Blickpunkt:Film

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» Haben Sie als Kind "Superman" geguckt?


[ALLEN COULTER](/person/allen-coulter): Wie alle Kinder. Aber von der Geschichte selbst wusste ich nicht viel, nur dass der Held sich umgebracht hätte, so das Gerücht. Ich habe mich da ganz auf die Recherchen und die Fantasie von Drehbuchautor [Paul Bernbaum](/person/paul-bernbaum) verlassen und möchte auch niemandem eine Interpretation aufzwingen.


Was wirklich geschah in jener Nacht, bleibt ein Geheimnis. Über [George Reeves'](/person/george-reeves) Tod schießen jede Menge Spekulationen ins Kraut. Es ist eines der Mysterien Hollywoods. Außerdem ist es doch viel spannender, wenn nach dem Film jeder seine eigene Theorie entwickelt, statt die Lösung auf dem Tablett serviert zu bekommen.


» Ist Hollywood heute weniger gefährlich als in den 50er Jahren?


Sex, Korruption und Besessenheit gibt es immer. Der Mensch ändert sich nicht, aber die Macht ist anders verteilt. Früher kungelten die Studios mit der Polizei, herrschten die Bosse auch über das Privatleben der Stars.


War eine Schauspielerin schwanger, schickte man sie mal kurz nach Mexiko und sagte ihr, was sie zu tun hatte. Heute ist es schwieriger, Skandale zu verbergen. Die Schauspieler lassen sich nicht mehr wie willenlose Puppen herumkommandieren und die Medien sich auch nicht mehr die Schlagzeilen diktieren.




» Was muss ein TV-Regisseur beachten, der erstmals fürs Kino arbeitet?


Ich sehe mich nicht als Anfänger, und ich drehe weder Fernseh- noch Kinofilme, sondern meine ureigensten Filme. Allerdings überraschte mich die mir künstlerische Freiheit, die ich bei "[Die Hollywood-Verschwörung](/movie/die-hollywood-verschwoerung)" hatte.


Bei TV-Serien wie "[Sex and the City](/tvshow/sex-and-the-city)" konnte ich mich über die Behandlung nicht beklagen, aber die Produzenten trafen die letzte Entscheidung. Dort wird ein Regisseur einfach angeheuert, hat keinen Einfluss auf die Besetzung - ganz anders hier. Ich fand es traumhaft, bei Musik, Schnitt und Mischung beteiligt zu sein. Vielleicht habe ich aber auch nur Glück gehabt.




» Dann ging also alles glatt?


Komplikationen gab es bloß im Vorfeld. Aus rechtlichen Gründen mussten wir auf den Titel "Truth, Justice and the American Way" verzichten. Aber die Protagonisten haben Gott sei Dank keine Nachkommen, die Ansprüche anmelden oder Widerspruch einlegen hätten können.



» Wie kam es zur Besetzung von Ben Affleck?


[Ben](/person/ben-affleck) ist der ideale George Reeves. Er ist auf seine Art "altmodisch" charmant, sehr klug und verfügt über die nötige Ausstrahlung. Bei einer Figur, die jeder kennt, ist das äußerst wichtig. Außerdem verbreitet er diesen brüchigen Glamour, der exakt zu der vergangenen Epoche passt. Nicht zu vergessen, dass er 20 Kilo zulegte für die Rolle.


Als Ersten engagierte ich jedoch [Adrien Brody](/person/adrien-brody) und dann [Diane Lane](/person/diane-lane). Mit den beiden auf der Besetzungsliste konnte nichts mehr schiefgehen. Die Chemie zwischen den dreien musste stimmen, denn sie alle teilen eine Sehnsucht - etwas zu sein, was sie nicht sind. Reeves möchte ein [Clark Gable](/person/clark-gable) sein, Louis Simo ein Superdetektiv, und Toni Mannix will Macht. Die konnte sie durch ihre Heirat mit dem MGM-Boss bekommen und dann in ihrem Verhältnis mit Reeves ausüben.




» Haben Sie sich jetzt der großen Leinwand verschrieben?


So weit würde ich nicht gehen. Gute Bücher fallen nicht vom Himmel und so tolle TV-Serien wie "[Die Sopranos](/tvshow/the-sopranos)" auch nicht. Egal, ob Kino oder Fernsehen, bei der richtigen Vorlage greife ich zu.

"Sex und Besessenheit gibt es immer"