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Kino

Crossmarketing im Aufwind

Obwohl das Geschäft mit der Filmmusik boomt, finden nur wenige deutsche Soundtracks den Weg in die Hitlisten. Der erste, weltweit erfolgreiche Soundtrack aus Deutschland ist "Bandits", der von Double Fun produziert wurde.

Dirk Bonengel07.07.1998 22:00

Mit über 300.000 verkauften Exemplaren ist "Bandits" ungeschlagener Chart-Hit der deutschen Soundtrack-Industrie. Drei Wochen stand die CD an der Spitze der hiesigen Hitlisten und wird inzwischen als erste deutsche Soundtrack-Publikation fast weltweit verkauft. Diese erfolgreiche Bilanz übertrifft die Erwartungen bei weitem, zumal den Film lediglich eine knappe Mio. Zuschauer sahen. Andreas Kirnberger, musikalischer Betreuer der Produktion und Geschäftsführer des Offenbacher Beratungsunternehmens "Double Fun - Music for Motion Pictures", führt den für deutsche Verhältnisse einzigartigen Erfolg auf die gute Zusammenarbeit mit Produzent, Regisseur und Schauspielern zurück. Kirnberger, der sich als ehemaliger Musikproduzent und A & R Vice President bei CBS/Sony 1996 selbständig machte, realisierte seitdem u. a. Soundtracks zu "Bandits" und "Knockin' on heaven's door". Neben wenigen anderen Unternehmen wie der Münchner Agentur Daydream oder MFM Consulting in Hamburg will Kirnberger mit Double Fun das Soundtrack-Geschäft in Deutschland nach amerikanischem Vorbild professionalisieren. Laut Kirnberger würden oft genug die Chancen, die ein guter Soundtrack als Filmfinanzierungs- und Crossmarketing-Mittel biete, nicht wahrgenommen. "Damit die Soundtrack-Vermarktung kein Mißerfolg wird, muß die musikalische Betreuung noch während der Drehbuchentwicklung einsetzen", rät Kirnberger. Nur so bleibe genügend Zeit, unter Berücksichtigung der Musikmarktgegebenheiten den Wünschen der Filmemacher gerecht zu werden. Normalerweise sind monatelange Produktionszeiten wie bei "Bandits" nicht üblich, doch der Trend geht eindeutig dahin. So betreut Double Fun mit zehn Projekten im Jahr relativ wenig Produktionen. Entsprechend intensiv ist die musikalische Beratung, zumal Kirnberger weniger als 30 Prozent der Songs aus Fremdtiteln rekrutiert. So wurden speziell für die beiden aktuellen Soundtrack-Publikationen, der deutschen Komödie "Caipiranha" und dem Film "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" (Buena Vista, 6. August), ein aufwendiges Schlager- sowie ein Cuban- und Latinkonzept entworfen, für die zum größten Teil neue Kompositionen geschrieben wurden. "Eine speziell auf den Film zugeschnittene, neu komponierte Musik ist einfach interessanter", sagt Kirnberger.

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