Blickpunkt:Film

Kino

[Benjamin Pfohl](/person/benjamin-pfohl) brachte Anfang des Jahres sein Debüt [„Jupiter“](/movie/jupiter) in die Kinos; ab dem 21. Dezember wird der Film in der [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen)-Mediathek verfügbar sein, am 22.12. feiert er seine Free-TV-Premiere. Wir warfen gemeinsam mit Pfohl einen Blick auf sein 2025.

**Ganz allgemein gefragt: Wie blicken Sie auf das Jahr 2025 zurück?**

**Benjamin Pfohl:** Es war ein wirklich spannendes und ereignisreiches Jahr für mich. Schon im Januar kam mein Debütfilm „Jupiter“ in die deutschen Kinos. Wir waren mit dem Film schon auf vielen Festivals in der ganzen Welt unterwegs gewesen, aber auf den Kinostart hatten wir lange hingefiebert. Das war definitiv ein erstes Highlight. Ich habe begonnen, mit einer britischen Agentur zusammenzuarbeiten, die mich nun international vertritt. Gleichzeitig habe ich mit Homebase eine wirklich tolle Agentur in Deutschland gefunden, mit der ich zusammen hier die nächsten Schritte gehe. Nicht zuletzt hat der [FFF](/company/fff-bayern) Bayern die Entwicklung meines nächsten Drehbuchs gefördert, an dem ich nun schreibe. Es ist also wahnsinnig viel passiert und ich gehe ganz selig aus diesem Jahr heraus.

**Die Premiere von „Jupiter“ fand bereits 2023 in Zürich statt, Anfang 2025 kam der Film dann erst in die deutschen Kinos. Wie haben Sie die Veröffentlichung in Deutschland erlebt?**

**Benjamin Pfohl:** Ich glaube, dadurch, dass wir den Film schon an so vielen Orten auf der Welt präsentiert hatten, wussten wir schon um seine Wirkung. Und trotzdem war ich gespannt darauf, wie das deutsche Publikum und die deutsche Kritik reagieren würden. Dabei hatte der Film das große Glück – und die Welt das große Pech – dass er nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat. „Jupiter“ verhandelt die Frage, wie sich die Menschen gesellschaftlich oder politisch radikalisieren. Eine Problematik, mit der wir uns immer noch tagtäglich beschäftigen müssen. Deswegen hatte der Film auch im Jahr 2025, knapp zwei Jahre nach der Uraufführung, eine große Dringlichkeit.

![Regisseur Benjamin Pfohl, Ulrich Matthes, Mariella Aumann, Laura Tonke und Andreas Doehler bei der Jupiter Film-Premiere in Berlin (Credit: IMAGO / APress)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/6615611e-d7ed-4cf4-bf5f-7da3bc9bad08.jpg)

**Außerdem lief „Jupiter“ auch in den mexikanischen Kinos – wie kam es dazu?**

**Benjamin Pfohl:** „Jupiter“ hat beim Fantaspoa, dem größten Genrefilmfestival Lateinamerikas, den Hauptpreis gewonnen. Das hat dann zu einer richtigen Kettenreaktion anderer Festivalteilnahmen geführt. Und so ist auch ein mexikanischer Indie-Verleih auf den Film aufmerksam geworden und hat ihn in dort in die Kinos und später erfolgreich in verschiedenen Ländern zu Streamingdiensten gebracht. Diese Verschränkung von künstlerischem Kino, politischer Erzählung und Genre geht dort viel selbstverständlicher ineinander als das im deutschen Kino der Fall ist. Ich habe den Eindruck, im Ausland geht man ganz anders mit Genre um, gerade im lateinamerikanischen Kino. Es ist dort gang und gäbe, gesellschaftliche Themen über Genremotive zu verhandeln. Auch deshalb gab es dort eine ganz große Liebe für diesen Film.

**Genrefilme in den deutschen Kinos sind tatsächlich eher eine Seltenheit. Wie blicken sie auf diese Thematik?**

**Benjamin Pfohl:** Ich schaue weiterhin sehr gespannt darauf. Einerseits gibt es eine lange Tradition, von [„Metropolis“](/movie/metropolis) und [„Caligari“](/movie/das-cabinet-des-dr-caligari) über [Roland Klick](/person/roland-klick) in den 1970ern, bis zum Kino von Thomas Arslan. Dieses Jahr gab es [„Islands“](/movie/the-tourist_0) von [Jan-Ole Gerster](/person/jan-ole-gerster) oder [„September 5“](/movie/september-5) von [Tim Fehlbaum](/person/tim-fehlbaum), beides ganz großartige Thriller. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, gibt es bis heute große Ressentiments gegenüber dem Genrefilm. Zu unpolitisch, zu wenig ernst vielleicht? Dabei ist das Fantastische, das Spielerische, das Abstrakte der Genre-Erzählung in die DNA des Kinos eingeschrieben. Im Serien-Bereich sehe ich da schnellere Entwicklungen, da gibt es Thriller, Vampirgeschichten und Mystery, die auch vom Publikum angenommen werden. Wo der Knackpunkt für das deutsche Kino liegt, kann ich nicht wirklich sagen. 

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**Wie schon angesprochen, handelt es sich um Ihren Debütfilm. Wie haben Sie insgesamt den Einstieg in die Branche empfunden?**

**Benjamin Pfohl:** Ich persönlich hatte das Glück, dass ich schon Dank meines 12-minütigen Abschlussfilms eine Miniserie für [ZDFneo](/company/zdfneo) realisieren durfte. Danach konnte ich mit der Unterstützung des FFF Bayern und zusammen mit dem ZDF Das Kleine Fernsehspiel meinen Debütfilm realisieren. Das war wirklich ein toller Einstieg für mich.  Gleichzeitig sehe ich, was das für eine Seltenheit ist. Entsprechend wünsche ich mir mehr Mut in der Branche, auch jenseits des Debütrahmens und Autorenkinos. Ich habe das Gefühl, dass sehr viele sichere Entscheidungen getroffen werden. Dadurch passiert in Deutschland vieles ein bisschen langsamer, gibt es weniger künstlerische und narrative Vielfalt und Erneuerung. Bei meinen Gesprächen im englischsprachigen Raum merke ich, dass es dort einen ganz anderen Willen gibt, mit neuen Stimmen zu arbeiten und Talente zu entdecken. Diesen Wagemut wünsche ich mir auch hier.

**Würden Sie also in Zukunft lieber im englischsprachigen Raum arbeiten?**

**Benjamin Pfohl:** Ich finde es wirklich sehr reizvoll dort zu arbeiten, keine Frage. Und ich führe bereits entsprechende Gespräche. Gleichzeitig bin ich in Deutschland aufgewachsen, möchte entsprechend auch hier Geschichten erzählen, Leute unterhalten und zum Diskurs anregen. Zum Beispiel würde ich wahnsinnig gerne mal einen „Tatort“ drehen. Ich freue mich also weiterhin auf spannende Film- und Serienprojekte in Deutschland.

![„Jupiter“ von Benjamin Pfohl (Credit: Missing Films)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/72345701-ccd5-48ae-8fcb-fdefa8c34551.jpg)

**An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?**

**Benjamin Pfohl:** Vor allem arbeite ich an einem meiner nächsten Kinoprojekte, einem Thriller in der Kunstwelt, dessen Entwicklung bereits vom FFF gefördert wurde. Es gibt aber auch zwei Serienprojekte, die ich gerade entwickle, die ins Krimi- bzw. Thrillermilieu fallen.

**Der gemeinsame Nenner ist bei Ihnen immer das Thrillergenre – was begeistert Sie so daran?**

**Benjamin Pfohl:** Es stimmt schon, dass meine Projekte alle im weitesten Sinne im Genre des Thrillers verortet sind. Das ist erst einmal einfach nur ein Versprechen daran, dass die Geschichte fesselnd und spannend wird. Das kann dann aber in die Richtung eines Krimis gehen, oder sich Motiven und Mechaniken von SciFi oder Horror bedienen. Auch Erwachsenwerden kann manchmal ein richtiger Thriller sein, wie man in „Jupiter“ sieht. Mich reizen grundsätzlich die ernsteren, dunkleren Töne und ich habe sehr viel Lust auf das Spiel mit dem Genre.

**Bevor Sie Ihren Kurzfilm und dann darauf basierend „Jupiter“ gedreht haben, hatten Sie auch schon viele Werbefilme umgesetzt. Was konnten Sie an der Arbeit daran lernen, was Ihnen später beim Filmemachen geholfen hat?**

**Benjamin Pfohl:** Eine Werbung ist genauso ein Film, in dem man eine Geschichte erzählt – aber eben innerhalb von wenigen Sekunden. Und doch ist das Geschäft ein ganz anderes. Man dreht sehr viel, weil das natürlich viel schneller geht, als einen Spielfilm umzusetzen, und man muss jedes Mal wieder alles neu denken. Dadurch bekommt man sehr viel Training und kann sich immer wieder ausprobieren. Man versucht eine filmische Vision zu entwickeln, ergänzt als Regisseur die Idee der Agenturkreativen, was definitiv Parallelen zum Arbeiten im fiktionalen Bereich hat. Der Kunde ist da in erster Linie das Publikum: Ich muss immer überlegen, wie ich erzähle, damit das Publikum die beste Geschichte bekommt. Außerdem lernt man in der Werbung sehr stark, wie man auch ohne Dialoge, nur mit Bildgestaltung, Musik, Sounddesign oder der Montage eine Geschichte erzählt.

**Zum Abschluss: Worauf freuen Sie sich 2026 besonders?**

**Benjamin Pfohl:** Ich freue mich darauf, mit neuen Partnern an meiner Seite neue Dinge anzugehen und habe große Lust, die nächsten Projekte voranzubringen. Ich gehe entsprechend vorfreudig in dieses neue Jahr.

*Das Gespräch führte Lea Morgenstern.*



Benjamin Pfohl und sein 2025: „Lust auf das Spiel mit dem Genre“