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Warum haben Sie in 3D gedreht?


[Jean-Jacques Annaud](/person/jean-jacques-annaud): Ich habe es mir lange überlegt, auch aus Kostengründen. Aber bei den Szenen mit den Wolfswelpen brachte das eine große Nähe. Gerade da ist die Stereoskopie eine tolle Sache, nicht bei den großen Totalen. Die Dreharbeiten zu "[Der letzte Wolf](/movie/der-letzte-wolf)" begannen aber mit einer Katastrophe. Die 3D-Kameras waren nicht auf dem neuesten Stand und das chinesische Personal war überfordert. Die Produktionsfirma schickte Mitarbeiter zum Training zu Arri nach München und wir bekamen neue Kameras. Dann lief alles wie am Schnürchen.


Mit 40 Mio. Dollar ist diese chinesisch-französische Koproduktion ganz schön teuer.


Meine Firma steuerte 20 Prozent bei, auch durch Vorverkäufe. Die Chinesen haben den Rest finanziert. Wir haben alles in China gedreht, auch die Effekte, und der größte Teil der Postproduktion fand dort statt - bis auf die finale Mischung.


Waren Sie nicht überrascht, als eine chinesische Delegation in Paris auftauchte und Ihnen die Verfilmung von Jian Rongs Bestseller "Der Zorn der Wölfe" vorschlug? Ihr Film "[Der Liebhaber](/movie/der-liebhaber)" ist heute noch in China verboten.


"Der Liebhaber" lief zwar nie im Kino, aber fast jeder kennt den Film durch Piraterie im Internet oder durch illegale DVDs. Die Zeiten haben sich geändert. Das Land ist im Wandel, sehr komplex und voller Gegensätze. Ich konnte ohne jegliche politische oder kreative Einschränkung arbeiten. Die einzige Bedingung war Respekt vor der mongolischen Kultur. Eine Selbstverständlichkeit für mich.


Wie haben Sie mit den Wölfen gearbeitet?


Jeweils in einem geschlossenen Areal mit einem fünf Meter hohen Zaun und einem anderthalb Meter tiefen Graben, die Tiertrainer waren immer präsent. Wölfe kann man nicht domestizieren. Der Leitwolf hatte mich als Freund ausgeguckt und schon am ersten Tag die Geste der Unterwerfung gemacht, ohne zu ahnen, dass ich der Chef des Menschenrudels war. Er kam morgens, legte mir die Pfoten auf die Schultern und leckte mein Gesicht ab. Ohne dieses Ritual lief nichts. Natürlich gab es auch kleine Blessuren, und wenn Wölfe Blut riechen, weiß man nie, was passiert. Bei den Szenen, in denen Pferde und Wölfe parallel laufen, bauten wir zwischen ihnen eine Barriere, die in der Postproduktion entfernt wurde. 97 Prozent der Aufnahmen sind echt.


Woher kommt Ihre Faszination für Natur und Tier?


Ich bin gerne in der Natur und liebe grandiose Landschaften. In den Tieren finde ich Ähnlichkeit mit uns Menschen. Für beide ist das Wichtigste die Nahrung und Reproduktion. Wer oben in der Hierarchie steht, hat das bessere Fressen und den besseren Sexualpartner. Menschen wenden nur andere Mittel an als Wölfe, Bären oder Tiger, die Gewalt unterscheidet sich nur in Nuancen.


Wie schaffen Sie es, dass man Ihnen weltweit Projekte anbietet, und was zeichnet die Arbeit in anderen Ländern aus?


Meine Filme reisen und ich realisiere sehr unterschiedliche Projekte, bin neugierig und nicht festgelegt. Ich habe sehr interessante Projektvorschläge von Russland über die Türkei bis Kirgistan, und natürlich auch aus den USA, Frankreich und China. Im Gegensatz zu den Einheimischen kann ich als Ausländer oft in großer Offenheit auch unbequeme Dinge ansprechen. Freiheit ist Voraussetzung für kreative Arbeit.

"Wenn Wölfe Blut riechen, weiß man nie, was passiert"