Blickpunkt:Film

Film

"Siechtum des Filmstandorts"
Filmproduzenten brauchen ein gewisses Maß an Planungssicherheit. Die ist in Hamburg mit einem kurzsichtigen Schnellschuss abgeschafft worden. Es ist bestürzend, mitanzusehen, wie leichtfertig in dieser Stadt ein funktionierender Filmstandort mit internationaler Ausstrahlung und eine über Jahrzehnte gewachsene Infrastruktur wegen vergleichsweise geringer Spareffekte aufs Spiel gesetzt wird, während in anderen Gegenden mit vergleichsweise großen Summen und unter schwierigsten Bedingungen versucht wird, genau das aufzubauen. Auch bisher war der Filmstandort Hamburg nicht großzügig ausgestattet. Wenn die Stadt und in ihrem Gefolge die an der Förderung beteiligten TV-Sender nicht den Weg zurück zu altem Niveau finden, wird ein Siechtum des Filmstandorts Hamburg unausweichlich. Hamburg muss in der Lage bleiben, auch größere Filme so zu fördern, dass sie in Hamburg gedreht werden können. Die häppchenweise Mitförderung anderswo majoritär finanzierter Filme führt zunächst zum Verschwinden Hamburgs von den Leinwänden und schließlich zur Vertreibung der Filmproduzenten aus der Stadt: für den Filmstandort der Anfang eines baldigen Endes.
[Stefan Schubert](/person/stefan-schubert), Geschäftsführer [Wüste Film](/company/wueste-film)

"Initiative für Nord-Förderung ist gefragt"
Eine Kürzung der Fördermittel in der von der Kultursenatorin anvisierten Größenordnung hätte für die FilmFörderung Hamburg, die sich ja, was man nicht vergessen sollte, ohnehin schon nahe der Grenze zum Existenzminimum bewegte, den Knockout bedeutet. Anstatt die für die Stadt unbestritten prekäre Haushaltslage zu nutzen, um beispielsweise endlich die Initiative für eine gemeinsame regionale, landesgrenzenübergreifende Nord-Förderung zu ergreifen, also jedenfalls die Krise irgendwie produktiv zu wenden, folgte eine schlichte Kapitulationserklärung. Was daran besonders zu denken gibt, ist die Tatsache, dass der jetzige Senat das Fehlen einer offensiven Film- und Fernsehpolitik seiner Vorgängerregierungen fortschreibt. Dass jetzt die Wirtschaftsbehörde teilweise einspringen will, ist natürlich zu begrüßen, aber es scheint alles Stückwerk zu bleiben. Wenn man sich widersinnigerweise einerseits um "Events" wie den "Bambi" und Ähnliches bemüht oder die Hamburg Media School gründet, gleichzeitig aber an anderer Stelle zeigt, dass man die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Medien Film und Fernsehen für Hamburg und deren Sogwirkung für das Konzept einer wachsenden Großstadt weiterhin vernachlässigt, ist für mich eine wirkliche Wende zum Positiven nicht erkennbar.
[Ulrich Lenze](/person/ulrich-lenze), Geschäftsführer [Cinecentrum](/company/cinecentrum-deutsche-gesellschaft-fuer-film-und-fernsehproduktion)

"Es geht um alles"
Wie soll sich eine finanzielle Planungslage "gestalten", wenn es nichts zu gestalten gibt?! Im Augenblick können wir nicht davon ausgehen, dass es in Zukunft möglich sein wird, einen Film in Hamburg majoritär zu finanzieren und hier zu drehen. Ich habe zwei lupenreine Hamburg-Projekte mit Unterstützung der FilmFörderung Hamburg entwickelt und frage mich, wie ich sie hier finanzieren kann. Brauchen wir 800.000 bis eine Mio. Euro Förderung, wäre schon bei einem einzigen Film ein Viertel des Jahresetats vergeben. Woanders kann ich diese Filme aber nicht drehen. Das ist im Übrigen nicht nur für uns Produzenten, sondern auch für den Produktionsstandort Hamburg ein Problem: Je weniger Geld in die Förderung fließt, desto weniger hat Hamburg finanziell und imagemäßig davon. Auch deshalb sagen wir: Es geht nicht um etwas weniger, sondern um alles. Mit der neuesten Kürzung, egal in welcher Höhe, ist das nicht weiter reduzierbare Minimum unterschritten. Wir brauchen einen Ansprechpartner in der Stadt, der etwas von dem "Kultur- und Wirtschaftsgut" Film, dem Standort Hamburg und der Situation der Produzenten versteht und mit dem man eine langfristige Film- und Medienpolitik diskutieren und durchsetzen kann.
[Michael Eckelt](/person/michael-eckelt), Geschäftsführer [Neue Impuls Film](/company/neue-impuls-film-produktionsgesellschaft-mbh)

"Förderung des Filmtourismus"
Natürlich hängt die Filmproduktion im Norden wesentlich an der Hamburger Förderung. Jede Kürzung hat verhängnisvolle Folgen für den Standort; auch aus diesem Grund plant [Studio Hamburg](/company/studio-hamburg-gmbh) immer stärker mit seinem Standort [Studio Berlin Adlershof](/company/studio-berlin-adlershof-sba_e). Denn Berlin ist eine Stadt, in der der Film wenigstens gepflegt wird. Die Verlagerung der Fördergelder in die Hamburger Wirtschaftsbehörde halten wir für richtig, sie sollte aber auch in ausreichender Form stattfinden. Perspektivisch machen München und Köln den nördlichen Bundesländern vor, wie es sein sollte: eine einheitliche Förderung, die über ein wesentliches Volumen verfügt. Im Norden haben wir vier (!) Förderungen, die alle nicht über einen ausreichenden Etat verfügen. Diese Förderung des Filmtourismus sollte zugunsten einer wirklichen, einheitlichen Filmförderung zwischen den nördlichen Bundesländern aufgegeben werden. Nur dadurch können wirtschaftlich attraktive internationale und nationale Großproduktionen in Norddeutschland produziert werden.
[Sytze van der Laan](/person/sytze-van-der-laan), Vorsitzender der Geschäftsführung [Studio Hamburg Produktion](/company/studio-hamburg-production-group)

"Langfristige Planungssicherheit"
Bald könnte sich Hamburgs Filmszene in der deutschen Filmlandschaft so fühlen wie Bottrop beim Blick auf die Wetterkarte der Tagesschau: nicht vorhanden! Ein Witz? Das ist leider bitterer Ernst. Die Entwicklungs- und Finanzierungszeiten für Kinofilme erfordern eine langfristige Planungssicherheit. Die vorgenommenen Kürzungen sind das falsche Signal und absolut kontraproduktiv. Dass die Wirtschaftsbehörde mit zwei Mio. Euro einspringen will, ist als positives Signal zu werten, dennoch fehlen 1,5 Mio. Euro - und im Fall einer prozentualen Kürzung von NDR und ZDF wüchse das Minus auf 1,9 Mio. Die Gefahr besteht, dass größere Kinoprojekte in Hamburg nicht mehr angemessen gefördert und demzufolge auch nicht realisiert werden können. Wir brauchen eine dauerhaft gesicherte Förderung, die auch im Ländervergleich standhalten kann, sonst droht die Branche ökonomisch und personell auszubluten.
[Heike Wiehle-Timm](/person/heike-wiehle-timm), Geschäftsführerin [Relevant Film](/company/relevant-film-produktionsgesellschaft)

"Förderung als starker Wirtschaftsfaktor"
Fördergelder ziehen Filmschaffende an wie Motten das Licht. Nur wo die Filmleuchten brennen, arbeiten auch Regisseure, Schauspieler, Kameraleute, Beleuchter, Produktionsleiter etc. Und die können nur dort einen Job finden, wo ausreichend Fördergelder ausgelobt werden. Aber nicht nur die Filmwirtschaft, auch das Fernsehen hat immer von der Förderung profitiert. Wenn die Förderung so gekürzt wird, dass sie wirtschaftlich nicht mehr ins Gewicht fällt, werden sich die Filmschaffenden aus Hamburg zurückziehen müssen. Das erhöht dann auch die Produktionskosten für Fernsehspiele und Dokumentarprogramme. Wenn die hervorragenden Kameraleute, Schauspieler, Maskenbildner und Cutter erst mal andere Wohn- und Steueradressen als Hamburg haben, ist kein Effekt mehr zu erzielen. Hamburg ist dann nur mehr Kulisse, aber keine lebendige Filmstadt mehr. Filmförderung ist, neben den kulturellen Aspekten, vor allem eins: ein starker wirtschaftlicher Faktor, der ein Vielfaches der Fördergelder in der Stadt lässt. Das scheinen die Verantwortlichen vergessen zu haben.
[Karlo Malmedie](/person/karlo-malmedie_6), Produzent
[Arena Aktuell Film und TV](/company/arena-aktuell-film-und-tv)

"Bekenntnis zu Film und Medien erwünscht"
Die Kürzung der Hamburger Filmförderung ist nicht nur Missachtung der kreativen erfolgreichen Arbeit Hamburger Filmschaffender und Produzenten, sondern ein erheblicher Einschnitt in die Struktur der Hamburger Produktionslandschaft. Die nun angekündigten zwei Mio. Euro aus dem Wirtschaftsetat kompensieren zwar die Kürzung nicht, aber sie lassen sich zumindest als ein Zeichen verstehen, dass Filmförderung als ein wichtiges strukturelles Mittel für den Medienstandort Hamburg im Senat erkannt worden ist. Um Hamburg dauerhaft als Standort sichern zu können, brauchen wir eine klare perspektivische Ausrichtung der Medienpolitik. Dazu gehört neben weiterer Aufstockung und Sicherung der Filmförderung in den nächsten Jahren auch ein klares Bekenntnis zur Gebührenerhöhung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, Unterstützung in der Ansiedlungspolitik für Medienunternehmen sowie langfristige Sicherung der Ausbildung und Nachwuchsförderung. Was wir uns darüber hinaus wünschen, ist ein öffentlich sichtbares Bekenntnis zu Film und Medien, das sich auch durch Präsenz bei medienwirksamen Ereignissen zeigt.
[Claudia Schröder](/person/claudia-schroeder), Geschäftsführerin [Multimedia Film- und Fernsehproduktion](/company/studio-hamburg-serienwerft)

"Planung wird zum Glücksspiel"
Erst eine tolle Mediaschool, dann handstreichartige Kürzung, dann doch wieder "Kürzung interruptus"? Damit wird natürlich eine Planung eher zum Glücksspiel, von der vorhandenen Produzentenstruktur bleiben nur noch die Zocker übrig - der Rest verdünnisiert sich oder macht lieber dicht. Dem so sehr umworbenen Nachwuchs sei dringend angeraten, einen großen Bogen um Hamburg zu machen - wer in die Medien will, kann leicht was Besseres finden. Warum aber gelingt es uns Produzenten nie, die wirtschaftliche Kette dieser Förderung deutlich zu machen? Die Abwanderungsdrohungen einzelner Filmemacher sind in der Sache zwar ehrenvoll, aber bei der Härte der Diskussion um Etatkürzungen von KITA bis Blindengeld wird dies sicher unter "künstlerische Freiheit" abgehakt. Es handelt sich aber nicht um die Subventionierung "spinnerter Selbstdarsteller" sondern um Investitionen in eine Mediastruktur, die sicherlich mehr Steuereinnahmen als Kosten verursacht. Nur dumm, dass man in Hamburg diese Zusammenhänge immer wieder der Kulturbehörde darlegen musste - in der Sache und Kompetenz einfach die falsche Adresse.
[Michael Schaack](/person/michael-schaack), Geschäftsführer [TFC Trickompany Filmproduktion](/company/trickompany-filmproduktion)



Zur drohenden Förderkürzung






Die mit rund neun Mio. Euro ausgestattete Hamburger Filmförderung ist von der Kultursenatorin Karin von Welck um 3,5 Mio. Euro gekürzt worden. Wirtschaftsenator Gunnar Uldall will dies nun offenbar mit zwei Mio. Euro aus seinem Etat auffangen. Fördereinzahler [NDR](/company/norddeutscher-rundfunk-ndr) und [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) steigen aus der Förderung aus, wenn die Kürzung nicht kompensiert wird. Die angekündigten Kürzungen im Etat der FilmFörderung Hamburg treffen die Hamburger Produzenten schwer. Auch wenn sie geringer ausfallen sollten als angenommen?- der Schaden ist bereits angerichtet. Planungen sind unmöglich geworden, da der Anteil der Filmförderung am Budget eines Films nicht mehr kalkuliert werden kann. Dieser Anteil ist nicht über andere Quellen zu kompensieren, er verschwindet?- und mit ihm, so die Befürchtung der Hamburger Produzentenschaft, auch der Film- und Fernsehstandort Hamburg. Mit Abwanderungsgedanken mag man sich da nicht trösten. Den Produzenten geht es darum, dass Hamburg eine leistungsfähige Filmwirtschaft hat, die Steuern für das Stadtsäckel erwirtschaftet, Arbeitsplätze bereithält und die Hansestadt in ihren Produkten präsent hält und promotet.

Produzenten äußern sich zur aktuellen Förderdebatte