Frankreich hat Probleme, seine Filme unterzubringen
Vivendi-Chef Jean-Marie Messier will die so genannte "exception culturelle" begraben und die Unterstützungspolitik von Canal Plus internationalisieren. Die Frage, ob Frankreich zu viel produziert, steht erneut im Vordergrund, harte Debatten werden erwartet.
"Ich bin der Meinung, dass die französische Produktion noch sehr schwach ist. Viele Filmschaffende haben immer noch nicht kapiert, dass die Unterstützung von Canal Plus im Kinobereich quasi verschwunden ist", so Téléma-Chef Charles Gassot. Für ihn sei die Bilanz 2001 zwar positiv, die Zukunft sehe aber nicht rosig aus. Die Äußerung von Messier, die "exception culturelle" gehöre der Vergangenheit an, sorgte in Frankreich für Unmut. Sicher ist, dass Frankreich ab diesem Jahr anders produzieren wird als bisher. Vivendi Universal hat sich zwar verpflichtet, über Canal Plus die Filmindustrie zu finanzieren (2001 lag das Volumen bei 142 Mio. Euro), sich auf die nationalen Grenzen zu konzentrieren ist jedoch nicht mehr die Strategie des Mischkonzerns. Canal Plus und Studio Canal sollen die tragende Säule des Kinos bleiben, aber nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa. Ob die Filme, die derzeit abgedreht (60) sind bzw. entwickelt (35) werden, den Weg ins Kino finden, ist umso fraglicher, als sich bereits über 100 Titel in der Postproduktion befinden. Sollten all diese Filme starten, würden 50 Prozent der Premieren von heimischen Produzenten abgedeckt - was selbst in Frankreich undenkbar ist.