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Kino

Dem DreamWorks Live-Action-Debüt gelingt der Sprung von der Animation zum Realfilm auf begeisternde Weise.

Ein Junge und sein Drachen. Was für ein unwahrscheinliches Paar. Zumindest wenn es nach der Wikinger-Mythologie und den gesellschaftlichen Gepflogenheiten des raubeinigen Nordvolkes geht. Mit „[Drachenzähmen leicht gemacht](/movie/untitled-universal-event-film_6)“ begibt sich DreamWorks erstmals in die unternehmerisch durchaus riskanten Gefilde der Live-Action-Adaption eines überaus beliebten Animationsstoffes. Zwar lässt Disneys „Lilo & Stitch“ gerade kräftig die Kasse klingeln und auch das „König der Löwen“-Remake lief zuletzt hervorragend, doch sorgte der Flop von „Schneewittchen“ zuletzt für lange Minen und zu Debatten, ob das Live-Action-Format die geeignete Form ist, um das Publikum für solch klassische Stoffe nachhaltig zu begeistern. 

Um es kurz zu machen: die Adaption von „Drachenzähmen leicht gemacht“ ist über all jene Fragen und Bedenken erhaben und weiß mit einer fulminanten Mischung aus Fantasy, Spezialeffekten und packender Erzählweise eine neue Publikums-Generation zu überzeugen. Drachen-Schöpfer und Animationsveteran Dean DeBlois – seine Karriere begann in der Animationsabteilung von Disney – übernimmt auch in der Realverfilmung des beliebten Franchises die Regie und adaptiert den ersten Teil der fantastischen Saga nahezu Szenen-getreu. 

Wenn sein Protagonist Hiccup, gespielt von Mason Thames und sein späterer Drachenbegleiter Toothless erstmals aufeinandertreffen, springt unmittelbar der Funke über. Eigentlich zieht Hiccup ja zum Drachentöten los, doch als er der Kreatur ins Auge blickt, packen den einfühlsamen Helden Zweifel. „Drachenzähmen leicht gemacht“ singt in Zeiten allenthalben ausbleibender Empathie ein Hohelied auf das Mitgefühl und verbunden mit ihm die Fähigkeit, ewig geglaubte Abneigung zwischen verfeindeten Lagern zu überwinden. Eine wichtige Botschaft in kriegsgeplagten Zeiten. Die entschlossene Wikinger- Kriegerin Astrid (Nico Parker) vermag Protagonist Hiccup noch auf die Seite des Fortschritts und der Aussöhnung zu ziehen. Schwieriger scheint es da schon mit dem eigenen Vater, dem grantigen Chief Stoick, verkörpert von Gerard Butler. Doch als eine existenzielle Schlacht heranzieht, scheint plötzlich auch bei ihm ein Sinneswandel möglich. 

Die vor Spezialeffekten und ultrarealistischen Animationen berstenden Bilder sind wie gemacht für die große Kinoleinwand und das IMAX- Format, in dem Teile der Aufnahmen von DOP Bill Pope entstanden sind. So wie man einst in Spielbergs „Jurassic Park“ vergaß, dass Dinos nicht (mehr) existieren, vergisst man hier, dass Drachen nicht zum Tatsachenbestand unserer gemeinhin angenommen Wirklichkeit zählen. Als Hiccup erstmals seine Hand auf die Schnauze seines späteren Flugbegleiters Toothless legt, beginnt eine wunderbare Freundschaft, die durch schwindelnde Flugeinlagen und flammende Schlachtszenen führt. Der markige Score von John Powell wurde für die 2025-Fassung nochmals angepasst und erhält nun ein klanglich deutlich bombastischeres Format.

 „Drachenzähmen leicht gemacht“ bietet aber nicht einfach nur ein Mehr an audiovisuellen Reizen, sondern vor allem an emotionaler und kreativer Tiefe. Dem kulturellen Phänomen der 2010er-Jahre vermögen die Filmemacher (Produzenten: Marc Platt, Dean DeBlois, Adam Siegel) so ein zeitgemäßes wie charmantes Realfilm-Gewand zu verpassen, das bei alten, wie neu hinzugewonnenen Zuschauern für Begeisterung sorgen dürfte.

*Chris Schinke*

REVIEW KINO: „Drachenzähmen leicht gemacht“