Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Über fünf Jahre musste man auf die Fortsetzung der "Musterknaben" warten. Warum dauerte das so lange?

Uli Aselmann: Da kommen mehrere Punkte zusammen. Das ZDF war schon an einem weiteren Teil interessiert. Und auch ich sah in den "Musterknaben" das Potenzial für weitere Folgen. Doch der Miterfinder, Regisseur und Koautor Ralf Huettner wollte zunächst wieder einen Kinofilm machen. Als er dann mit seinem Autor [Dominic Raacke](/person/dominic-raacke) am Computer saß, zeigte sich einmal mehr, dass ein "Musterknaben"-Buch nicht von heute auf morgen zu entwickeln ist.

Ralf Huettner: In der Tat schreibt man ein Buch wie dieses nicht so einfach herunter. Um die sehr eigene Dramaturgie und Erzählweise nachvollziehbar zu machen, bedarf es äußerst diffiziler Arbeit.

BF: Verzögerten die Verhandlungen mit der [NDF](/company/ndf-neue-deutsche-filmgesellschaft-mbh), die ja ursprünglich über die "Musterknaben"-Rechte verfügte, die Realisierung des dritten Teils?

UA: Das spielt sicher eine Nebenrolle. Es war in der Tat nicht sehr billig, von der NDF die Formatrechte zu übernehmen. Die wurden zur äußerst herausstechenden Position im Budget...

BF:...das mit 1,8 Mio. Euro weit über dem Durchschnitt deutscher Fernsehproduktionen liegt.

UA: Das ist wohl wahr - die beiden ersten Teile kosteten noch 2,1 bzw. 2,3 Mio. Mark. Der Film ist einfach um einiges opulenter und Action-lastiger als seine Vorgänger. Einen ungleich größeren Brocken macht aber meiner Beobachtung nach bestimmt die allgemeine Teuerungsrate im Produktionsgeschäft aus. Sicher ist, dass wir "Die Musterknaben 3" ohne die Förderung durch die [Filmstiftung NRW](/company/film-und-medienstiftung-nrw) nicht hätten finanzieren können. Unsicher ist, ob sich das ZDF auch künftig Budgets in dieser Größenordnung leisten kann - für rein deutsches Produkt wohlgemerkt.

BF: Gibt es denn schon Überlegungen für einen weiteren Teil?

UA: Da muss man sicherlich die Quote abwarten, wenn die stimmt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es weitergeht.

RH: Auf keinen Fall lässt sich ein Konzept wie "Die Musterknaben" auf eine Reihe übertragen, dazu ist die Erstellung der Drehbücher wie schon erwähnt viel zu schwierig. Über weitere Einzelteile lässt sich jedoch reden.

BF: Wenn man sich den Film so ansieht, müssen die Verantwortlichen beim ZDF sehr offen und modern gedacht haben, um diesem Projekt in dieser Art grünes Licht zu erteilen.

RH: Wir haben mit sehr aufgeschlossenen Redakteuren gearbeitet, das stimmt; da ist "Musterknaben" sicher eine der Ausnahmen in der deutschen Fern- sehlandschaft. Allerdings würde ich mir wünschen, dass sich gerade die öffentlich-rechtlichen Sender auf Grund ihrer Gebührenfinanzierung viel mehr an derartige Formate rantrauen, die den Mainstream weit hinter sich lassen.

UA: Und obendrein trotzdem - oder gerade deshalb - höchst publikumswirksam sind. Für das ZDF müssten "Die Musterknaben" in seiner modernen und jugendlichen Ausstrahlung eigentlich ein Glückstreffer sein - die Verantwortlichen aus Mainz wollen ja nach eigenem Bekunden mehr und stärker ein jüngeres Publikum ansprechen.

BF: Mit dem Montag haben Sie auf alle Fälle einen etablierten Sendeplatz.

UA: Natürlich, für mich war dieser Sendeplatz schon immer einer der attraktivsten - am Montag sehen die Menschen eben gern fern. Eine Erfolgsarantie ist er indes nicht, das haben zu viele andere Filme gezeigt. Ohne gewisse Marketinganstrengungen läuft in der modernen TV-Landschaft sowieso nichts mehr. Leider ist die Kampagne beim ZDF nach anders lautenden Ankündigungen auf der Telemesse 2002 doch eher zurückhaltend ausgefallen.

BF: Obwohl bislang nur zwei Filme vor doch beträchtlicher Zeit zur Ausstrahlung kamen, scheinen die "Musterknaben" immer noch Kultcharakter zu genießen.

UA: Das ist wirklich so - es kennen sogar Leute unsere "Musterknaben", die die Filme nie im Fernsehen gesehen haben. Das ist eine junge Marke, die sich auf alle Fälle viel intensiver als bislang nutzen ließe.

BF: Wie sehen Ihrer Pläne in naher Zukunft aus?

RH: Ich arbeite an verschiedenen Projekten. Sehr gern würde ich demnächst "Um die 40" machen, eine Fortsetzung unserer vor zehn Jahren gedrehten Serie "Um die 30". Natürlich am liebsten mit der gleichen Besetzung wie damals.

Nach zehn Jahren Rückkehr ins Regiefach

BF: Und bei Ihnen, Herr Aselmann?

UA: Nachdem wir in diesem Jahr "[Der verlorene Sohn (AT)](/movie/mein-weg-zu-dir-heisst-liebe)" für [Sat.1](/company/sat1-satellitenfernsehen) gedreht haben sowie gerade einen "Polizeiruf 110" drehen, befinden wir uns in der heißen Finanzierungsphase des Kinofilms "[Winterreise (AT)](/movie/winterreise)", den wir nächstes Jahr produzieren möchten. Darin werden [Franz Xaver Kroetz](/person/franz-xaver-kroetz), [Cornelia Froboess](/person/cornelia-froboess), [Nora Tschirner](/person/nora-tschirner) und [Sophie von Kessel](/person/sophie-von-kessel) spielen, ich möchte dabei gern nach über zehn Jahren wieder ins Regiefach zurückkehren. Außerdem ist der Zweiteiler "Auf immer und ewig" nach einem Buch von Christian Jelsch für das ZDF geplant. Und mit dem Autor und Regisseur [Stefan Betz](/person/stefan-betz) wollen wir die kleine Kinoproduktion "[Grenzverkehr](/movie/grenzverkehr)" realisieren.

"Die Musterknaben" zum dritten Mal im ZDF am Start