Blickpunkt:Film

Kino

Es war ein eindringlicher Appell, der einen Gutteil der Mitteilung einnahm, mit der AMC ein sehr erfreuliches Quartalsergebnis verkündete. Der Appell an Studio- wie Schauspielvertretungen gleichermaßen, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen und unverzüglich zu einer Einigung zu gelangen.
 
Nun, diese Einigung lag weniger als fünf Stunden nach Veröffentlichung der Ergebnisse vor. Dass sie endlich – und nach rund 120 Tagen eines Ausstandes der SAG-AFTRA-Mitglieder – kam, ändert aber nichts daran, dass der Blick nach vorne trotz positiver Bilanz eingetrübt ist. Denn während sich die Folgen von Terminverschiebungen und eingeschränkter PR-Möglichkeiten schon in diesen Wochen und Monaten glasklar zeigen (der aller Voraussicht nach extrem enttäuschende Start von „[The Marvels](/movie/the-marvels)“ ist hinsichtlich letzteren Faktors ein weiterer Indikator, auch wenn sich die konkreten Probleme in diesem Fall wohl nicht auf das Marketing beschränken), wird natürlich auch das Kinojahr 2024 unter der zwangsweisen Pausierung zahlreicher großer Produktionen und den daraus resultierenden Terminrochaden leiden. Oder um es mit den Worten von AMC-CEO Adam Aron zu sagen: „Die kurzfristigen Auswirkungen der Streiks von Autoren und Schauspielern führen zu zusätzlichen und unnötigen Herausforderungen für AMC im kommenden Jahr. (…) Es gab bereits erheblichen Kollateralschaden und es wird weiteren Kollateralschaden geben.“ Kein Wunder also, dass Aron die Nachricht von der Einigung zwischen AMPTP und SAG-AFTRA mit einem einzigen Wort kommentierte: „Hallelujah!“.
 
Während das vierte Quartal weiterhin gut und gerne noch ein paar zusätzliche positive Schlagzeilen vom Boxoffice vertragen könnte, zeigte das dritte Quartal auch bei AMC, was mit guter Filmversorgung möglich ist. Nachdem die weltweit größte Kinokette schon im zweiten Quartal 2023 wieder mit einem positiven Ergebnis aufwarten konnte, stieg der Nettogewinn zwischen Juli und September auf 12,3 Mio. Dollar. Das Ergebnis lag damit um 239,2 Mio. Dollar über jenem des Vorjahresquartals, für das AMC noch einen Nettoverlust von 226,9 Mio. Dollar ausgewiesen hatte. Der Gewinn pro Anteil lag bei acht Cent nach einem Verlust von 2,20 Dollar im dritten Quartal 2022.
 
Gegenüber dem Vorjahresquartal stiegen die Gesamtumsätze bei AMC um 45,2 Prozent auf gut 1,4 Mrd. Dollar. Dieses Ergebnis stellt nach Unternehmensangaben einen absoluten Rekordwert innerhalb der 103-jährigen AMC-Geschichte dar, liegt also auch über dem Vergleichswert aus 2019. Gleiches gilt für das EBITDA, das sich um 206,6 Mio. Dollar auf den positiven Betrag von 193,7 Mio. Dollar verbesserte. Man sei „höchst zufrieden“ damit, „eindrucksvolle Ergebnisse“ vorlegen zu können, mit denen man „deutlich“ über den Erwartungen der Analysten gelegen habe, so Aron.
 
Dass der Kurs der AMC-Anteile zuletzt trotzdem deutlich sank, ist denn auch weniger diesen Ergebnissen geschuldet, als vielmehr auf eine neuerliche Kapitalerhöhung zurückzuführen; unmittelbar nach Veröffentlichung der Quartalsbilanz hatte AMC bei der Börsenaufsicht SEC den Verkauf von Anteilen im Wert von bis zu 350 Mio. Dollar angekündigt.
 
„Besonders eindrucksvoll“ ist laut Aron, dass man den Erfolg im dritten Quartal in einer Zeit erzielen konnte, in der die Besuchszahlen bei AMC noch um rund 16 Prozent unter dem Vergleichsniveau aus 2019 gelegen hätten. Möglich war dies (natürlich) durch eine enorme Steigerung der Pro-Kopf-Einnahmen, die jene aus 2019 um rund 30 Prozent überschritten hätten. Dies, obwohl AMC eine Initiative, in deren Rahmen Ticketpreise künftig nach Sitzreihe bzw. –platz hätten differenziert werden sollen (und damit im Schnitt teurer geworden wären), bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit für beendet erklärt hatte
 
Dass sich AMC, wie Aron in einem Investorengespräch ankündigte, künftig noch stärker im Bereich der Konzertfilme engagieren will, liegt auf der Hand. Der erste von AMC verliehene Titel, „[Taylor Swift – The Eras Tour](/movie/taylor-swift-the-eras-tour)“, hat weltweit schon über 230 Mio. Dollar (davon über 166 Mio. in den USA) eingespielt, jetzt folgt „[Renaissance – A Film by Beyoncé](/movie/renaissance-a-film-by-beyonce)“. Auch wenn niemand erwartet, dass dieser Konzertfilm ähnlich hohe Ergebnisse einfahren wird, geht Aron doch auch in diesem Fall von „bedeutenden Umsätzen“ aus. Tatsächlich will sich AMC nun auch in einem anderen AC-Bereich engagieren – Wunsch von Aron wäre es, große Sportveranstaltungen live auf die Leinwände zu holen.

AMC bilanziert Rekordumsatz