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Kino

Diskussion zum Thema Schauspieler-Coaching

Schauspieler, Regisseure, Produzenten und Agenten erörterten beim Filmfest München die Frage des Coaching. Obwohl diese Form des Schauspielertrainings oft praktiziert wird, ist sie noch nicht allgemein akzeptiert.

Dirk Bonengel07.07.1998 22:00

Coaching - ein Begriff aus dem Wortschatz der US-Schauspieler - gewinnt auch hierzulande zunehmend an Bedeutung. "Vor allem, wenn man mit Laien oder Kindern dreht, ist ein Coach sehr wertvoll", meint Bettina Reitz, langjährige ZDF-Redakteurin. Coaching ist auch unter Profis weitverbreitet: "Viele Schauspieler haben einen Coach, wenige sprechen darüber", erklärt Agentin Marlies Heppeler. Hier spiele die für die amerikanischen Kollegen unbekannte Angst eine Rolle, "man könnte denken, ein Schauspieler ist nicht gut, weil er Hilfe benötigt". Regisseur Ralf Huettner erkennt die Vorteile des Coaching in der Vorbereitungsphase: "Wenn man gecoacht wird, merken Schauspieler früh, daß bestimmte Dialoge nicht sprechbar sind." "Auch wenn man unter Zeitdruck arbeitet, halte ich Coaching für sinnvoll", ergänzt Kollege Nico Hofmann: "Allerdings habe ich Probleme, wenn ein Coach in die Regiearbeit eingreift." Das jedoch weist die Schaupiellehrerin Ute Krämer für ihre Arbeit entschieden zurück: "Ich verstehe mich nicht als Konkurrenz für die Regisseure." Auch Produzentin Gloria Burkert findet es schwierig, wenn ein Coach am Set mitarbeitet, und sieht die Arbeit des Coaches mehr im Vorfeld. Grundlegendes Problem - darüber waren sich die Beteiligten einig - sind die mangelnden Probenzeiten bei Dreharbeiten. Hier läßt sich nicht nur Produzenten oder Regisseuren die Schuld zuweisen: Für Hofmann ist es kaum machbar, mit Schauspielern zu proben, Produzentin Burkert hält zwar Probetage für Geldersparnis, fände es aber wünschenswert, wenn Schauspieler nicht erst bei den Proben fragen: "Wer bezahlt das?" Letztendlich zähle die Zusammenarbeit mit dem Regisseur, meint Schauspieler Rufus Beck: "Das ist der Mensch, mit dem man sich auseinandersetzen muß."

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