Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Im vergangenen Jahr ist das BVI-Einspiel zurückgegangen. Welche Erwartungen haben Sie für 1999?

Mark Zoradi: Das Ergebnis ist besser als 1997. Wir hatten ein starkes erstes Quartal dank "Das große Krabbeln", "Der Staatsfeind Nr. 1" und "Mulan" und für den Rest des Jahres sieht es sehr gut aus. Später im Jahr bringen wir "Runaway Bride" (30. September) mit Julia Roberts und Richard Gere, an dem wirfast überall die Rechte haben. Wir haben "Instinct" (12. August) von Anthony Hopkins. Es gibt den Disney-Realfilm "Inspector Gadget" (14. Oktober) mit Matthew Broderick in der Hauptrolle. Der wahrscheinlich größte Film für den Rest des Jahres wird "Tarzan" (11. November). Und um das Jahr abzuschließen, haben wir die meisten internationalen Rechte an Arnold Schwarzeneggers nächstem Film "End of Days" (2. Dezember).

BF: Was erwarten Sie vonIhren Animationsfilmen angesichts der jungen Konkurrenz von Dreamworks und Fox?

MZ: "Antz" kam vor "Das große Krabbeln" heraus und war erfolgreich, blieb aber weit entfernt von "Das große Krabbeln", der wiederum noch erfolgreicherwar als "Toy Story" und international die 200-Mio.-Dollar-Einspiel-Grenze überschreiten wird. Der Hauptkonkurrent von "Mulan" war "Der Prinz von Ägypten". Auch dieser Film war erfolgreich, aber "Mulan" war weitaus erfolgreicher als "Hercules" im Vorjahr.

BF: Anfang des Jahres wurde Peter Schneider zum neuen Präsidenten der Walt Disney Studios ernannt. Was ändert sich dadurch?

MZ: Wir wollen das Markenzeichen Disney stärker hervorheben. Peter bleibt für den Animationsbereich verantwortlich, aber er wird sich noch stärker auf Disney-Realfilme konzentrieren. Das bedeutet eine höhere Qualität im Bereich Realfilm als Ergänzung zu unseren Zeichentrickfilmen.

BF: Gerüchten zufolge will Disney den ganzen internationalen Film-, TV-, Video- und Konsumproduktbereich unter ein Dach bringen.

MZ: Bob Iger wurde zum Verantwortlichen für alle internationalen Geschäfte bestimmt. Bobs Aufgabe ist es nicht nur, Film, TV und Video international zu koordinieren, sondern auch, für die Walt Disney Company auf den internationalen Märkten strategisch zu denken. Disneyhat erkannt, daß das künftige Wachstum unseres Unternehmens außerhalb der USA liegen wird. Unser Ziel ist es, eine Führungsrolle bei den Marktanteilen zu behaupten und zugleich die Profitabilität zu steigern.

BF: Wie sind Ihre Erfahrungen mit nichtenglischsprachigen Filmen in den internationalen Gebieten, z. B. in Deutschland?

MZ: In Deutschland haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht mit einheimischen Akquisitionen und Coproduktionen wie "Knockin' on Heaven's Door" vor zwei Jahren. Jedes Jahr bringen wir vier bis fünf deutsche Filme heraus, coproduzieren ein paar und akquirieren drei oder vier. Unser Deutschland-Büro ist besonders gut in die deutsche Filmindustrie eingebunden.

BF: Was versprechen Sie sich vom neuen Synchronstudio, das Disney mit Todd-AO in München gegründet hat?

MZ: Das ist gut für uns und für die Industrie, weil dort eine brandneue, vollkommen moderne Ausstattung zur Verfügung steht. Damit können wir in Deutschland Synchron-Qualität auf dem höchsten Stand gewährleisten.

BF: Wie lautet Ihre Strategie bei First-Look-Deals mit Fragile Films oder Talk Back Productions in Großbritannien?

MZ: In Großbritannien gibt es großes Talent für Komödien, die überall in der Welt laufen können. Über gute Produzenten möchten wir an gute Autoren herankommen. Wir hoffen, einige Filme zu machen, die nicht so teuer sind wie US-Produktionen und in ganz Europa und vielleicht auch in den USA Erfolg haben.

BVI-Chef Mark Zoradi über Disneys Rolle im Weltmarkt