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Die Spatzen pfeifen es schon seit längerem von den Dächern, und nach dem Regiepreis von Cannes für "Punch-Drunk Love" kann es auch der Böswilligste nicht mehr ignorieren: Hollywoods Mann der Stunde heißt Adam Sandler.


"Wer auf flachen Humor und dumme Sprüche steht, ist bei ihm an der richtigen Adresse."


Auf dieses Zitat der hochgeschätzten Konkurrenz, Abtlg. TV Spielfilm, kann man getrost das Bild reduzieren, das der gemeine Mediot/Rezensent nicht nur hierzulande vom Mann mit der aggressiven Leck-mich-am-Arsch-Attitüde hat. Und geben solch fulminante Bad-Taste-Tiefschläge wie "[Billy Madison](/movie/billy-madison)", "[Bulletproof](/movie/bulletproof)" oder "[Big Daddy](/movie/big-daddy)" den Kritikern nicht recht?


Wahre Wettbewerbe der Körperflüssigkeitsausscheidungen wechseln da fliegend mit brutalen Späßen auf Kosten Unschuldiger.



Als Held wird dem geneigten Betrachter ein kommunikationsschwacher, dreißigjähriger Taugenichts auf dem sittlich-geistigen Reifestand eines Sechsjährigen angetragen, der sich als Belohnung für seine Untaten zu guter Letzt auch noch durchsetzen darf.


Schlimm genug, dass ihm die Unmündigen zujubeln, aber kann so einer jemals als Künstler ernst genommen werden? Die Antwort der Kulturseitennation ist eindeutig.


Im wirklichen Leben entscheiden zum Glück andere Faktoren über Hoch und Tief, und im Falle von [Adam Sandler](/person/adam-sandler) hört der wichtigste Faktor auf den schönen Namen Vox Populi:



Wie kein anderes Ensemble-Mitglied der TV-Comedyshow "Saturday Night Live" vereint Sandler wahre Fanheere hinter seiner Person, und es gibt nicht wenige Kritiker, die allein ihm das Überleben der Show in den 90ern zuschreiben.


Der gewaltige Zuspruch kommt nicht von ungefähr: Sandler nimmt sein Publikum ernst, sucht den Kontakt zu seinen Fans so sehr, wie er die Yellow Press auflaufen und Vereinnahmungen durch Außenstehende abprallen lässt. Was ihn bei den Medien nicht beliebter macht, macht ihn bei den Fans zum Held.



Als Beleg dafür mag ein Blick auf seine Website www.adamsandler.com dienen, da kann man sich bei Bedarf von Vorurteilen verabschieden, welche bestätigen oder neue hinzu gewinnen.



Und er bringt seine Fans mit ins Kino. Schon seine frühen Auftritte in "[Airheads](/movie/airheads)" oder "[Happy Gilmore](/movie/happy-gilmore)" setzten den Standard: Die Kritik reagiert bestenfalls mit Empörung, schlimmstenfalls wurde er ignoriert. Die Kasse klingelte.


Sandlers "reifere" Filme wie "[Waterboy](/movie/waterboy-der-typ-mit-dem-wasserschaden)", "Big Daddy" und "[Little Nicky](/movie/little-nicky-satan-junior)", in denen sein konstantes Attacke-Programm bereits eingespielte Routine ist, werden - fast unbemerkt vom europäischen Publikum - am Boxoffice einer nach dem anderen zu exorbitanten Blockbustern.


Mittlerweile ruht das Schicksal einer halben SNL-Generation auf Sandlers breiten Schultern. Seine hauseigene Produktionsgesellschaft Happy Madison Company steht hinter [Rob Schneiders](/person/rob-schneider)"[Rent-A-Man](/movie/rent-a-man)" und "[Animal - Das Tier im Manne](/movie/animal-das-tier-im-manne)" genauso wie hinter [David Spades](/person/david-spade)"[Joe Dreck](/movie/joe-dreck)".


Sandler kann nichts dafür, in Germanien von Super-Richie synchronisiert zu werden, aber den hiesigen Zuschauerzahlen hat dieser Einfall nicht besonders gut getan. Nur langsam und über den Umweg des Fernsehens erfährt der Comedy-Gourmet hierzulande, dass "Little Nicky" eigentlich doch ein verdammt lustiger und manchmal geradezu tiefsinniger Spaß ist.


Demnächst wird er noch mehr staunen: Das Raunen über kommende Sandlersche Wunderprojekte in der Traumfabrik schwillt zum Sturm, seit Künstler vom Kaliber [Jack Nicholson](/person/jack-nicholson), [Julia Roberts](/person/julia-roberts) oder [Quentin Tarantino](/person/quentin-tarantino) ihr Interesse an verstärkter Zusammenarbeit bekunden.


"[Punch-Drunk Love](/movie/punch-drunk-love)", eine romantische Komödie von "[Magnolia](/movie/magnolia)"-Macher [Paul Thomas Anderson](/person/paul-thomas-anderson), ist nur der Anfang einer Serie von Adam-Sandler-Filmen, denen man auch diesseits des Atlantik nicht mehr die kalte Schulter wird zeigen können:


In "Anger Management" unter der Regie von [Peter Segal](/person/peter-segal) tritt Sandler zum Duell der Soziopathen mit Old-School-Champion [Jack Nicholson](/person/jack-nicholson) an.


[IMG#115306_7.jpg#Cannes kann nicht irren:
"Punch-Drunk Love"#RIGHT]

Die Handlung klingt vielversprechend: Sandler spielt einen Geschäftsmann, der zum Anti-Aggressionstraining antreten muss und auf einen seeehr aggressiven Instrukteur (Nicholson) trifft.



Danach möchte Sandler in der Komödie "Solomon Grundy" auftreten, als Regisseur ist der Brite [Danny Boyle](/person/danny-boyle) ("[Trainspotting](/movie/trainspotting-neue-helden)" vorgesehen. Hübsch exotisch klingt der Einfall, Sandler mit "[Tiger & Dragon](/movie/tiger-und-dragon-best-of-cinema)"-Kampfmaus [Zhang Ziyi](/person/zhang-ziyi) zu paaren, und ganz genauso planen es New Line Cinema und Producer Adam Sandler.


Kaum minder exotisch Sandlers Plan, ein Hanukka-Musical mit dem Titel "8 Crazy Nights" zu inszenieren.


Und wenn es nach [Julia Roberts](/person/julia-roberts) geht, dann produziert der gefragte Raufbold auch noch die kommende Herzschmerz-Klamotte mit [Sandra Bullock](/person/sandra-bullock) und deren Lover in spe, [Hugh Grant](/person/hugh-grant).


Am interessantesten ist aber Sandlers "[Mr. Deeds](/movie/mr-deeds)", der im August in die Kinos kommt: Ein Remake des Klassikers "[Mr. Deeds geht in die Stadt](/movie/mr-deeds-geht-in-die-stadt)" mit Hollywood-Legende [Gary Cooper](/person/gary-cooper).


Wird Adam etwa doch noch erwachsen?


Wollen wir's nicht hoffen.





The History of "Saturday Night Live"


Die Comedy-Show "Saturday Night Live" ging am 11. Oktober 1975 um 23 Uhr 30 erstmals über den Sender (NBC) und zählt zu den dienstältesten Sendungen der Vereinigten Staaten diesseits der Abendnachrichten. Etliche Top-Hollywood-Komödianten gaben auf den Brettern der Show erste Kostproben teils beträchtlichen Talents...





1975 - 1980


Die gute alte Zeit. Leute wie [John Belushi](/person/john-belushi), [Dan Aykroyd](/person/dan-aykroyd), [Bill Murray](/person/bill-murray), [Chevy Chase](/person/chevy-chase) und [Steve Martin](/person/steve-martin) sind Ensemble-Mitglieder oder, wie im Falle von Martin, gern gesehene Dauergäste.


1980 - 1985


Im Schatten des übermächtigen [Eddie Murphy](/person/eddie-murphy) gedeihen Pflänzchen wie [James Belushi](/person/james-jim-belushi) oder Seinfelds Julia Louise-Dreyfus.


1985 - 1989


Producer [Lorne Michaels](/person/lorne-michaels) kehrt zurück, wirft [Randy Quaid](/person/randy-quaid), [Robert Downey jr](/person/robert-downey-jr). und die meisten Autoren raus, bringt dafür [Dana Carvey](/person/dana-carvey) und [Mike Myers](/person/mike-myers). [Jon Lovitz](/person/jon-lovitz) und [Dennis Miller](/person/dennis-miller) dürfen bleiben. Die späten 80er gelten als beste Zeit seit Belushi/Aykroyd-Tagen.



1990 - 1995


Schwache Shows, spektakuläres Personal. [Chris Farley](/person/chris-farley), [David Spade](/person/david-spade), [Chris Elliott](/person/chris-elliott), [Janeane Garofalo](/person/janeane-garofalo) und Adam Sandler nutzen die Durchgangsstation für teils beeindruckende Filmkarrieren.


1996 - heute


Die neue Besetzung - und insbesondere der weibliche Teil davon - erntet Lob bei den Kritikern, auch wenn die Quoten nicht mehr die alten sind (MAD-TV lässt grüßen). [Molly Shannon](/person/molly-shannon) ist auf dem Weg, der Rest wird beweisen müssen, ob ein Sandler in ihm steckt.

Mr. Saturday Night schlägt zurück