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80. Mostra

VENEDIG Tag 8: Die Amerikanerinnen

Nicht jeder Tag in Venedig hält Meisterwerke bereit. Das Programm ist jedoch so klug getaktet, dass jeder Tag interessant und aufregend bleibt. Heute schrieb Ava DuVernay Festivalgeschichte als erste Schwarze amerikanische Regisseurin mit einem Film im Wettbewerb der Mostra.

Thomas Schultze06.09.2023 17:14
VENEDIG Tag 8: Die Amerikanerinnen
Ava DuVernay schrieb Festivalgeschichte in Venedig Imago / Italy Photo Press

Es gibt einen dummen Satz, den ich mir verkniffen habe. Ich wollte ihn gerade tippen: „Ava DuVernays Filme sind nicht für Jedermann.“ Bloß nicht. Wessen Filme sind das schon? Und sollten das Filme überhaupt sein, für Jedermann? Wären solche Filme nicht automatisch ganz dünne Suppe. Nein, dünne Suppe sind die Arbeiten von Ava DuVernay ganz sicher nicht. Sie sind eher dick und sämig, mit viel Geschmack drin und einem dicken Klacks saure Sahne obendrauf. Man muss das mögen. Die ehemalige Journalistin und PR-Managerin weiß, dass sie eine Botschaft hat und wie man sie am besten verkauft, mit Filmen, die bisweilen dick aufgetragen wirken, ein bisschen rechthaberisch und selbstgerecht. Aber das muss keine Schwäche sein. Es ist vielmehr eine neutrale Beschreibung für DuVernays Art von populärem Kino, das immer auch eine Kampfansage ist. Jetzt ist die Regisseurin von „Selma“ und der hochgeschätzten Netflix-Miniserie „When They See Us“ die erste Schwarze amerikanische Filmemacherin mit einem Film im Wettbewerb der Mostra und eine von insgesamt fünf Frauen, die in diesem Jahr um einen Goldenen Löwen kämpfen, von Alberto Barbera sehr clever allesamt in die zweite Hälfte des Festivals verlegt. Vorgelegt mit einem phänomenal starken Titel hat bereits Agnieszka Holland. Und jetzt gleich noch DuVernay sowie Sofia Coppola, die 2010 mit „Somewhere“ die damals überhaupt erst vierte Frau, die einen Goldenen Löwen hatte gewinnen können (mittlerweile sind es sieben – die letzten drei Mostras wurden jeweils von Frauen gewonnen)...

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