Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg?

Gabriele Röthemeyer: Der Vorsitz unseres Aufsichtsrats liegt nun beim Staatsminister Christoph Palmer, das hat einiges geändert. Zum ersten Mal erhalten wir ein Zeichen vom Land, daß es den Bereich Filmförderung erheblich ausbauen will. Palmer ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Filmakademie Baden-Württemberg und sieht die Möglichkeiten für Film anders als seine Vorgänger.

Blickpunkt:Film: Wie sind die Perspektiven der MFG nach der Etaterhöhung durch das ZDF?

Gabriele Röthemeyer: Das gibt uns uns einen gewaltigen Push. Wir müssen sehen, wie wir den [Südwestrundfunk (SWR)](/company/suedwestrundfunk-swr) - über seine Gesellschafterbeteiligung an der MFG hinaus - mit ins Boot holen. Auch eine Bündelung der Filmförderung wäre sinnvoll. Der SWR sendet ja für Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Wenn man sieht, daß Rheinland-Pfalz keine eigene Filmförderung hat, dann könnte man dieses Bundesland möglicherweise in die Filmförderung mit einbeziehen, auch im Hinblick auf das ZDF. Außerdem wird durch die Aufstockung der Mittel auch eine eindeutigere Förderung beispielsweise von Großprojekten möglich. Auch die Unterstützung von Firmenansiedlungen und Incentive Funding könnte sich ergeben.

Blickpunkt:Film: Mit welcher Politik bewegen Sie Firmen zu Produktionen in Baden-Württemberg?

Gabriele Röthemeyer: Wir versuchen zunächst, die hier ansässigen Produzenten zu stärken. So haben wir in der aktuellen Förderrunde fünf Projekte einer jungen Produktion gefördert. Das gibt auch den Banken ein Signal, daß wir an die Firma glauben. Größere Produktionsfirmen denken darüber nach, sich hier niederzulassen, etwa Trebitsch Produktion. Aber es hängt alles daran, ob vom Südwestrundfunk auch Aufträge kommen.

Blickpunkt:Film: Welche Impulse kommen vom SWR, der bislang die Hälfte des Förderetats getragen hat?

Gabriele Röthemeyer: Der SWR will die Reihe "Debüt im Dritten" für Dokumentarfilme junger Filmemacher eröffnen, die wir cofinanzieren werden. Außerdem diskutieren wir über die Produktion von Serien. Es ist ja nicht ganz einzusehen, daß der SWR als zweitgrößter Sender rund 40 Mio. Mark in den Serienpool der [ARD](/company/ard-filmredaktion) einbringt, aber hier nichts hergestellt wird. Ich verstehe auch nicht, daß man mit der Filmakademie vor dem Haus Termine wie "Debüt im Dritten" nicht erweitert. Zur Zeit sind es gerade sechs Produktionen im Jahr.

Blickpunkt:Film: Was erreichen Sie mit der Förderung eines reinen Fernsehfilms wie "Aleksander"?

Gabriele Röthemeyer: Wir haben die strikte Auflage erteilt, in Baden-Württemberg zu drehen. Das wurde erfüllt. Der Produzent NDF hätte sich ohne Förderung sicher nicht aus Berlin wegbewegt. Unser Ansatz ist, daß die Fernsehproduzenten einerseits Eigenmittel einsetzen, andererseits aber einen Teil der Rechte behalten. Wir wollen, daß der Produzent mit diesem Produkt weiterhandelt. Letztlich können für uns auch Rückflüsse herausspringen.

Blickpunkt:Film: Welche Art Projekte haben für Sie Priorität?

Gabriele Röthemeyer: Wir wollen, daß die hier ansässigen Produzenten ihre Spezialitäten weiterentwickeln, besonders Dokumentar- und Trickfilmer. Spielfilmproduktionen werden die Ausnahme bleiben, denn wir möchten Produkte liefern, die auch international reüssieren können, das ist bei Spielfilmen selten der Fall. Ein größeres Engagement wie beim "Feuerreiter" wird es nur ein- bis zweimal im Jahr geben. Gerade fördern wir "Anatomie" von Stefan Ruzowitzky mit 160.000 Mark - bei einem Gesamtbudget von 8,4 Mio. Das hat nur Sinn, wenn das Geld hier investiert wird, in diesem Fall durch Außenaufnahmen in Heidelberg.

Blickpunkt:Film: Wie groß ist der Baden-Württemberg-Effekt?

Gabriele Röthemeyer: Ich versuche, auf dem 1:1-Effekt zu beharren, das heißt, für jede Mark Förderung muß eine Mark in Baden-Württemberg wieder ausgegeben werden. Ein 150-Prozent-Effekt, wie er in anderen Ländern verlangt wird, würde das Geschäft eher erschweren. Wir möchten, daß die Möglichkeiten des Landes ausgenutzt werden. "Viehjud Levi" zum Beispiel zeigt ein ganz eigenwilliges Bild des Schwarzwalds, das gar nichts mehr mit alten Klischees zu tun hat. Dieses Setzen von lokalen Farben ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.

Blickpunkt:Film: Mit Europa Cinemas haben Sie einen Verleihpreis auf dem Filmfest Ludwigsburg/Stuttgart ausgeschrieben. Warum?

Gabriele Röthemeyer: Ich wollte damit ein Signal setzen. Ich finde es sehr wichtig, daß kleine Verleiher gefördert werden. Wir haben beschlossen, den Tübinger Verleih Arsenal zu unterstützen. Für uns ist es wichtig, daß es jemand im Land gibt, den wir als Partner für eigene Projekte und geförderte Film gewinnen können. Wir sind für kleine Verleiher wie Salzgeber oder Ventura ein wichtiger Ansprechpartner geworden.

Blickpunkt:Film: Welche Bilanz ziehen Sie nach dem gut dreijährigen Bestehen der MFG?

Gabriele Röthemeyer: Das Renommee als Filmstandort ist sehr gestiegen, woran natürlich auch die Filmakademie Ludwigsburg einen großen Anteil hat. Insgesamt ist es für junge Firmen attraktiver geworden, sich hier anzusiedeln, siehe das Film- und Medienzentrum in Ludwigsburg. Alteingesessene Produzenten wie Bernd Hellthaler von Euro Arts haben beschlossen, hierzubleiben und zu investieren.

Gabriele Röthemeyer über Perspektiven der MFG