Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Wie kam es zu diesem Projekt?

Brigitte Müller: Die Idee trug ich schon seit zehn Jahren mit mir herum. Ich belästigte alle Produzenten und Redakteure damit. Für die meisten war nicht sofort einsehbar, ob die Story im Kino funktioniert. Ein weiteres Handicap war meine mangelnde Regieerfahrung. Nach der letzten Fassung des Buchs ging mir  für die weibliche Rolle nicht aus dem Kopf, und ich habe ihr das Buch geschickt. Sie rief mich an und wollte mich kennen lernen. Ein halbes Jahr lang besuchten wir uns oft, aber ohne einen Produzenten in Sicht. Irgendwann sagte sie, jetzt reicht es mir, griff zum Handy und rief  von  an. Eine Woche später wurde ich eingeladen und die Sache stand.

BF: Wie war die Zusammenarbeit mit Sam Film?

BM: Ich hatte volle Unterstützung und auch Beratung, das Team betreffend. Sam Film, die mit "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter..." einen Hit landeten, holten , die  und den  ins Boot. Mich beeindruckte das immense Vertrauen, das man mir entgegenbrachte. Ich wollte niemanden enttäuschen.

BF: Gab es Testscreenings und anschließende Änderungen?

BM: Zwei Testscreenings mit je etwa 300 Leuten. Stellen, bei denen wir Irritationen spürten, haben wir geändert. Die Screenings betrachte ich als tolle Erfahrung. Da kamen manche Zuschauer heulend aus der Vorstellung. Daran halte ich mich fest. Denn es gibt nicht viele emotionale Filme in Deutschland. Dadurch polarisiert er aber auch. Man muss sich darauf einlassen, sonst hat der Film verloren.

BF: Welche Erfahrung schmerzte am meisten?

BM: Man muss wie ein Ritter in der Rüstung auftreten, jede Kritik ohne Wimpernzucken entgegennehmen. Das Schwierigste ist die Überzeugungsarbeit. Dieses 200-Prozent-an-sich-Glauben, damit der potenzielle Partner 90 Prozent davon akzeptiert. Die zehn Jahre bedeuten einen harten Kampf mit vielen Niederlagen, viel Energieverlust beim Schutthaldenabtragen. Das macht auch ein wenig müde. Ich hoffe, bei einem zweiten Film geht es etwas leichter.

BF: Bleiben Sie dem Spielfilm jetzt treu?

BM: Ich gehöre nicht zu der Kategorie, die sagt: Kino oder Fernsehen. Ich möchte weiter beide Medien bedienen, schaue TV-Serien, TV-Movies und gehe ins Kino, fühle mich von allen drei Sparten unterhalten. Natürlich erreiche ich mit einer Serie viel mehr Menschen, im Kino kann ich dagegen ganz andere Geschichten erzählen. Ob Serie, TV-Movie oder Spielfilm, man erzählt eine Geschichte: die eine in 45 Minuten mit einer schnelleren Dramaturgie, aber die klassischen drei Akte und die Schaffung eines Helden bleiben erhalten, egal ob Fernsehen oder Kino. Für mich waren Serien optimal, weil ich eine große Routine bekam. Ich habe über 50 Bücher geschrieben. Man sieht im Fernsehen, wo es hakt und wo es funktioniert.

BF: Würden Sie die Ochsentour durch die Praxis noch einmal machen?

BM: Das ist eine Typfrage. Ich habe nie eine Filmhochschule von innen gesehen, sondern als Requisitenhilfe gearbeitet und Brötchen geholt, einfach alles gemacht. Für mich gab es keinen anderen Weg als Quereinsteigerin. Im Fernsehen ist es leichter, sich Vertrauen zu schaffen, beim Kinofilm muss man sich das doppelt und dreifach erarbeiten.

BF: Was wünschen Sie sich?

BM: Eine bewegende Geschichte für ein großes Publikum zu erzählen. Ich war vier Mal in "Der Club der toten Dichter" und habe Rotz und Wasser geheult. Halten Sie mich nicht für größenwahnsinnig, aber Peter Weir ist ein Riesenvorbild. Wenn ich so etwas schaffen würde, wäre ich glücklich wie ein Honigkuchenpferd.

Brigitte Müller zu "Der Himmel kann warten'