Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Welcher berufliche Werdegang brachte Sie in die Geschäftsführung von Cineropa.

Elke Esser: Ich bin Sozialwissenschaftlerin mit dem Kernbereich Statistik und betreibe seit fünf Jahren ein kleines Markt- und Meinungsforschungsinstitut. Zudem bin ich Stadtratsmitglied und Kulturausschussvorsitzende der Stadt Essen. Dort stand oft das Thema Lichtburg auf dem Programm, die als größtes deutsches Einzelkino immer wieder bedroht war, in ein Einkaufszentrum oder eine Philharmonie umgewandelt zu werden. Im letzten Jahr gelang es uns dann, das Kino - mit Denkmalschutz versehen - langfristig als solches zu erhalten. Als Konsument gehört Kino seit jeher zu meinem Leben, auch beschäftige ich mich durch meine Arbeit schon lange mit den Problemen mittelständischer Filmtheater. Jetzt ist es für mich eine Herausforderung, zu erfahren, welche Besonderheiten es bei Multiplex-Kinos gibt und wo sich die Bedürfnislagen zu traditionellen Häusern unterscheiden.

BF: Wie genau ist Ihr Aufgabengebiet bei Cineropa definiert?

EE: Es geht im Wesentlichen darum, das Thema Multiplex nicht nur unter dem Kinoaspekt zu kommunizieren, sondern Multiplex-Kinos auch als Kristallisationspunkte der Stadtentwicklung zu sehen. Wir wollen ganz klar die Qualitätsbesonderheiten von Multiplexen darstellen und sie als attraktive Anziehungspunkte und Mittelpunkte einer neuen Freizeitform definieren.

BF: Wie wollen Sie ihre Ziele praktisch umsetzen?

EE: Zunächst bin ich natürlich bestrebt, Kontakte zu den Film- und Kinoverbänden wie [HDF](/company/hdf-kino-ev), [VdF](/company/vdf-ev-verband-der-filmverleiher-ev), [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) und [SPIO](/company/spitzenorganisation-der-filmwirtschaft-ev) aufzunehmen. Bei der SPIO bin ich gerade in das Präsidium gewählt worden. Demnächst soll es auf jeden Fall intensivere Treffen mit den Verantwortlichen in den Verbänden geben.

BF: Wie sehen Sie das Verhältnis Cineropas zum Hauptverband deutscher Filmtheater?

EE: Es macht wenig Sinn, in unserem Arbeitsfeld eine Konfrontationslinie aufzubauen. Es gibt viele Bereiche, wo Kooperation hilfreicher ist als Konfrontation. Dort, wo die Bedarfslagen sehr unterschiedlich sind, muss natürlich eindeutig für Multiplexe das Wort ergriffen werden. Meine Strategie ist jedoch, letztendlich kooperative Strukturen mit den anderen Verbänden einzugehen. Über erste Ergebnisse kann ich sicher in einigen Monaten berichten.

BF: Welche Gesprächsthemen gibt es mit den Verleihern?

EE: Im Rahmen der gemeinsamen Aktion für Kinos, der so genannten All-Industry-Meetings, versuchen Kinobetreiber und Verleiher, Pläne und Konzepte zu entwickeln, um die Frequenz der Kinobesuche zu erhöhen, was sicherlich die derzeit wichtigste Aufgabe für die gesamte Kinobranche ist. Wenn in fast allen anderen Ländern die Menschen mehr als zweimal jährlich ins Kino gehen, sollte das auch in Deutschland möglich sein. Die All-Industry-Meetings sind eine Form von Kooperation, die sehr nützlich für alle Beteiligten ist und unbedingt fortgesetzt werden sollte

Cineropa-GF Elke Esser über ihr Aufgabengebiet