Filme aus Frankreich
Zicken und Zufälle
Das französische Kino gehört zum Filmfest München wie die geliebten Indies oder die neuen deutschen Kinofilme. Und wie könnte es anders sein, kreist ein Großteil der acht Filme um l'amour, das ewige Thema in allen Varianten. Frisch aus der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes kommt "Douches froides", eine heiße Coming-of-Age- Geschichte: In einer Kleinstadt liebt die hübsche Vanessa gleich zwei Jungs, die beiden Freunde Mickael und Clément. Die Wirrungen zwischen den Geschlechtern lassen keinen Zweifel aufkommen, dass man mit 17 nicht nur Träume, sondern auch jede Menge Schwierigkeiten hat. In eine komplizierte Situation kommt Vanessa Paradis in Serge Frydmans "Mon ange". Als bei der Prostituierten mitten in der Nacht das Telefon klingelt und sie den Hörer abnimmt, fleht eine unbekannte Stimme, einen kleinen Jungen abzuholen. Leider entpuppt sich der als Heranwachsender, und Probleme sind programmiert. Probleme am Hals hat auch ein junges Ehepaar, das in Kambodscha ein Kind adoptieren will. Subtil entwirft Altmeister Bertrand Tavernier den Sumpf aus Korruption und Kinderhandel, lässt aber am Ende den Kinderwunsch mit der kleinen "Holy Lola" noch wahr werden. Zu einem der schönsten Beiträge gehört "Le cou de la girafe". Regiedebütantin Safy Nebbaou erzählt von einem kleinen Mädchen, das einen Packen Briefe von der unbekannten Großmutter findet und sich mit dem Großpapa auf die Suche nach der Frau macht, die ihre Familie im Stich ließ. Sandrine Bonnaire ("Die Frau des Leuchtturmwärters") beweist hier einmal mehr, dass sie zur Schauspieloberliga zählt. Um ihre weiblichen Stars sind die Franzosen wirklich zu beneiden. So spielt Isabelle Huppert umwerfend in Alexandra Leclères "Les soeurs fachées" eine fiese und gemeine Zicke, die gegen schmerzvolle Erinnerungen aus der Vergangenheit kämpft und deren mühsam errichtetes Kartenhaus des Lebens zusammenbricht, als sie sich der Wahrheit stellen muss. Die "Grande Dame" des französischen Kinos, Cathérine Deneuve, gibt sich die Ehre in Arnaud Desplechins unterhaltsamem Beziehungsdrama "Rois et reine". Und Olivier Gourmet, Lieblingsmime der zweimaligen Cannes-Gewinner Dardenne, beeindruckt in Jean-Pierre Denis' Drama "La petite chartreuse" als Buchhändler, der durch intensives Vorlesen ein Kind aus dem Koma holen will.