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Film

Nach einem eher verhaltenen Start ging es wild weiter auf dem [Festival de Cannes](/company/festival-de-cannes) mit einer starken Episodengeschichte aus Argentinien und einem düsteren Western mit [Mads Mikkelsen](/person/mads-mikkelsen).


Festivalchef [Thierry Frémaux](/person/thierry-fremaux) hatte bereits angekündigt, er habe den argentinischen Beitrag "[Relatos Salvajes](/movie/wild-tales-jeder-dreht-mal-durch)" von [Damián Szifró](/person/damian-szifron)n gezielt programmiert, um die Leute wach zu schocken.Das gelang mit der pechschwarzen Komödie mit sechs voneinander unabhängigen Geschichten, die aufgrund ihrer Erzählhaltung und Struktur ein wenig an Roald Dahls schwarzhumorige Moritaten erinnert. Schon in der ersten Episode wird klar, dass Szífron kein Vertreter des neuen lateinamerikanischen Kinos ist, sondern sich eher dem Erzählkino Pedro Almodovars verpflichtet fühlt, der mit seiner Firma Deseo Films auch als Produzent verantwortlich zeichnet: An Bord eines Flugzeugs stellen die Passagiere verblüfft nacheinander fest, dass sie einen gemeinsamen Bekannten haben und nicht zufällig an Bord sitzen, denn der gemeinsame Bekannte hat die Gewalt über das Flugzeug übernommen. Die Einstellung, die zeigt, was er im Schilde führt, ist die vielleicht beste und am erschütterndsten komische des Films.


Danach geht es weiter in dem Stil: der ganz normale Wahnsinn der Alltagstücken trifft auf den Wahnsinn der Irren, findet stets eine überraschende und zwingend logisch erscheinende Auflösung. Eine Bedienung in einem Restaurant stellt fest, dass ihr einziger Kunde der Mann ist, der ihrer Familie die Existenz beraubt hat. Ein dynamischer Audi-Fahrer hat vor sich auf der Landstraße einen langsamen Wagen, der ihn nicht überholen lassen will. Ein Sprengstoffexperte will es nicht immer länger hinnehmen, dass sein Auto ohne ersichtlichen Grund von der Stadt abgeschleppt wird. Ein Industrieller wird von seinem Sohn geweckt, der habe eine schwangere Frau überfahren und Fahrerflucht begangen. Und schließlich erlebt man noch die Mutter aller katastrophalen Hochzeiten, als die frisch Vermählte realisiert, dass ihr Mann eine Affäre mit einer auf der Hochzeitsfeier anwesenden Kollegin hat. Blut, Schweiß, Tränen und andere Körperflüssigkeiten werden vergossen. Man hat seinen Spaß bei den obskuren Einfällen, mit denen Szifrón seine Eskalationen vorantreibt. Aber am Ende hat man doch nur viele überzeugende Einzelteile, aber kein großes Ganzes.


Ein wirklicher Triumph ist indes "[Drachenzähmen leicht gemacht 2](/movie/drachenzaehmen-leicht-gemacht-2)", der in Cannes im Rahmen des 20. Jubiläums von DreamWorks außer Konkurrenz gezeigt wird - zuletzt war Dreamworks Animation vor zwei Jahren mit "[Madagascar 3: Flucht durch Europa](/movie/madagascar-3-flucht-durch-europa)" an der Croisette. Anders als andere Sequels der Produktionsfirma ist die Fortsetzung von "[Drachenzähmen leicht gemacht](/movie/drachenzaehmen-leicht-gemacht)" aus dem Jahr 2010 indes keine Wiederholung eines Erfolgsfilms vor anderen Kulissen. Regisseur Dean DeBlois ist es vielmehr gelungen, die vor vier Jahren begonnene Geschichte wirklich weiterzuerzählen und die dargestellte Wikingerwelt in eine ungeahnte neue Richtung weiterzuentwickeln. Ein bisschen ist der Charme und die Subversion des Originals, das auf so gewinnende Weise eine ganz intime Geschichte ohne Bösewicht erzählte, auf der Strecke geblieben. Diesmal sehen sich Held Hiccup und sein Drache Toothless mit einem ganzen Heer von Bösewichten konfrontiert, und auch der Showdown verneigt sich mit einer wahnwitzigen Materialschlacht vor aktuell gängigen Hollywood-Großproduktionen wie "[Pacific Rim](/movie/pacific-rim)" oder "Godzilla". Aber anders als anderen Filmen gelingt es "Drachenzähmen 2" dich immer ganz nah an seinen Figuren und angerissenen Themen zu bleiben. Ein toller Film.


Ein ziemlich toller Western ist Kristian Levring mit seiner im Rahmen der Mitternachts-Screenings Rachegeschichte "The Salvation" gelungen, in dem sich Mads Mikkelsen im Jahr 1871 vom rechtschaffenen, aus Dänemark ausgewanderten Landwirt nach dem Meuchelmord an seiner Familie zum Killer wandeln muss, um an der Frontier und in Amerika zu bestehen. Karge Gesichter in kargen Landschaften, eine feige Gemeinde unter Druck und archaische Plotmodelle erinnern an "[Der Texaner](/movie/der-texaner)" und "Der Mann ohne Namen", an Eastwood und Leone, aber Levring peppt die Stereotypen auf mit einer ungewöhnlich modernen, etwas gewöhnungsbedürftigen überscharfen Optik. Und er hat eben Mikkelsen, der wie immer eine Bank ist, auch wenn es das Genre ganz gezielt auf höchst unterhaltsame Weise knattern lässt.


Außerhalb der offiziellen Reihen schlägt weiter Harvey Weinstein hohe Wellen, dem es mit seinen öffentichkeitswirksamen Manövern nicht nur gelungen ist, seine ursprüngliche US-Verleihsumme für "Garce of Monaco" zu halbieren, sondern der im Rahmen seiner mittlerweile schon traditionellen Preview kommender Weinstein-Co.-Filme auch betonte, die Bedenken der Grimaldi-Familie gegen den Film seien "legitim". Mit dem Bieterkrieg um den Film "Nightcrawler" zeichnet sich überdies der zweite große Deal des Festivals ab.

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