Blickpunkt:Film

Kino

Niemand hatte damit gerechnet: [Tom Cruise](/person/tom-cruise) taucht überraschend beim Regiegespräch mit Christopher McQuarrie im Debussy-Theater in Cannes auf. Die beiden Filmemacher gewähren Einblicke in ihre Arbeitsweise und die Entstehung von [„Mission Impossible – The Final Reckoning“. ](/movie/mission-impossible-8)
[Christopher McQuarrie](/person/christopher-mcquarrie) zeigt sich überwältigt, in Cannes zu sein. „Es ist die ultimative Instanz für Film als Kunstform. Deshalb fühlt es sich ein wenig seltsam an, hier zu sein. Ich hätte nie erwartet, einmal hier zu stehen.“ Er erinnert sich an seinen ersten Film „Public Access“, der in Sundance gewann. Die Figuren in seinen Filmen seien oft moralisch ambivalent. „Ich denke, die Zweideutigkeit kommt daher, dass ich mich nicht wirklich mit der Hintergrundgeschichte befasse. Ich neige dazu, Figuren in Echtzeit zu begegnen und sie nach und nach zu entdecken.“

McQuarrie spricht über seine filmischen Einflüsse. „Mein Cousin war von Clint-Eastwood-Filmen besessen. Wenn ich bei ihnen war, habe ich mir ständig Filme von Eastwood angesehen.“ Die größte Herausforderung bestehe für ihn darin, sowohl künstlerisch wertvolle als auch kommerziell erfolgreiche Filme zu machen. „Ich versuche, durch dieses Medium einen Weg zu finden, Dinge zu retten, ihnen Bedeutung zu verleihen und Kommentare abzugeben.“   Es fällt der Satz: „Wäre Tom hier, würde er es genauso sehen.“  Geschicktes Marketing? Alles geplant? Völlig egal. Diese beiden Filmemacher von ihrer Arbeit erzählen zu hören, ist es wert. 

Tom Cruise kommt auf die Bühne. Die Verbindung der beiden ist eindeutig. Sie sind ein mehr als eingeschweißtes Team, das sich mit größter Wertschätzung begegnet, wenn auch der Satz: "It doesn´t happen without you my friend" fast nach einer oscarreifen Inszenierung dessen wirkt, was im Kern schon wirklich spürbar ist. 

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##### Christopher McQuarrie und Tom Cruise auf Blickpunkt:Film Youtube

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Tom Cruise spricht von der gemeinsamen Liebe zum Kino, die ihn und McQuarrie verbinde. „Unser Prozess kann als etwas interpretiert werden, das wir uns im Laufe der Zeit ausdenken. Das ist aber nicht der Fall. Er ist sehr sorgfältig ausgearbeitet. Die materiellen Elemente des Films werden lange im Voraus festgelegt. Was nicht in Stein gemeißelt ist, ist das Herzstück der Geschichte, nämlich die Charaktere.“ Gleichzeitig meint Cruise, das Geheimnis des Filmemachens sei letztlich, sich nicht zu ärgern, wenn etwas nicht so liefe, wie man es geplant hätte. Man beschäftige sich intensiv mit der Physik im Vorfeld und doch liefe es manchmal eben anders. Dann ginge es darum, etwas Besseres daraus zu machen und die Veränderung zu begrüßen. Das überrascht, denn so oft hat man gehört, dass Tom Cruise alles im Blick haben und übersehen will. Manche sprechen gar von Kontrolle. Und tatsächlich ist Cruise am Set in jeder Funktion immer und überall dabei: „Ich liebe es, am Set zu sein“, versichert er.

Cruise betont die enge Zusammenarbeit mit McQuarrie, besonders bei Actionszenen. „Wenn man sich einen "Mission Impossible"- Film ansieht, dann ist es auch etwas, das Ausdauer erfordert. Die Details, die Disziplin, die man braucht, um in diesen Filmen zu spielen, und die Präzision. Wir nehmen die Schauspieler und bringen ihnen dieses Genre und speziell diese Art des detailreichen Erzählens bei, denn es geht um Momente. Das muss man können.“

Ein solch besonders intensiver Drehmoment ereignete sich während der Flugzeugszene in Afrika. McQuarrie beschreibt die Szenerie eindringlich: „Denken Sie daran, dass sich außer Tom niemand in diesem Flugzeug in 10.000 Fuß (3.000 m) Höhe über Afrika befindet. Tom beleuchtet die Szene durch die Positionierung des Flugzeugs und dessen Verhältnis zur Sonne. Und er führt quasi Regie im Fokus. Direkt neben der Kamera. Er ist die Crew in jeder einzelnen Aufnahme, die Sie sehen.“

Die Kommunikation ist eine Herausforderung. McQuarrie beschreibt: „Die einzige Möglichkeit, mit Tom auf dem Flügel des Flugzeugs zu kommunizieren, sind Handzeichen. Er hat kein Funkgerät, was bedeutet, dass ich mit meinem Hubschrauber neben Tom fliegen muss, und Tom kann mich nicht sehen, wenn ich nicht die Tür öffne. 

In diesem Moment zeigt sich, wie extrem die physische Belastung für Cruise ist. McQuarrie schildert: „Tom liegt auf dem Flügel des Flugzeugs. Seine Arme hängen über die Vorderseite des Flügels. Wir konnten nicht sagen, ob er bei Bewusstsein war oder nicht. Es galt die Verabredung, zum Abbruch, die Hand auf den Kopf zu legen. Aber ein Bewusstloser kann das nicht. Und wir wussten auch, dass Tom, solange er das nicht tat, ausdrücklich nicht nicht aufgeben wollte.“

Tom Cruise ist über 20 Minuten auf dem Flügel des Flugzeugs. McQuarrie beschreibt die Strapazen: „Der Wind schlägt mit einer Geschwindigkeit von über 140 Meilen pro Stunde (ca. 225 km/h) vom Propeller gegen einen. Die Luftmoleküle sind so stark verteilt. Man atmet zwar, aber nur physisch. Man bekommt eigentlich keinen Sauerstoff.“

Jede Minute zählt. „Mary Boulding sitzt neben mir und hat eine Stoppuhr. Wenn Tom aus dem Cockpit klettert, sage ich ihr, sie soll die Uhr starten. Und jede Minute sagt Mary Boulding: ‚Eine Minute auf dem Flügel.‘ Tom absolviert sein Programm, zwei Minuten auf dem Flügel. Tom hat 12 Minuten. Aus Experimenten wissen wir, dass nach etwa 12 Minuten die Erschöpfung durch den Wind seinen gesamten Körper so sehr zermürbt, dass er buchstäblich wie nach zwei Stunden im Fitnessstudio ist.“ Doch Cruise schafft es. Nach 20 Minuten winkt er energisch ab und klettert ins Cockpit. McQuarrie resümiert: „Niemand auf der Welt kann das, außer Tom Cruise.“ 

Fazit: Fast hat man nach diesem Filmgespräch das Gefühl, einen weiteren Teil von  "Mission Impossible" gesehen zu haben. Das ist eben Hollywood in Reinkultur, sowohl im Filmemachen als auch in der Vermarktung. Faszinierend war es allemal.

Christopher Mc Quarrie: "Niemand auf der Welt kann das, außer Tom Cruise"