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Kino

Deutsch-französische Diskussion über Kurzfilme

Im Rahmen des 18. Kurzfilmfestivals Interfilm wurden auf einer Podiumsdiskussion die Vertriebsrealitäten für den Kurzfilm in Frankreich und Deutschland besprochen. Hier zeigte sich einmal mehr, dass in Frankreich im Bereich der Filmförderung geradezu paradiesische Zustände herrschen.

stei25.11.2002 09:01
Didier Kiner (Agence du Court-Métrage), Christine Gendre (Unifrance), Pierre-Marie Jouany (Unifrance), Morad Keutobi (CNC) (v.l.)
Didier Kiner (Agence du Court-Métrage), Christine Gendre (Unifrance), Pierre-Marie Jouany (Unifrance), Morad Keutobi (CNC) (v.l.)

Die französische Fördereinrichtung CNC stellt im Jahr fünf Mio. Euro für den Kurzfilm zur Verfügung; die FFA als einzige Fördereinrichtung in Deutschland, die den Kurzfilm systematisch unterstützt, zirka eine Mio. Euro. Rechnet man die Beiträge der Länderförderung dazu, sind es knapp 1,5 Mio. Euro. Vorstand Rolf Bähr betonte, dass die FFA den Kurzfilm laut FFG nur unter seinen wirtschaftlichen Aspekten betrachten dürfe. Dies heißt, seine Subventionierung ist als Nachwuchsförderung hin zum Langfilm und nicht als eigenständige Kunstform anzusehen. "Wenn man den Kurzfilm als Kunstform fördern will, müsste man dafür eine entsprechende Stelle schaffen", sagte Bähr. In Frankreich ist dies anders. "Wir sind der Meinung, dass Kurzfilm selbst als Kunstform existieren soll", erklärt Didier Kiner von der Kurzfilmagentur Agence du Court-Métrage. In Frankreich entstehen pro Jahr rund 400 Kurzfilme, manche Produktionsfirmen stellen jährlich mehrere her. Unifrance unterstützt den Vertrieb und verschickt etwa 6000 Kassetten im Jahr. Pierre-Marie Jouany von Unifrance bezeichnete die Festivals als wichtigsten Ort für Kurzfilme, da hier die Sehgewohnheiten der Zuschauer geöffnet werden. Jouanys Kollegin Christine Gendre erklärte, dass als eines seiner Wesensmerkmale mit dem Kurzfilm kein Geld zu machen sei. Sie erzählte, dass es auch in Frankreich nicht selbstverständlich sei, dass Kurzfilme vor dem Hauptfilm laufen. Diese Entscheidung müsse den Kinobetreibern überlassen bleiben, da nur der persönliche Einsatz Erfolge zeitige. "Wir haben die Art der Koordination nicht wie in Frankreich und wir werden sie auf Grund des Förderalismus kaum schaffen können", so Frank Stehling vom Filmboard Berlin-Brandenburg. Als ob sie seine Befürchtungen bestätigen wollte, hatte die Export-Union ihre Teilnahme an der Runde abgesagt.

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