Blickpunkt:Film

Kino

**Frau [Müntefering](/person/michelle-muentefering), [DFFF](/company/dfff-deutscher-filmfoerderfonds) und GMPF werden aufgestockt, das Steueranreizmodell soll aber vorerst nicht kommen. Wie bewerten Sie diese Nachrichten aus Sicht der Produzentinnen und Produzenten?**

Zuerst muss man wohl sagen: Gut, dass die Bundesregierung das Thema Film jetzt zu einer Priorität gemacht hat! Die Zusammenarbeit zwischen dem Staatsminister für Kultur und Medien und dem Bundesfinanzminister scheint doch sehr schnell Wirkung zu zeigen. Der Weg, den man jetzt gemeinsam geht mit einer Verdoppelung der Förderung plus der geplanten Investitionsverpflichtung - den kann ich nur begrüßen. Denn: Die Summe entspricht ungefähr dem, was ein Steueranreiz gebracht hätte. Daraus ergibt sich also künftig eine Anreizförderung, die ein starkes Signal ist an die Branche. Wichtig ist auch: Alle drei Töpfe – GMPF I und II sowie GMPF - sollen untereinander deckungsfähig sein. Das heißt in der Konsequenz nicht nur eine signifikante Steigerung, sondern auch Flexibilität der Budgets. Das bringt für die Produzentinnen und Produzenten wieder mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit. 

**Die Verdopplung auf 250 Mio. Euro wird als großer Wurf präsentiert. Reicht das in Ihren Augen aus, um Deutschland international wettbewerbsfähig zu halten, auch gegenüber Modellen wie in Frankreich, Italien oder Ungarn**

Klar ist: Eine runde Sache wird aus dieser Konzeption nur zusammen mit der Einführung einer echten Investitionsverpflichtung in wirksamer Höhe inklusive Rechterückbehalt. Die soll ja nun auch endlich kommen. Das ist nötig, denn das Gesamtpaket soll Wertschöpfung und Arbeitsplätze an den Produktionsstandort Deutschland bringen. Es stimmt: Andere europäische Länder sind da bereits weiter. Ich bin aber sicher, dass unsere Nachbarn wie etwa in Frankreich, Italien oder auch Spanien, nun aufhorchen werden. Denn Deutschland zieht jetzt nach. Wir lernen dabei hoffentlich von anderen, aber sehen auch, wo es Probleme gibt, wie aktuell in Österreich oder Ungarn. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen auf die bewährten Förderlinien zu setzen und diese bedarfsgerecht auszustatten - diese Überlegung kann ich gut nachvollziehen. Damit dürfen wir aber natürlich nicht stehen bleiben. Politik muss immer weiter denken, wir tun das jedenfalls. Wir haben etwa mit der Erhöhung der Förderquoten gute Erfahrungen gemacht, wenngleich man immer auch ins Detail schauen muss. Ich meine, wir müssen deswegen jetzt auch an die Richtlinien ran.

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##### Plattformen, die viel Geld in Deutschland verdienen, müssen jetzt auch mit Verantwortung übernehmen. 

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**Sollte die Politik nun vollständig auf ein gesetzlich geregeltes Investitionsverpflichtungsmodell für Streamer setzen oder halten Sie eine freiwillige Selbstverpflichtung für realistisch und ausreichend? Welche Mindestquote wäre aus Sicht der Produktionswirtschaft notwendig**

Ich bin überzeugt: Der Gesetzgeber wird gebraucht. Wir haben ja hierzulande bereits viele Jahre diskutiert. Deswegen muss eine Investitionsverpflichtung am Ende ein Instrument sein, das auch tatsächlich wirkt. Plattformen, die viel Geld in Deutschland verdienen, müssen jetzt auch mit Verantwortung übernehmen. Unser Nachbar Frankreich zeigt übrigens, dass es eben nicht stimmt, dass durch eine Investitionsverpflichtung Produkte am Publikum vorbeigehen. Im Gegenteil, es tut dem Markt gut. Dort beteiligten sich Streamer erstmals an Kinokoproduktionen - insgesamt 35 wurden bislang umgesetzt, übrigens mit weit überdurchnittlichen Besucherzahlen.

**Der Rechterückfall ist weiterhin in Diskussion, aber nicht geregelt. Wie steht die Produktionsallianz dazu?**

Die Wertschöpfung in unserer Branche ist maßgeblich mit den Rechten an unseren Werken verbunden: Deswegen muss dies ohne Wenn und Aber Teil der Investitionsverpflichtung sein. Wenn wir etwa sehen, wie viele Auswertungsrechte ungenutzt bleiben, sind Rechterückfall und -Teilung auch klar im Interesse aller Beteiligten. So generieren wir den Ansporn, mehr aus jeder einzelnen Produktion herauszuholen. Die Produzierenden sind ja keine Werkbank, sondern sie gehen in das unternehmerische Risiko und bringen ihre gesamte Organisationskraft ein. Sie sind außerdem kluge und kreative Unternehmerinnen und Unternehmer - das erlebe ich jetzt in neuer Funktion aus nächster Nähe. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie sehr genau wissen, was für eine Strahlkraft ein gutes Produkt entfalten kann, das sie mit erschaffen. Dieses Potenzial zu heben, dazu braucht es die Rechte am eigenen Werk. Und wo Produktionsunternehmen ihre Eigenkapitalausstattung nachhaltig verbessern können, da bekommt das Publikum auch zukünftig noch mehr Qualität.

**Was erwarten Sie nun konkret von [BKM](/company/dieder-beauftragte-der-bundesregierung-fuer-kultur-und-medien), [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) und den Sendern in Bezug auf die Umsetzung dieser Reform und wie bringen sich die Produzent:innen aktiv in diesen Prozess ein?**

Staatsminister [Wolfram Weimer](/person/dr-wolfram-weimer) hat in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit deutlich gemacht - übrigens nicht zuletzt auf dem Fest der Produktionsallianz - die Filmbranche hat in dieser Amtszeit eine besondere Aufmerksamkeit. Ich erwarte zu dieser Aufmerksamkeit nun eine zügige Umsetzung mit klaren Regeln, die unsere Branche tatsächlich wieder wettbewerbsfähiger macht. Dafür bringen wir Produzentinnen und Produzenten reichlich Erfahrung und gute Argumente mit. Aber es geht uns dabei auch sehr grundsätzlich um den Standortort Deutschland. Um Investitionen in einen neuen Aufbruch. Wenn ich das richtig verstehe, haben wir das mit der neuen Bundesregierung gemein.


Michelle Müntefering: "Bundesregierung hat das Thema Film zu einer Priorität gemacht"