Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt: Film: Mit "Roter Drache" sind Sie ein großes Risiko eingegangen. In einer Reihe mit [Michael Mann](/person/michael-mann), [Jonathan Demme](/person/jonathan-demme) und [Ridley Scott](/person/ridley-scott) zu stehen, ist nicht leicht. Was hat Ihnen den Mut gegeben?

Brett Ratner: Ich höre immer noch die Kritiker: "Du kannst nicht mit Demme mithalten, du bist im Leben nicht so gut wie Scott, und im Vergleich zu Mann bist du richtig Mist." Aber als ich mir "[Hannibal](/movie/hannibal)" angesehen habe, erkannte ich, dass es mit Manns "[Blutmond](/movie/blutmond)" drei komplett verschiedene Filme in ein und demselben Themenfeld sind. Ich sah genau, was ich nicht machen wollte, und wusste, wie "Roter Drache" auszusehen hat.

BF: Wie sah diese Vision aus?

BR: "Roter Drache" sollte weniger horrorlastig sein, dafür als Suspense-Thriller funktionieren. Der Zuschauer soll Platz für seine Fantasie haben, ich muss ihm nicht alles zeigen. So wird erheblich mehr Spannung, psychische Spannung erzeugt als durch eine Effektshow mit eimerweise Blut.

BF: War bereits das Drehbuch von [Ted Tally](/person/ted-tally) so ausgelegt?

BR: Ich habe mit Ted viel gesprochen. Er hatte da ganz ähnliche Vorstellungen, aber im Endeffekt ist es meine Entscheidung, was dann auf der Leinwand zu sehen ist, wenn im Drehbuch steht: "... und er stach auf Graham ein". Einige Szenen des Drehbuchs habe ich auch bewusst entschärft.

BF: Wie viele Ihrer Ideen konnten Sie umsetzten, was blieb an Änderungen auf der Strecke?

BR: "Roter Drache" ist Teil einer Trilogie. Ich ging immer von Jonathan Demmes Film als Basis aus. Deshalb wollte ich auch unbedingt Kristi Zea als Ausstatterin haben. Wir wollten alle bekannten Locations ganz bewusst wieder so aussehen lassen. Lediglich bei den "neuen" Orten haben wir ein wenig rumgespielt. Es ergeben sich dann meist Kompromisse aus den Vorstellungen des Ausstatters, den Wünschen des Kameramannes und den Plänen des Regisseurs.

BF: Ihr Kameramann [Dante Spinotti](/person/dante-spinotti) drehte bereits "Blutmond" für Michael Mann. Wie konnten Sie ihn für das Quasi-Remake gewinnen?

BR: Als er Ted Tallys großartiges Drehbuch gelesen hatte, musste ich ihn gar nicht mehr groß überreden. Er wollte den Film unbedingt machen. Dante meinte einmal lapidar: "Auch die großen Maler wie Monet haben ein Bild über 30 Mal gemalt - und zwar immer unterschiedlich. Dann kann ich auch zweimal dasselbe Buch verfilmen."

BF: Sie haben viel Material verschossen. [Dino De Laurentiis](/person/dino-de-laurentiis) war angeblich nicht sehr glücklich darüber.

BR: Wenn man an so ein Projekt herangeht, will man es perfekt machen. Also habe ich möglichst viel Shots gemacht, um dann im Schneideraum auch garantiert die richtige Sequenz zur Verfügung zu haben. Dino hat schon mit viel erfahreneren Regisseuren gearbeitet, da ist es klar, dass er manchmal andere Vorstellungen hat.

BF: Dino De Laurentiis ist als starker Produzent bekannt. Wie problematisch war die Zusammenarbeit?

BR: Er ist sehr streng, was das Budget betrifft, passt wie ein Schießhund auf, dass der Terminplan eingehalten wird, und sorgt dafür, dass die Leute ihre Arbeit machen. Aber wenn er einmal einen Regisseur geholt hat, lässt er ihn machen und schaltet sich nicht mehr ein. Was glauben Sie denn, warum er so viele schlechte Filme produziert hat? Nicht, weil er selbst seine Hausaufgaben nicht gemacht hätte, sondern weil er nicht eingriff.

BF: Ihre Filme dagegen waren bisher allesamt Kassenschlager. Angst vor dem Flop?

BR: Oh ja. Aber wenn man sich die großen Regisseure ansieht, dann hatten sie alle ihre Durststrecken. Wichtig ist, dass man dann nicht aufgibt und wieder hochkommt.

BF: Sie sagten einmal, dass Sie jeden Film machen würden, solange das Geld stimmt. Hat sich daran durch "Roter Drache" etwas geändert?

BR: Erst mal bin ich sehr stolz, den Film gemacht zu haben. Es ist tatsächlich eine andere Gewichtsklasse als meine bisherigen Projekte. Ein bisschen sehe ich mich jetzt auch als Teil der Historie. Ich hoffe, dass ich mit jedem Film ein bisschen besser werde. Und glücklicherweise bin ich bereits jetzt in der Lage, mir die Projekte aussuchen zu können. Könnte ich keine Filme drehen, müsste ich wohl bei Burger King arbeiten.

Teil der Historie von Hannibal the Cannibal

BF: Ihr nächster Film ist "Superman". Wie weit sind Sie?

BR: Wir sind in der Vorproduktion. Ich habe noch keine Schauspieler ausgewählt, bis auf [Anthony Hopkins](/person/sir-anthony-hopkins), der Jarrell, den Vater von Superman, spielen wird. Dante Spinotti wird Kameramann sein und [Arthur Max](/person/arthur-max), der Ausstatter von "[Gladiator](/movie/gladiator)", übernimmt das Produktionsdesign. Ich würde am liebsten morgen schon loslegen.

BF: Ohne Hauptdarsteller? Oder haben Sie mittlerweile Ihren Superman gefunden?

BR: Nein, ich bin immer noch auf der Suche. Ich möchte einen jungen Superman, ein frisches unverbrauchtes Gesicht. Am besten jemanden, den man noch nie auf der Leinwand gesehen hat.

BF: [Nicolas Cage](/person/nicolas-cage) ist zu alt?

BR: Ähmm - ja. Tut mir Leid für ihn, aber sich sehe ihn einfach nicht mehr im roten Cape. Ich mag seine Filme sehr, aber er ist einfach nicht mein Superman. Ich würde irgendwann sehr gern mit ihm arbeiten, aber für diesen Film passt er einfach nicht.

Filmemacher Brett Ratner zu "Roter Drache"