Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: War "Scream - Schrei!" das erste Drehbuch, das Sie verkauft haben?

Kevin Williamson: Nein, das war "Killing Mrs. Tingle", das erste Drehbuch, das ich schrieb, nachdem ich meine Karriere als Schauspieler an den Nagel gehängt hatte, eine schwarze Komödie. "Scream - Schrei!" kam danach und ist mein erstes Script, das verfilmt wurde. Als ich es vor vier Jahren an Miramax verkauft habe, trug es noch den Titel "Scary Movie". Aber schon damals spielte ich mit dem Gedanken, eine Trilogie daraus zu machen, was nun tatsächlich Wirklichkeit geworden ist.

BF: War Wes Craven der Regisseur Ihrer Wahl?

KW: Er war das Beste, das mir passieren konnte. Er kennt das Horror-Gewerbe in- und auswendig und war deshalb nicht nur in der Lage, diese zynisch-perverse Atmosphäre zu kreieren, sondern auch souverän mit den bekannten Genre-Versatzstücken zu spielen. Die richtige Mischung aus Ernst und Parodie ist für den Film von entscheidender Bedeutung. Außerdem hatte ich den Eindruck, daß für Wes Craven die klassische Machart dieser Filme ausgereizt zu sein schien und er "Scream - Schrei!" als neue Herausforderung empfand.

BF: Sie sprühen vor Ideen, warum haben Sie mit "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" eine Romanvorlage adaptiert?

KW: Das war eine Art Auftragsarbeit für Columbia. Zum einen hat mir das Buch von Lois Ducan sehr gut gefallen, zum anderen wollte ich mich ein bißchen erholen. Es war ganz schön anstrengend das "Scream - Schrei!"-Projekt auf den Weg zu bringen.

BF: Hat es Sie geärgert, daß in den USA der Erfolg von "Scream - Schrei!" benutzt wurde, um für "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" Werbung zu machen?

KW: Ich bin da in eine prekäre Situation hineingeraten. Miramax hat in dieser Angelegenheit sogar geklagt. Es war alles ziemlich verwirrend, deshalb möchte ich folgendes klarstellen: Ich bin nicht nur der Autor, sondern auch der Erfinder von "Scream - Schrei!". Das hat mir nicht nur die WGA (Writers Guild of America) bestätigt. Wenn also für "Ich weiß..." mit dem Slogan vom "Scream"-Erfinder geworben wird, ist das zwar sachlich richtig, impliziert aber, daß der Film von Wes Craven ist - was ja nicht stimmt. Da zu diesem Zeitpunkt mein Name noch unbekannt war, hätte es wenig Sinn gemacht, ihn zu nennen. Aber es kommt noch besser. Eine weitere catchline hieß: 'Der Scream-Erfinder schlägt ein neues Kapitel in Sachen Terror auf.' Dadurch könnte man auf den Gedanken kommen, daß "Ich weiß..." die Fortsetzung von "Scream - Schrei!" wäre, was ja ebenfalls nicht stimmt.

BF: Stimmt es, daß Sie bald auch Regie führen werden?

KW: Ja. Miramax hat mir - nachdem sie es von Interscope zurückgekauft haben, die Regie für "Killing Mrs. Tingle" angeboten. Und da dies mein erstes Drehbuch ist, habe ich freudig zugestimmt. Aber in erster Linie sehe ich mich als Autor. So arbeite ich z. B. zusammen mit Robert Rodriguez an dem Science-fiction-Projekt "The Faculty", eine Art  meets  - und konzipiere für Miramax eine TV-Show mit dem Titel "Wasteland".

BF: Wie schockt man das Publikum?

KW: Wirklich schocken kann man das Publikum, das sich zumeist aus Fachleuten zusammensetzt, die schon sehr viel Horror-Film-Erfahrung haben, nur, wenn man sie mit etwas Neuem überrascht. Das habe ich sowohl bei "Scream - Schrei!" als auch bei "Ich weiß..." versucht. In "Scream 2" gibt es zum Beispiel die Sequenz, in der die beiden Mädchen mit dem Killer im Auto fahren und einen Unfall haben. Der Killer sitzt danach zusammengesunken hinter dem Lenkrad und die Mädchen müssen durch das zerbrochene Seitenfenster fliehen. Das hatte ich ursprünglich für "Ich weiß..." geschrieben. Es wurde aber herausgeschnitten. Ich bin froh, daß ich die Szene bei "Scream 2" unterbringen konnte".

BF: Haben Sie als Autor ein bestimmtes Marktsegment im Auge?

KW: Eigentlich schreibe ich für Kids und Teenager. Der Aufhänger für meine TV-Serie "Dawson's Creek" ist z. B. ein Junge, der in einer Kleinstadt aufwächst und davon träumt, Steven Spielberg zu sein. Es ist auch ein wenig autobiografisch. Niemand hat mich bei meiner Arbeit mehr beeinflußt als Spielberg. Er ist eine Art Gott für mich.

Autor Kevin Williamson zu "Ich weiß..." und "Scream'