regielegende" Last oder Lust?

Ich bin in dem Alter, wo ich mich morgens beim Aufwachen über funktionierende Knochen und Sonne freue und aus Leidenschaft arbeiten kann, nicht aus Profilierungssucht. Im Rückblick kann ich nicht klagen. Am Anfang machte ich Independent Movies, hatte Erfolge in Hollywood, Hits wie "[Carrie - Des Satans jüngste Tochter](/movie/carrie-des-satans-juengste-tochter)", dann folgten Thriller wie "[Scarface](/movie/al-pacino-scarface)" und "[The Untouchables - Die Unbestechlichen](/movie/the-untouchables-die-unbestechlichen)", in den Neunzigerjahren "[Mission: Impossible](/movie/mission-impossible_2)" mit dem größten Budget, das ich jemals hatte, nämlich 100 Mio. Dollar. Ich war nie auf ein Genre festgelegt.


Was nervt Sie heute?

Die ungesunde Kostenexplosion bei Filmen. Als Regisseur hängt man nur noch in Meetings herum und muss jedem Studio-Entscheider erklären, was Sache ist. Das langweilt mich zu Tode. Dieser ganze Größenwahnsinn juckt mich nicht mehr. Je größer das Budget, desto mehr Zeit verplempert man. Wer einmal in der Maschinerie steckt, kommt kaum wieder heraus. Ich will nicht wie [Christopher Nolan](/person/christopher-nolan) in einer Dekade drei "Batman"-Filme drehen.


Wie sehen Sie die Zukunft des Kinos?

Die Unmengen von Teenagerfilmen interessieren mich null. Die kosten ein Heidengeld und sind morgen wieder vergessen. Ich bin jedes Mal gerührt, wenn Filme von mir auch nach über 30 Jahren noch Gesprächsstoff sind.

"Erotik, nicht Voyeurismus!"