Blickpunkt:Film

Kino

Kino als Erlebnismittelpunkt

Die bei mir eingesetzten Spots bestehen zwischen ein Drittel und die Hälfte aus Tabakwerbung und stellen somit einen großen Teil unseres Verdienstes dar. Meiner Meinung nach müssen sich die Werbefirmen künftig verstärkt Gedanken machen, welche alternativen Branchen für die Kinowerbung zu gewinnen sind. Ansonsten versuchen wir mit Angeboten im Umfeld der Filme den bevorstehenden Umsatzverlust zu kompensieren. Wir veranstalten Silvesterpartys oder richten spezielle Geburtstagsfeiern aus. Auch Kinos von mittlerer Größe sollen zu einem Erlebnismittelpunkt der Besucher werden. Gerade gestalten wir unser Foyer neu, um weiter an Attraktivität zu gewinnen.
Heide Spannhake, Film-Eck Nienburg

Angebot an Werbung ausreichend

Ich nehme an, daß das Verbot der Tabakwerbung kaum Einfluß auf die Werbeeinnahmen der Kinos haben wird, da sich die Werbefirmen dann umso intensiver darum kümmern werden, andere Firmen für die Kinowerbung zu gewinnen. Insgesamt scheint mir das Angebot an Filmwerbung - gemessen am Zeitfonds für die Vorführung und der Aufmerksamkeit der Zuschauer - ausreichend zu sein, um die fehlende Tabakwerbung auszugleichen.
Christina Schneider, Blauer Stern Berlin

Warnung blieb ohne Reaktion

Bereits vor vier Jahren habe ich die Werbeverwaltungsfirmen vor dem drohenden Tabakwerbeverbot gewarnt und um das frühzeitige Erstellen von Alternativen für die Filmtheaterbetriebe gebeten. Außer einer empörten Reaktion der Verbände sowie einem resultierenden Arbeitskreis sind mir keine sicheren Ergebnisse bekannt, die den drohenden Einnahmeverlusten aus Tabakwerbung gegensteuern könnten. Die Tabakindustrie arbeitet an neuen Konzepten, verlagert jedoch nach meinem Kenntnisstand ihre Aktivitäten nach dem eventuellen Werbeverbot nicht hin, sondern weg von den Filmtheatern. Unsere gegensteuernden Maßnahmen sind u. a. Fremdnutzung der Säle vormittags bzw. nachmittags, Verstärkung des Merchandising-Verkaufs und kulturelle Veranstaltungen.
Wolfgang Fischer, Omniplex Filmtheaterbetriebe Hannover

Werbung unterstützt Kultur

Für viele kleinere Kinos sind diese Bestrebungen der EU existenzgefährdend bzw. tödlich. Flankierend durch den massiven Verdrängungswettbewerb der kapitalstarken Multiplexe und steigender Kosten werden die Werbeeinnahmen immer wichtiger. Oftmals sind sie gleichzusetzen mit dem Gewinn. Dabei muß man bedenken, daß gerade diese Kinos nicht nur Abspielstätten sind, sondern oft die einzigen Kulturträger einer Gemeinde oder eines Stadtteils. Somit unterstützt letztendlich die an und für sich harmlose Zigarettenwerbung auch kulturelle Belange. Alternativ wird für die "Kleinen" kaum eine Chance auf Ersatz bestehen, da die Werbeverwaltungen nur wenige Konzerne von der "Werbenische" überzeugen können. Ich versuche bereits heute zusätzliche Einnahmen auf Programmen, Flyern, im Foyer, auch im Rahmen der Ortswerbung zu gewinnen, was bislang zufriedenstellende Resultate bringt.
Thomas Wilhelm, Neues Rex München

Ortswerbung verstärken

Da die Provinztheater noch nie in den Genuß der Großindustriewerbung kamen, trifft es sie wesentlich härter, und es könnte für viele kleine Kollegen echt bedrohlich werden. Wir sollten uns die momentane Kinoaufwertung unbedingt zunutze machen, um jetzt gemeinsam mit den Werbemittlern die Ortswerbung zu verstärken. Einige Werbefirmen haben sich echt mit tollen Kurzspots bewährt. So zeigen besonders Großdiskotheken unbedingtes Interesse an überörtlicher Kinowerbung.
Karl Heinz-Meier, Lichtburg Quernheim

Erhebliche finanzielle Einbußen

Ich rechne mit erheblichen Konsequenzen (finanzielle Einbußen) in unseren Betrieben. Je kleiner die Städte, desto größer die Einbußen, da an kleinen Orten schwierig überregionale Werbefilme zu bekommen sind. Alternativen zur Tabakwerbung sehe ich keine. Wir bauen auf unsere Werbeagentur.
Werner Rusch, Hollyworld Movieplex Königsbrunn

Foyerwerbung als eine Alternative

Durch das Tabakverbot kann es passieren, daß wir mit den kleineren IVW-Einheiten in einzelnen (Sommer-)Monaten ohne überregionale Werbefilme dastehen werden. Wir haben bisher versucht, die allgemeinen Rückgänge der letzten Jahre durch zusätzliche Aktionen wie etwa Promotions und Foyerwerbung in Grenzen zu halten, und konzentrieren uns jetzt noch stärker auf die Pflege und den Ausbau unserer Ortswerbung. Wir rechnen für die Zukunft damit, zumindest ein kleines Stück des überregionalen "Werbekuchens" durch unser Cineplex erhalten zu können.
Marion Closmann, Marburg

Neue Vermarktungskonzepte entwickeln

Je nach Kinogröße und Stadt wird das Tabakwerbeverbot auch auf unsere Filmtheater mehr oder weniger großen Einfluß haben. Betroffen sind zunächst einmal alle Kinos. In den Multiplexen wird es jedoch einfacher sein, Umsatzverluste durch neue Werbekunden und neue Werbearten (beispielsweise spielfilmbezogene Werbung) zu kompensieren. Wir würden uns wünschen, daß in Zukunft alle Branchenverbände gemeinsam mit den Werbeverwaltungspartnern neue Vermarktungskonzepte entwickeln, die für potentielle Werbekunden attraktiv sind.
Hans-Jürgen Jochum, Cinepool Betriebsgesellschaft

Vorprogramm ist wertvolle Plattform

Ein Ausgleich für den drohenden Einnahmerückgang könnte eintreten, wenn die Zigarettenindustrie selbst völlig neue, rechtlich abgesicherte Kooperationen mit den Kinos zusammen, beispielsweise im Event- und Veranstaltungsbereich, erfindet. Die Betreiber selbst werden versuchen müssen, die Einbuße von Einnahmen aufzufangen. Dazu bietet sich in erster Linie die Angebotserweiterung und Aufrüstung an den Theken an. Möglicherweise ist dazu die vom HDF eingeleitete Partnerschaft zwischen den Kinos und Nestle eine erfolgversprechende Möglichkeit. Das Vorprogramm der Kinos ist eine wertvolle Werbeplattform. Viele Branchen haben das erkannt. Es muß dazu die gleichgute Qualität in Bild- und Tonstandard wie das Hauptprogramm aufweisen. Hier sind sowohl die auftraggebenden Firmen, die Werbeproduzenten als auch die Werbemittler in der Verantwortung. Das trifft auch die Verleihfirmen bei der Qualität der Trailer. Die Kinos sind gerüstet. Wir warten auf die Ware, die unseren Technikstandard nutzt und die entsprechenden Normen einhält.
Angela Lipp-Fläxl, Lichtspielberg Vilsbiburg

Engagement in Programmzeitschrift

Der Verlust der Tabakwerbung in meinem Filmtheater bedeutet einen Einnahmeverlust bei der überregionalen Werbung von etwa 35 Prozent. Gerade in Zeiten einer schwächeren Belieferung an Werbefilmen galt die Zigarettenwerbung doch als Bank. Dieser Verlust wird nicht so leicht zu kompensieren sein. Daher bemühen wir uns, mit regionalen Werbepartnern mehr ins Geschäft zu kommen, sei es durch Sondervorstellungen im Kino oder ein verstärktes Engagement in unserer Programmzeitschrift.
Tom Dittrich, Liliom Augsburg

Die Zeit nach der Tabakwerbung