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MW: P.I.T. geht in diesem Jahr in die siebte Runde - Landen mehr qualifizierte Bewerbungen auf Ihren Schreibtischen?

Friedhelm Jacobs: Insgesamt ist festzustellen, dass quantitativ weniger Bewerbungen zu uns finden als noch vor zwei, drei Jahren. Der Wettbewerb um gut ausgebildete und kreative junge Leute ist durch die vielen Start Ups viel stärker geworden. Dies gilt nicht nur für den Marketingbereich, sondern auch für Finance und andere Funktionen. Diejenigen, die sich bei Musikunternehmen bewerben, tun dies allerdings heute bewusster und es gibt eine bessere Übereinstimmung zwischen den Anforderungsprofilen.

MW: Wieviele Jobs konnten tatsächlich vermittelt werden?

Grote: Aus den Gesprächen, die meine Kollegen und ich regelmäßig führen geht hervor, daß wir alle zusammen etwa 25 neue Mitarbeiter eingestellt haben. Ausserdem eine größere Anzahl von Praktikantenplätzen und Volontariaten. Die Anzahl der Gespräche in den verschiedenen Jahren erreichte, je nach Schwerpunkt der jeweiligen P.I.T-Veranstaltung, bis zu 300 für alle fünf Tonträgerunternehmen.

MW: Haben Sie den Eindruck, dass die Nutzer von P.I.T. von der Einstellung her von Jahr zu Jahr professioneller werden? Nimmt die Zahl der "Traumtänzer" ab?

Jacobs: Sicherlich. Ein Grund ist allerdings auch, dass wir die Auswahl der Gesprächskandidaten konkreter kanalisieren und die Einladung zu einem Beratungsgespräch von dem Profil des Kandidaten und seiner Affinität zum Music Business abhängig machen.

Grote: Während vor fünf oder sechs Jahren noch viele mit einem völlig verqueren Bild über die Aufgabengebiete wie z.B. A&R, Marketing oder Promotion erschienen sind, kommen heute Interessenten, die präziser nachfragen und viel detaillierter informiert sind. Sicherlich auch eine Auswirkung der Verfügbarkeit von Informationen im Internet. Ich führe das aber auch darauf zurück, daß wir nach den ersten Jahren, in denen wir mit P.I.T. zunächst nur Interesse schaffen wollten, auch fokussierter eingeladen und interviewt haben.

MW: Nimmt die Nachfrage nach "klassischen" Jobs in der Musikbranche ab?Drängen die Bewerber mehr ins Internet-Feld?

Jacobs: Diese Frage ist ganz klar mit einem "Jein" zu beantworten. Es gibt immer noch die Überzeugungstäter, die mit Herzblut in die Musikbranche wollen und für die es keine Alternative dazu gibt. Für die natürlich auch die traditionellen Funktionen im Vordergrund stehen. Aber die Affinität zum Internet spielt eine deutlich grössere Rolle. Bei der Bewerberauswahl achten wir sehr stark darauf, welchen Stellenwert die neuen Medien für den Bewerber haben und welche Erfahrung er mitbringt. Wer zum Beispiel A&R oder Marketing nur in der Old-Fashion-Sicht sieht, hat kaum eine Chance.

Grote: Nein, aber... Nein deshalb, weil die meisten zu uns kommen, weil sie mit Musik, Künstlern und einem kreativen Produkt arbeiten wollen und weil es für ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Gefühle und ihren unbändigen Einsatzwillen keine Alternative zu Musik gibt. Aber deshalb, weil die meisten auch schon wissen oder erfahren, daß der Einfluß des Internets und die Möglichkeiten, die es ihnen bietet Bestandteil ihrer Arbeit sein wird. Sie sehen das beispielsweise auf vielen Bewerbungen. Wo früher unter " Sonstiges" die Sprachkenntnisse oder PC-Wissen aufgeführt wurde, finden Sie heute häufig den Hinweis auf HTML-Kenntnisse und andere Interneterfahrungen.

MW: Welche Auswirkungen hatte die Einführung des "audiovisuellen Kaufmanns"?

Jacobs: Bei der BMG haben gerade die ersten vier Absolventen den neuen Ausbildungsberuf erfolgreich beendet. Weitere acht Azubis befinden sich noch in der Ausbildung. Im September starten wir wieder mit sieben neuen Azubis. Die Akzeptanz des "Medienkaufmannes" ist sehr gross. BMG hat ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Das zeigt sich nicht nur darin, dass alle Azubis übernommen wurden, sondern auch in der Tatsache, dass alle gleich mehrere Angebote aus dem Unternehmen erhalten haben.

Grote: Wir bilden seit Einführung des Berufsbildes zwischen 4 und 6 neue Auszubildende pro Jahr aus und haben mit den ersten Absolventen in diesem Jahr nur gute Erfahrungen gemacht. In branchenübergreifender Kooperation mit anderen Medienunternehmen geben wir unseren Auszubildenden zusätzlich die Möglichkeit auch andere Unternehmen

Interview mit Dr. Friedhelm Jacobs und Erich Grote