Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Wie kamen Sie ins Filmbusineß?

Larry Wachowski: Wir hatten eine Baufirma in Chicago. Wir suchten eine etwas leichtere Arbeit und dachten, Inszenieren wäre das Passende. Wir verfaßten eine Zeitlang Comics für Marvel, bis wir mit dem Drehbuchschreiben begannen. Gleich das erste, "[Assassins](/movie/assassins)", verkauften wir an [Dino De Laurentiis](/person/dino-de-laurentiis). De Laurentiis verkaufte es an Joel Silver, der so begeistert war, daß er wieder mit uns zusammenarbeiten wollte.

Blickpunkt:Film: Wie ist es, von einem kleinen Film wie Ihrem Debüt "Bound" zum großen Effekteprojekt "Matrix" zu wechseln?

Andy Wachowski: Bevor wir darüber nachdenken konnten, wie wir ihn machen würden, mußten wir den Leuten erklären, worum es ging. Eine lange Prozedur. Nachdem Warner das Buch gekauft hatte, sagten sie bei der Storydiskussion: "Wir wissen zwar, daß wir etwas Cooles gekauft haben, sind aber nicht sicher, was es ist. Könnten Sie es uns erklären?" Wir versuchten es und verwirrten sie noch mehr.

Larry Wachowski: Die nächsten zweieinhalb Jahre verbrachten wir damit, das Buch zu überarbeiten und Storyboards zu zeichnen.

Andy Wachowski: Wir haben eine Menge Freunde in der Comic-Szene, die nach L. A. kamen und sich für fast vier Monate mit uns zusammensetzten und jede einzelne Einstellung zeichneten. Das zeigten wir Warner. Und sie sagten: "Wow, sieht super aus."

Blickpunkt:Film: Wie arbeiteten Sie mit Ihrem Kampfchoreografen Yuen Wo Ping zusammen?

Larry Wachowski: Wir sind große Kung-Fu-Film-Fans und haben alle seine Filme gesehen. Von Anfang an stand fest, daß wir mit ihm arbeiten wollten. Es war schwierig, ihn aus dem Hongkong-Busineß loszueisen. Aber ihm gefiel das Buch, und wir versprachen ihm, auf seine Weise zu drehen - mit Hongkong-Kabelwerk und Choreographie. Außerdem versprachen wir ihm, daß jeder Darsteller, den wir anheuerten, zu einem mörderischen Training bereit sei - eine Herausforderung für uns: Wie sagt man einem Darsteller, daß er vier Monate lang Kung-Fu lernen soll, während er in derselben Zeit einen anderen Film machen könnte?

Andy Wachowski: Wir wollten schon immer Hongkong-Kabel-Stunts und deren Kampffeingefühl in unsere westlichen Storyideen bringen. Das war die perfekte Gelegenheit.

Blickpunkt:Film: Haben Sie das Budget bekommen, das Sie wollten?

Larry Wachowski: Man kann immer mehr brauchen. Eine Menge Dinge im Film sind so geworden, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber man muß bei jedem Film Opfer bringen. Das ist Teil des Prozesses. Warner war ziemlich großzügig. Wir drehten 118 Tage, 90 waren geplant. Eine Menge Zeit ging auf das Konto der Kampfszenen. Warner sah, wie gut sie liefen, und ermutigte uns, so lange zu drehen, bis sie perfekt waren.

Andy Wachowski: Die Kosten beliefen sich etwa 70 Mio. Dollar. Wir profitierten vom Dreh in Australien. Crew und besonders die Ausstattung dort waren fantastisch.

Blickpunkt:Film: Wie kamen Sie mit dem komplexen Dreh zurecht?

Andy Wachowski: Wir begannen mit dem Drehbuch und zeichneten es, dann trugen wir es zu den Technikern und fragten sie, wie es sich am besten umsetzen ließe. Der Bullet-Time-Aufnahme liegt die Idee zugrunde, daß wir Action in Zeitlupe drehen, die Kamera aber mit normaler Geschwindigkeit bewegen wollten, was eigentlich umöglich ist. Anfangs wollten wir sogar eine Raketen-Kamera bauen, die 250 Stundenkilometer schnell ist.

Larry Wachowski: Es war ziemlich gefährlich, weil wir zu nahe an die Schauspieler und Stuntmen herankamen, so daß alle ziemlich nervös wurden. Dann überlegten wir, ob wir das nicht in der Postproduktion einarbeiten könnten. Und wir trafen John Gaeta und Joel Heinek von Manex. Die hatten diese geheime Technologie.

Andy Wachowski: Warner hat in die Forschung investiert. Wir arbeiteten vier Monate an der Bullet Time, um zu sehen, ob sie überhaupt funktionierte, und sechs weitere Monate, um herauszufinden, wie sie am besten funktionierte.

Blickpunkt:Film: Wie kamen Sie auf die Idee zu "Matrix"?

Larry Wachowski: Wir interessieren uns sehr für alternative Realitäten. Einiges von dem Cyberpunk-Zeug funktioniert als Fiktion, aber läßt sich nicht aufs Kino übertragen, weil die Metaphern nicht stimmen. Unser Ansatz war, daß unsere Welt Cyberspace ist. Jedes einzelne körperliche Ding ist ein Kunstprodukt, geschaffen von einem elektronischen Universum.

Andy und Larry Wachowski zu 'Matrix'