Französische Firmen suchen Antwort auf Vivendi Universal
Die Fusion Vivendi/Universal wird voraussichtlich zu weiteren Allianzen in Frankreich führen. Im Mittelpunkt dieser neuen Konzentrationswelle steht der Sender TF1, der gleichzeitig mit Pathé und Gaumont verhandelt.
Wie TF1 und Pathé bereits vor Wochen bestätigten, wollen sie gemeinsam ihre Filmkataloge weltweit vermarkten sowie Produktionen erwerben. Zwei Jahre nachdem sich der Privatsender mit neun Prozent an Pathé beteiligt hatte, versucht TF1-Chef Patrick Le Lay, vermehrt Einfluss auf den von Jérôme Seydoux geführten Konzern zu gewinnen. TF1, Marktführer im Free-TV-Bereich mit Werbeeinnahmen von 3,6 Mrd. Mark, leidet bislang unter seiner schwachen Position im Kinosektor: Der Rechtekatalog ist mit 600 Titel deutlich kleiner als der von Canal Plus (5500 Filme). Zudem besitzt Canal Plus dank seiner 80-Prozent-Beteiligung an Bac Film über eine starke Position in der Verleih- und Kinobranche, während TF1 nur über den Minderheitsanteil an Pathé verfügt. Daher verging zuletzt kaum ein Monat, in dem TF1-Chef Le Lay nicht einen Vertrag mit französischen Indies abschloss. Nach den Übernahmen von Arianne Films, Les Films du Jour, Film par Film und einem Teil von Vertigo erreichte Le Lays Strategie ihren Höhepunkt mit dem Erwerb von Charles Gassots Produktionsfirma Téléma ("Lust auf Anderes"). Um sich als Major zu behaupten, braucht Le Lay jedoch weit namhaftere Partner. Als strategischer Partner für Le Lay gilt nun nicht allein Pathé - das über die Verleihtochter Pathé Distribution, über Pathé Entertainment (London) und über Beteiligungen an Renn Prods. (100 Prozent), CinéB und Arena (je 50 Prozent) verfügt -, sondern auch Gaumont, dessen Spitze sich durch die Aktivitäten von Vivendi und TF1 an den Rand gedrängt fühlte. Gaumont ist zwar die älteste Produktionsfirma Frankreichs, doch der Gaumont-Katalog ist mit zirka 600 Titeln (darunter allerdings 200 Titel mit großem Potenzial bei Pay- und Free-TV) relativ klein. Seitdem sich auch Luc Besson von Gaumont getrennt hat, sehen die Perspektiven im Produktionsbereich nicht mehr rosig aus.