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Doch der Gang hinter Gitter war der Beginn der eigentlichen Karriere des Jimmy Boyle. Nun feiert der Ex-Ganove seinen bisher größten Erfolg: Hollywood-Riese Disney hat die Filmrechte an Boyles neuem, noch unveröffentlichten Buch "The Stolen Smile" erworben - für sage und schreibe drei Millionen Euro.


Der Roman handelt vom Raub der "Mona Lisa". Da Vincis weltberühmtes Gemälde landet nach langen Verwicklungen schließlich in einer heruntergekommenen Bruchbude. "The Stolen Smile" ist nach den Worten des Autors eine Satire auf den modernen Kunstbetrieb.


Nicht ganz lebenslänglich


Dass ein verurteilter Mörder sich mit Malerei beschäftigt, mag zunächst etwas befremdlich erscheinen. Im Fall Boyles hat es gute Gründe: Zwar wurde Jimmy 1982 begnadigt, doch seine Liebe zur bildenden Kunst entdeckte der Ex-Knacki noch im Gefängnis. Dort lernte er zuerst Bildhauerei, später schrieb er Bücher - für beides gewann er zahlreiche Preise. Seine Autobiografie "A Sense of Freedom" wurde unter dem Titel "[Lebenslänglich](/movie/a-sense-of-freedom)" verfilmt, der zweite Teil "The Pain of Confinement - Der Schmerz der Gefangenschaft" war ebenfalls ein Bestseller.


Boyle, der einst als gefährlichster Mann Schottlands gefürchtet war, sagt zu dem überraschenden Mega-Deal: "Ich hatte in meinem Leben schwierige Zeiten zu überstehen. Nun scheint es, als habe jemand dort oben beschlossen, mich mit Glück zu überschütten. Ich werde das Geld großteils für wohltätige Zwecke einsetzen. Im Mai werde ich 60 - und ich war sicher, dass ich dieses Alter nie erreichen werde - ein guter Grund, dieses Jahr zu einem Jahr des Gebens zu machen."


Mehr als ein Ex-Knacki


"The Stolen Smile" ist neben seinen beiden Autobiografien schon der zweite echte Roman, den Boyle veröffentlicht hat: Seine Erfahrungen mit dem "Schmerz der Gefangenschaft" ließ Boyle bereits in den Krimi "Schlachtplan" einfließen: Nach einer zehnjährigen Haftstrafe ist der Held des Buches meilenweit von der "Resozialisierung" entfernt. Ex-Kollegen aus Gangstertagen bedrohen den frisch Entlassenen und ein Job ist auch nicht in Sicht - es geht ums nackte Überleben. Schließlich versammelt der verzweifelte Ex-Knacki eine Gang von ehemaligen Irrenhaus-Insassen und stellt sich dem Kampf mit der Unterwelt.


Kritiker bescheinigten Boyle damals, dass er seine eigenen düsteren Erlebnisse mit "Schlachtplan" in eine wirklich gut geschriebene Story ummünzen konnte. Dass Hollywood nun sein Folgewerk "The Stolen Smile" verfilmt, deutet darauf hin, dass Jimmy Boyle viel mehr zu bieten hat als eine ungewöhnliche Lebensgeschichte.


Worte und Taten


Der spätberufene Autor arbeitet seine Vergangenheit aber nicht nur im stillen Kämmerlein mittels des geschriebenen Wortes auf: Damit andere nicht die selben Schwierigkeiten wie er und sein Held aus "Schlachtplan" überstehen müssen, gründete Boyle in Edinburgh das "Gateway Exchange Centre". Dort finden Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten sind, Hilfe - oft in Gestalt von Boyle selbst.


Seinen Lebensmittelpunkt hat der geläuterte Gangster aber mittlerweile an die französische Riviera verlegt: Er lebt zusammen mit seiner Frau Sarah, einer Psychotherapeutin, die er 1980 noch im Gefägnis geheiratet hat, und zwei Kindern in Cap d'Antibes. Schottland hat er verlassen, weil man ihm dort nie verziehen habe.


Boyle als Biopic?


Der "wohltätige Zweck", in den das Geld aus dem Disney-Deal fließen soll, hat übrigens schon konkrete Formen: Boyle will in verschiedenen Gegenden in Marokko, in denen 98 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind, drei Schulen errichten.


Freunde des kunstsinnigen Ex-Sträflings sind sich indes einig: Jimmy Boyles Lebensgeschichte klingt wesentlich mehr nach Hollywood als der Kunstdiebstahl aus seinem neuen Roman.

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