Blickpunkt:Film

Kino

"Chancen auf deutschem Markt"



Ich würde mich bei keinem Projekt auf Auslandsverkäufe verlassen wollen und jedem abraten, auf englisch zu drehen. Wir konzentrieren uns auf Stoffe, die Chancen auf dem deutschen Markt haben. Es gibt zwar Stoffe, die Auslandspotential haben, das sind aber Ausnahmen. Ich gehe da ganz nüchtern heran und erwarte erst einmal gar nichts. Ausländische Vertriebe interessieren sich nur für Filme, wenn sie in Deutschland erfolgreich gelaufen sind.


"Es fehlt an Interesse"

Auslandsverkäufe spielen eine große Rolle. Einerseits, um zu zeigen, daß auch in Deutschland schöne Filme gemacht werden, und andererseits, weil sich dort etwas verdienen läßt. Mit dem internationalen Markt im Hinterkopf drehen wir unseren nächsten Film in Wales auf englisch. Wir überlegen uns, für die Finanzierung von "Undertaker's Paradise" einen Weltvertrieb einzubeziehen. Es ist schwer, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen, denn es fehlt an Interesse. Es ist gut, daß es jetzt aktivere Mitspieler im Weltvertrieb gibt wie Bavaria International und Progress.

"Frage der Vermarktung"

Ich bin grundsätzlich daran interessiert, alle Projekte für den internationalen Markt zu machen, wir arbeiten aber primär für den deutschen Markt. Bei guten deutschen Filmen glaube ich, daß es auch im Ausland funktioniert. Das ist auch eine Frage der Vermarktung. Für Auslandsverkäufe ist es wichtig, daß Kinofilme auch als Kinofilme produziert werden. In außerdeutschen Ländern ist man gewöhnt, Kinofilme zu sehen, bei uns werden sie zu fernsehlastig produziert. Die Themen und das Bild sind zu eng und zu klein, kleben am heimischen Herd. Kinobilder sollten "bigger than life" sein.

"Universelle Geschichten"

"The Long Hello and Short Goodbye" hat mit Warner einen hervorragenden Vertrieb gewonnen. Auslandsverkäufe spielen momentan noch eine untergeordnete Rolle. Wir entwickeln gerade einen englischsprachigen Spielfilm als Coproduktion, eine Liebesgeschichte mit Thriller-Hintergrund. Wir müssen Geschichten erzählen, die universell verstanden werden. Komödien sind schwieriger zu verstehen, weil ihr Humor immer bestimmt eingefärbt ist, Psycho-Thriller funktionieren besser als Action-Filme, da wir mit den amerikanischen Budgets nicht mithalten können.

"Unverzichtbarer Faktor"

Auslandsverkäufe sind sehr wichtig, weil die meisten hier produzierten Filme ihr Budget in Deutschland allein nicht einspielen können. So sind die Verkäufe ins Ausland ein unverzichtbarer Faktor. Man muß versuchen internationalere Filme zu machen - Filme, die Chancen haben im Ausland. Dabei ist die englische Sprache eine Grundvoraussetzung. Die Sujets müssen sich danach richten und keine typisch deutschen sein. Ein generelles Rezept gibt es aber nicht.

"Keine zu hohen Erwartungen"

Wenn ich Vorverkäufe brauche, spielt das Ausland eine große Rolle. Es ist relativ leicht, eine Weltvertriebsgarantie zu bekommen, wenn man allerdings einen schon fertigen deutschen Film verkaufen will, sollte man nicht darauf spekulieren. Man sollte keine zu hohen Erwartungen hegen und kein wirtschaftliches Risiko eingehen. Damit die Weltvertriebe sich im Ausland mit deutschen Filmen einen Namen machen können, müssen sie ihre Präsenz erhöhen, zum Beispiel indem man die Export-Union des Deutschen Films stärkt. Unifrance hat ein Budget, das 20mal so hoch ist. Das Budget der Export-Union ist einfach nicht ausreichend, um die Filme im Ausland adäquat präsentieren zu können, aber vielleicht verbessern sich ja hier die Chancen durch die Oscar-Nominierung von Caroline Link.

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