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Blickpunkt:Film: Kommt mit der MHP-Entscheidung der Durchbruch für Premiere World?


Ferdinand Kayser: Durch die "Mainzer Erklärung" wurden langjährige Diskussionen um unterschiedliche technische Plattformen beendet. MHP schafft damit Sicherheit für den Verbraucher in technischen Zukunftsfragen. Er kann davon ausgehen, dass Programme und multimediale Zusatzangebote auf allen Empfangsgeräten gleichermaßen abgebildet werden, vorausgesetzt sie arbeiten mit MHP. Viele Verbraucher, die bislang gezögert haben auf digitalen TV-Empfang umzusteigen, werden das jetzt tun. Und jeder von ihnen ist grundsätzlich ein potenzieller Kunde für uns. Außerdem gab es bislang
Premiere- World-Interessierte, die sich zwar für unser Programm begeistern konnten, es aber mit einer anderen Box empfangen möchten. Wenn MHP im Laufe des nächsten Jahres Marktreife erlangt haben wird, bedeutet das natürlich, dass Premiere World auch über andere Boxen mit Conditional Access empfangen werden kann. Denn Standardisierungsprobleme wird es - zumindest bei
MHP-Boxen - dann nicht mehr geben. Wir haben bislang exklusiv auf die D-Box gesetzt, weil es keinen einheitlichen Standard gab. Nur so konnten wir
sicherstellen, dass Premiere World überall so ankommt, wie wir es ausstrahlen und unsere Kunden es erwarten können: komplett. Auch mit Blick auf unsere Bestandskunden ist MHP ein hervorragender Weg. Denn bestehende technische Infrastrukturen werden nicht in Frage gestellt, sondern MHP baut auf ihnen auf. Besonders freut mich natürlich, dass [ARD](/company/ard-pressestelle), [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) und [RTL](/company/rtl-television) die
Zukunftsfähigkeit der D-Box in der "Mainzer Erklärung" bestätigen. Als downloadfähiges, auf Java basierendes System bietet die D-Box alle Voraussetzungen für die Einführung des MHP-Standards. Angesichts des nicht
immer konfliktfreien Miteinanders in der Vergangenheit ist das sicher ein beachtliches Eingeständnis unserer Konkurrenz.


BF: Ab wann rechnen Sie mit spürbaren Auswirkungen der Entscheidung?


FK: Bis Mitte nächsten Jahres werden erste MHP-Applikationen eingeführt, dann beginnt die eigentliche Marktdurchdringung. Man sollte
nicht glauben, dass sich daraus kurzfristige Effekte für unser Abogeschäft erzielen ließen. Entscheidende Impulse für unser heutiges Geschäft liefern unbestritten unsere Inhalte und die neue, flexible Paketstruktur mit einem
günstigen Einstiegsangebot für 15 Euro inklusive Decoder.


BF: Welche Zielgrößen haben Sie sich nun bei der Entwicklung der Abonnentenzahlen gesetzt?


FK: Wir haben in der Vergangenheit zu viel über Zahlen und zu wenig über Inhalte geredet. Wir bauen auf einem Stock von 2,4 Mio. Haushalten auf. Das ist der Stand von Mitte des Jahres. Dabei konnten wir die Zahl der digitalen Premiere-World-Haushalte überproportional um rund 40 Prozent innerhalb eines Jahres steigern. Heute empfangen neun von zehn Abonnenten unser Angebot digital. Das ist unser wichtigstes Kapital für die künftige
Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Grundsätzliches Interesse an Abofernsehen haben in Deutschland knapp acht Mio. weitere Haushalte. Aber wir wollen Potenziale lieber nutzen, als über sie zu spekulieren.


BF: Werden Sie nun verstärkt auch die Zusammenarbeit mit bisherigen Konkurrenten ([F.U.N.](/company/lm-medienberatung), RTL) suchen?


FK: Wir entwickeln eigenständige Inhalte und Applikationen. Das geschieht in gesunder Konkurrenz. Noch in diesem Jahr werden wir erste interaktive Applikationen präsentieren, die zwar noch nicht auf MHP basieren, aber entsprechend angepasst werden können. Gemeinsam werden wir mit allen Marktteilnehmern an der endgültigen Definition des MHP-Standards und an Zertifizierungsfragen arbeiten.


BF: In wie weit suchen Sie Kontakt/Zusammenarbeit mit den neuen Kabelnetzbetreibern?


FK: Wir haben viele gemeinsame Interessen. Wir freuen uns insbesondere über die Investitionsbereitschaft der neuen Kabelnetzbetreiber in den Ausbau der Technologie, auch wenn die ein oder andere Ankündigung inzwischen zurückgenommen wurde. Das digitale Fernsehen wird insgesamt profitieren, wenn die Politik für ein diskriminierungsfreies Wettbewerbsumfeld sorgt. Als
Verantwortlicher bei Premiere World gehe ich ohnehin mit großer Gelassenheit in die Gespräche. Zum einen verfügen wir über langfristige Einspeisungsverträge, die von den neuen Netzbetreibern übernommen werden müssen. Zum anderen haben wir den attraktivsten Content mit vielen
exklusiven Programm-Highlights. Bei der ganzen Diskussion über die Kabelnetze sollte man auch nicht vergessen, dass der Markt für digitalen Satellitenempfang schnell wächst und für viele Zuschauer schon heute eine attraktive Alternative zum Kabel darstellt.


BF: Bleibt es in Deutschland bei dem einen großen Pay-TV-Anbieter Premiere World oder halten Sie die Etablierung einer Konkurrenz-Plattform für wahrscheinlich?


FK: Schon jetzt gibt es in einzelnen Kabelnetzen einzelne Pay-Angebote. Aber der Weg zu einer Marke im Abofernsehen ist für alle Newcomer weit. Eine große Konkurrenzplattform braucht nicht nur die nötige
technische Infrastruktur, sondern Bekanntheit, exklusiven Content und eine moderne Infrastruktur für die Abonnementverwaltung und den Kundenservice. Da
müssen wir uns als Marktführer nicht verstecken. Und die Konkurrenz wird das Geschäft beleben. Viele Konsumenten werden lernen, dass sie Premium-Angebote auch woanders nicht geschenkt bekommen.


BF: Angesichts der Abo-Stagnation auch beim Pay-TV in Großbritannien und Frankreich - Ist der Markt vielleicht doch eher gesättigt als ursprünglich
angenommen?


FK: Abofernsehen ist ein Geschäftsmodell, das in Deutschland mit der Verbreitung des digitalen Fernsehens weiter wachsen wird. Der Verbraucher
muss natürlich wissen, wofür er zahlt. Auch in anderen Medienbereichen sieht er, dass reine Werbefinanzierung nur sehr bedingt Premium-Content sichern kann. Premiere World unterscheidet sich aber nicht nur durch exklusive
Inhalte. Gerade in der digitalen Fernsehwelt kommt es darauf an, die technischen Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen: Durch frei wählbare Kameraperspektiven, durch die Möglichkeit während eines Bundesliga-Nachmittages selbst von Hamburg nach München und danach nach Leverkusen zu schalten oder durch Startzeiten für attraktive Kino-Highlights rund um die Uhr. Wir erfinden das Fernsehen nicht neu. Aber wir machen es unmittelbarer, differenzierter und komfortabler. Für diese Extra-Leistung sind Kunden bereit zu zahlen.


BF: Welche Rolle spielen interaktive Anwendungen in Ihrem Zukunftskonzept?


FK: Der Erfolg interaktiver Angebote setzt voraus, dass sie auf einer Plattform angeboten werden, die sich als bekannte und starke Marke am TV-Markt durchgesetzt hat. Man sollte aber nicht dem Irrglauben verfallen, dass es eine interaktive Killer-Applikationen gibt. Wir verstehen Interaktivität als zusätzlichen Service, der die Kundenbindung vertieft. Wir begleiten unsere Kunden nicht nur durch den Programmtag, sondern sind auch ihr Partner auf dem Weg in die digitale Fernsehzukunft.

Ferdinand Kayser über die Zukunft von Premiere World