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Kino

Berliner Postproduktionsdienstleister Cine Plus im Porträt

"Visual Effects", so Andreas Bodenstein, Leiter der FX/Grafik-Abteilung des Postproduktionsdienstleisters Cine Plus, "sind auch nur ein Baustein im Gesamtwerk Film." Daher rät er, VFX als reelles Mittel zum Zweck bei der Filmherstellung mit einzubeziehen und keine Berührungsängste zu haben.

stei21.11.2002 10:22
Compositing mit Heiner Lauterbach (l.)
und Willy Brandt in "Der Verleger"
Compositing mit Heiner Lauterbach (l.) und Willy Brandt in "Der Verleger"

"Dem Publikum ist es letztlich egal, wie ein Bild entsteht", sagt Bodenstein, "es möchte nur möglichst gut unterhalten werden." Dies gilt gleichermaßen für Kino, TV-Movies und Serien. Zu Visual Effects gehören keineswegs nur gigantische Raumschiffflotten in intergalaktischen Schlachten, sondern auch Compositings, also ein Bild, das aus zwei oder mehreren separat aufgenommen Bildern zusammengesetzt wurde. Diese Vorgehensweise ist fast immer dann ratsam, wenn ein Drehort erst aufwändig gebaut werden müsste oder es zu gefährlich wäre, an ihm zu drehen. Auch originelle und eindrucksvolle Bilder, deren Gelingen vom Zufall abhängig ist, können so günstig und schnell hergestellt werden, wie etwa die Spiegelung eines Flugzeugs in der Windschutzscheibe eines Autos in dem von Cine Plus mit Visual Effects versehenen NDR/Ziegler-Zweiteiler "Der Verleger". Um Fiction-Produktionen zu derart effizient produzierten und eindrucksvollen Bildern zu verhelfen, rät Andreas Bodenstein, ein Drehbuch sorgfältig auf mögliche Visual Effects zu prüfen. "Bei der Prüfung muss man von den kreativen Belangen des Objekts ausgehen", beschreibt er den Ansatz und betont erneut, dass man sich durchaus mit Hilfe des Computers die Bilder bauen könne, die man haben möchte, ohne das Budget zu sprengen. So hat Cine Plus für eine "Sperling"-Folge ein Compositing geschaffen, bei dem sich jeder unwillkürlich die Frage stellt: "Wie ist Dieter Pfaff auf den Baukran gekommen?" Gedreht wurde aber in sicherer Bodennähe und Pfaff kam erst durch das Compositing in die Schwindel erregende Höhe. Gleichzeitig erhielt man durch diesen Trick eine Kameraposition, die bei einer "Ein Bild"-Aufnahme nur extrem aufwändig einzurichten gewesen wäre. Spätestens bei der Zerlegung des Buches in einzelne Bilder ist es an der Zeit, den Stoff auf mögliche Visual Effects zu prüfen. Hierbei hilft Cine Plus und bietet seine Erfahrung an. Der Dienstleister prüft, was wie machbar ist, rechnet die Kosten aus und achtet auch darauf ob und wenn ja wie Kosten reduziert werden können. Entschließt sich eine Produktion dazu, mit Visual Effects zu arbeiten, muss von Anbeginn ein Visual Effects Supervisor als Berater zugegen sein. Zu seinen Aufgaben gehört es, sicherzustellen, dass die Filmaufnahmen so erfolgen, dass in der Postproduktion optimal mit ihnen gearbeitet werden kann. Wird am Supervisor gespart oder seine Vorgaben nur halbherzig umgesetzt, führt dies zu längeren Postproduktionszeiten, in denen die Fehler und Versäumnisse bei der Aufnahme behoben werden müssen, was dann tatsächlich zu überzogenen Budgets führt. Die zögerliche Berücksichtigung von Visual Effects in Deutschland führt Bodenstein darauf zurück, dass Visual Effects von deutschen Filmemacher noch zu selten als fester Bestandteil ihrer Arbeit angesehen werden. Zum einen liege das daran, dass VFX nach wie vor mit großem, teurem Eventkino in Verbindung gebracht wird und dass bei den Kosten sparenden On-Location-Drehs das Bild genommen wird, das vor Ort in der Kamera hergestellt wird. "Es ist eine uralte Regel, dass zuerst die Geschichte kommt, dann erst die visuellen Effekte; zuerst kommt die kreative Entscheidung, dann die ökonomische", unterstreicht Bodenstein nochmals, dass VFX reine Hilsmittel sind. "Visual Effects schaffen - ohne das Budget zu sprengen - den Rahmen für größere Bilder und helfen dem Regisseur, die Bilder in seinem Kopf zu verwirklichen."

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