Blickpunkt:Film

Kino

Noch ist das 19. [Festival des Deutschen Films Ludwigshafen am Rhein](/company/festival-des-deutschen-films-ludwigshafen-am-rhein) in vollem Gange (bis 10. September). Am Wochenende wurde nicht nur der Regiepreis an [Thomas Stuber](/person/thomas-stuber) vergeben, sondern Festivalintendant und -gründer [Michael Kötz](/person/dr-michael-koetz_e) hat auch eine Erklärung abgegeben, die klar macht, warum Filmfestivals nicht ins Filmfördergesetz gehören. Damit widerspricht Kötz der Forderung der AG Filmfestival, die Mitte August im Rahmen der FFG-Novellierung veröffentlicht wurde ([wir berichteten](https://www.blickpunktfilm.de/festival/ffg-novellierung-ag-filmfestival-filmfestivals-gehoeren-in-das-filmfoerderungsgesetz-78d5837befe42885ba7fae43a4824c9c)).

**Die „Ludwigshafener Erklärung“ im Wortlaut**:

„Die Initiative der AG Filmfestival, im Zusammenhang mit der Novellierung des Filmfördergesetzes der stetig wachsendenden Bedeutung der Filmfestivals für die deutsche Filmlandschaft Rechnung zu tragen, begrüßen wir grundsätzlich. Den aktuellen Vorschlag, die Förderung der Filmfestivals wie als seien sie ebenfalls gewerbliche Kinos in das Fördersystem der [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) zu integrieren, lehnen wir allerdings entschieden ab.
 
Filmfestivals gehören nicht ins Filmfördergesetz. Die Filmförderung des BKM sollte nicht im Zuge der Novellierung des Filmfördergesetzes in das neue System integriert werden. Filmfestivals sollten vielmehr unabhängig davon unterstützt werden und dies wirkungsvoll mit Blick auf ihre besonderen Bedingungen deutlich besser und gerechter als bisher. 
 
'Man kann Filmfestivals nicht mit Kinos vergleichen. Sie funktionieren nicht primär gewerblich und wer dies übersieht, hat eigentlich nicht verstanden, worin die wirkliche Qualität von Filmfestivals für die Gesellschaft liegt', so Dr. Michael Kötz, Intendant des Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein.

Filmfestivals sind eher mit der Arbeit der Kommunalen Kinos als mit gewerblichen Kinos zu vergleichen. Filmfestivals investieren im Unterschied zu gewerblichen Kinos in besonderem Maße in die ideelle und kommunikativ-gesellschaftliche Seite der Filmpräsentation, laden die Mitwirkenden umfangreich ein, erweitern ihr Programm regelmäßig so, dass es deutlich mehr umfasst als die reine Präsentation von Filmen. Außerdem können Filmfestivals nicht auf kontinuierlich vorhandene Räumlichkeiten zurückgreifen, die das ganze Jahr über auch wirtschaftlich verwertet werden, sondern müssen hohe temporäre Investitionen tätigen, besonders auch hinsichtlich der Werbung. Die aus all dem resultierende besondere Kostenstruktur ist mit der eines kontinuierlichen Kinobetriebes nicht zu vergleichen. 
 
Wenn Filmfestivals nicht nebenbei von regulären Kinos veranstaltet werden (z.B. als Open Air im Sommer), ist ihre Tätigkeit gemeinnützig und damit in besonderer Weise förderwürdig. Die Unterstützung von Filmfestivals erfolgt deshalb auf lokaler Ebene durch die Städte und Gemeinden sowie die zuständigen Landesregierungen. Da dies sowohl in der Höhe der Zuwendungen wie ihrer Regelhaftigkeit sehr oft nur unzureichend erfolgt, ist eine von der Bundesregierung veranlasste zentrale Unterstützung, die den Besonderheiten der Filmfestivals sachkundig Rechnung trägt, sehr dringend erforderlich. 
 
Viel zu lange hat insbesondere die Politik der Bundesregierung die wichtige Funktion von Filmfestivals als wirtschaftliche und kulturelle Säulen des deutschen Films vernachlässigt. Die langfristige Unterstützung der Filmfestivals in Deutschland sollte daher ähnlich der rein kulturell orientierten Vergabe der Kinoprogrammpreise der Bundesregierung (BKM) erfolgen, möglichst aber als kontinuierliche Zuwendung. Idealerweise würde sie als Zuschuss pro Kopf der Besucherzahl von Filmfestivals erfolgen (Auf Basis verbindlich nachgewiesener Kauftickets.) Damit würde die Förderung der Filmfestivals in Deutschland sachgerecht gegenüber der Besonderheit von Filmfestivals erfolgen und zugleich trotzdem indirekt der Filmwirtschaft zugutekommen, weil sie für einen erhöhten Umsatz der Filmauswertung zugunsten der Filmverleiher und der Filmproduzenten sorgt. 
 
Das Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein findet dieses Jahr zum 19. Mal statt. Was als Kulturinitiative der BASF mit der Stadt begann, ist heute mit über 100.000 Besuchern das zweitgrößte Filmfestival Deutschlands und wird vom Publikum, Medien und inzwischen auch von der Branche sehr geschätzt. Das Festival erreicht Jahr für Jahr neue Besucherschichten und begeistert diese nachhaltig für das Kino. Es ist inzwischen kultureller Leuchtturm weit über die Metropolregion Rhein-Neckar hinaus. Wer die zahlreichen moderierten Diskussionen nach jedem Film zwischen Kreativen und ihrem Publikum einmal erlebt hat, versteht, was ein Filmfestival in der Vermittlung von Kultur und gesellschaftlichem Diskurs leisten kann.“


„Ludwigshafener Erklärung“: Filmfestivals gehören nicht ins Filmfördergesetz