Canal Plus mit neuer Strategie
Erstmals seit seiner Gründung hat der französische Pay-Sender Canal Plus im vergangenen Jahr einen Rückgang seiner Abonnentenzahlen hinnehmen müssen. Vivendi-Chef Jean-Marie Messier fordert nun Konsequenzen, insbesondere im Hinblick auf das Engagement in der Kino-Koproduktion.
Seit Anfang der neunziger Jahre investiert Canal Plus jährlich über 150 Mio. Euro in heimische Kinoproduktionen. Über ein Viertel des gesamten Produktionsvolumens in Frankreich wird damit gesichert. Jean-Marie Messier, Chairman des CP-Mutterkonzerns Vivendi Universal, geht nun aber davon aus, dass die Verpflichtungen des Pay-Senders spätestens ab 2004 nicht mehr gelten können. Laut Messier seien diese gesetzlich zu einem Zeitpunkt in Kraft getreten, als Canal Plus eine Monopolstellung im Bereich Pay-Fernsehen innehatte. Heutzutage sei dies nicht mehr der Fall, und der Pay-Sender müsse im In- und Ausland mit starker Konkurrenz rechnen. Vor allem in Frankreich, wo die von TF1 und M6 verwaltete Digitalplattform TPS zunehmend an Bedeutung gewinne. Die Zahl der Abonnenten bei TPS (offiziell rund eine Mio.) ist wesentlich geringer als die von Canal Plus/ Canal Satellite (insgesamt sieben Mio.), aber groß genug, um den Vivendi-Paysender zu gefährden. Erstmalig seit der Canal-Plus-Gründung ist nämlich im vergangenen Jahr die Zahl der Kunden um 70.000 zurückgegangen, was Verluste in Höhe von 15 Mio. Euro mit sich brachte. Canal-Plus-Chef Pierre Lescure beurteilt den vor 18 Jahren von den Behörden (Kultur-und Kommunikationsministerien, CNC und CSA) für Canal Plus konzipierten Regulierungsrahmen als nicht mehr zeitgemäß. 25,5 Mio. DVDs sind im vergangenen Jahr in Frankreich abgesetzt worden. Lescure sieht daher die Zeit gekommen, die Programme zu diverzifizieren und Spartenkanäle wie Canal Sport, Canal Infos, Canal Famille usw. auf den Markt einzuführen. Als Vorbild erwähnt er die Strategie des US-Paysenders HBO, dem es gelungen sei, mit der Produktion hochwertiger Serien, die weltweit auf DVD, Video und im Fernsehen vermarktet werden, ein neues und lukratives Konzept zu entwickeln. Die Canal-Plus-Geschäftsführung arbeitet deshalb an neuen Formaten und gleichzeitig an der Internationalisierung ihrer Strategie. In dieser Hinsicht ist die Einführung eines Kinokanals mit europäischen Inhalten auf den nordamerikanischen Markt geplant. Diesen plant Lescure derzeit in Zusammenarbeit mit dem Satellitenfernseh-Anbieter Echostar, wobei die Kataloge von Studio Canal, Universal und weiteren europäischen Rechteinhabern verwertet werden sollen. Inwieweit dieses Projekt konkret realisierbar sein wird, ist jedoch noch unklar.