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Film

GASTBEITRAG - Hans Gerhold

Friesenjungs und fixe Filme

30.01.2002 11:00
Hans Gerhold
Hans Gerhold

Während in Hollywood mit "Star Wars" eine neue Epoche des Erzählens entstand, mühte sich der deutsche Film auf dem Weg vom Autorenzum Genrekino mit Experimenten und Imitationen, war als geförderte Kultur unflexibel und reüssierte nur, wenn er das Publikum ansprach. Mitte der siebziger Jahre waren die vom Autorenkino des Jungen Deutschen Films ausgegangenen Impulse kreativer Originalität und adressatenfreundlicher Filme ("Zur Sache, Schätzchen") weitgehend erschöpft, selbst ernannte Junggenies verbuddelten sich hinter dumpfen Seelenschauen und sterilen Literaturverfilmungen. Soziologisch angehauchte "schmutzige kleine Filme" wie "Das Ende des Regenbogen" waren letztlich Ware fürs Fernsehen, wo kritische Stoffe Renommee brachten. Das Publikum vertraute handfesten Geschichten wie Wolfgang Petersens "Das Boot" und krassen Reportagen wie "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Paradoxerweise fiel das Ende des Autorenfilms mit Festival- und Auslandserfolgen zusammen, Wenders, Herzog & Co. sammelten Preise in Cannes und Berlin und es gelang der Grass-Verfilmung "Die Blechtrommel" (1979) als erstem und einzigem deutschen Film, einen Oscar zu holen (dies gelang später nur einigen Kurzfilmen). Als 1982 Rainer Werner Fassbinder starb, der mit Familien-, Außenseiter- und Kleinbürgermelodramen filmsprachlich innovativ gewirkt und Produktionsstandards durch immensen Ausstoß und steigende Professionalisierung erweitert hatte, ging eine Epoche zu Ende. Sein Werk indes wurde von seinem nicht minder aufregenden Privatleben überschattet.

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