Blickpunkt:Film

Kino

„[Die Schule der magischen Tiere 3](/movie/die-schule-der-magischen-tiere-3)“, „[Alles steht Kopf 2](/movie/inside-out-2)“ und aktuell „[Lilo & Stitch](/movie/untitled-disney_2)“ – die jüngsten Kinoerfolge basieren maßgeblich auf den Zuspruch des jungen Publikums. Das bestätigte auch die [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) in ihrem Jahresbericht 2024. Dennoch bleibt der Kinder- und Jugendfilm ein stiefmütterlich behandelter Bereich der Branche: Bei Filmpreisen oft übergangen, an Filmschulen selten curricular verankert.

Ein deutliches Zeichen für die Relevanz von Kindern als Kinopublikum setzt jährlich der [Goldene Spatz](/company/deutsche-kindermedienstiftung-goldener-spatz) – das größte deutsche Festival für Kinder- und Jugendmedien. Bei seiner 33. Ausgabe stand erneut im Fokus, wie Filmproduktionen dem jungen Publikum gerecht werden können. Ausdruck dieses Anspruchs ist unter anderem die Kinderjury, die die Hauptpreise des Festivals vergibt. Festivalleiterin [Elisabeth Wenk](/person/elisabeth-wenk) betonte während der Woche in Gera und Erfurt immer wieder, wie wichtig der Dialog mit Kindern sei, um ihnen das bieten zu können, was sie sich wünschen.

![Dreifach-Sieger beim Goldenen Spatz: "Das geheime Stockwerk" (Credit: Goldener Spatz)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/923bff92-c82f-4606-b3f2-58f629b2c0c7.jpg)

Eine Erfolgswoche erlebte Regisseur [Norbert Lechner](/person/norbert-lechner). Sein neuer Film „[Das geheime Stockwerk](/movie/das-geheime-stockwerk)“ eröffnete am 1. Juni das Festival im Kultur- und Kongresszentrum Gera. Gemeinsam mit Hauptdarsteller [Silas John](/person/silas-john) präsentierte er den Zeitreisefilm, in dem Johns Figur per Aufzug ins Jahr 1938 reist und miterlebt, wie sich Antisemitismus und Radikalisierung in Deutschland ausbreiten konnten (unsere Review lesen Sie [hier](https://www.blickpunktfilm.de/kino/kein-trockener-unterricht-review-kino-das-geheime-stockwerk-von-norbert-lechner-c69b1648ecd4e7a48991c1cf5aa9bcc6)). Lechners pädagogischer Anspruch, Kinder und Jugendliche für die dunklen Kapitel deutscher Geschichte zu sensibilisieren, scheint besonders überzeugt zu haben. Bereits in [Zlín](/company/zlin-film-festival) wurde „Das geheime Stockwerk“ von der Kinderjury als bester Kinderfilm ausgezeichnet – am Ende der Festivalwoche zog die 30-köpfige Kinderjury des Goldenen Spatz nach. Gelobt wurde insbesondere, dass der Film dem jungen Publikum auf Augenhöhe begegne – ein zentrales Thema der gesamten Festivalwoche. Lechner erhielt zusätzlich den Sonderpreis für Regie, [Maximilian Reinwald](/person/maximilian-reinwald) wurde als bester Darsteller geehrt. Lechner kündigte an, dass die Botschaft des Films auch über die Kinoauswertung hinaus Bestand haben solle: Der Film werde gezielt für den Einsatz in Schulen vorbereitet.

Einen besonderen Coup konnte die Festivalleitung bereits vor Festivalbeginn vermelden: die Premiere der neuen „Heidi“-Verfilmung. Die junge Heldin von der Schweizer Alm scheint derzeit besonders gefragt. [RTL](/company/rtl-television) und [SRF](/company/schweizer-radio-und-fernsehen-srf), sowie [Zodiac Pictures](/company/zodiac-pictures),[ Claussen+Putz](/company/claussenputz-filmproduktion) und [Studiocanal](/company/studiocanal) arbeiten an neuen Umsetzungen. Den Anfang der Modernisierungen macht „[Heidi – Die Legende vom Luchs](/movie/heidi-rettung-der-luchse)“, ein Animationsfilm, der von [Leonine](/company/leonine-studios) ins Kino gebracht wird. Die Idylle um die Hütte des Almöhi wird darin durch einen Großindustriellen bedroht, während Heidi sich um einen verletzten Luchs kümmert. Die Macher orientierten sich stark an den Umweltbotschaften des ursprünglichen „Heidi“-Zeichners – und heutigen Ghibli-Chefs – [Hayao Miyazaki](/person/hayao-miyazaki). Herausgekommen ist vor allem ein stimmungsvolles Plädoyer für die Schweizer Alpen. Kinostart ist der 26. Juni.

![Erstmals auf der großen Leinwand: "Heidi - Die Legende vom Luchs feierte Weltpremiere beim Goldenen Spatz (Credit: Goldener Spatz)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/8b12bc3d-85b9-419f-b678-7be5aa2a9077.jpg)

Werke, die künftig die Herzen junger Zuschauer:innen erobern könnten, wurden insbesondere im Branchenformat des Goldenen Spatz, dem Fach Forum, präsentiert. Anne Schultka, die das Forum leitet, bot ein ausgewogenes Programm zwischen bevorstehenden Großproduktionen, Einblicken in das Filmschaffen europäischer Nachbarn und Perlen, die noch auf einen Verleih oder Senderpartner hoffen.

Ein echtes Aushängeschild war der Blick in die Filmwerkstatt. Zum Auftakt präsentierten [Tommy Krappweis](/person/tommy-krappweis) und [Silke Haverkamp](/person/silke-haverkamp) ein Jubiläumsprogramm rund um „Bernd, das Brot“. Vor 25 Jahren erdacht, feiert das Kultbrot dieses Jahr Geburtstag. Die Geburtstagsfeier „Happy Brotsday“, die im Februar im [KiKa](/company/kika-kinderkanal) ausgestrahlt wurde, blieb ganz dem absurden Humor verpflichtet – Bernd fehlte aus „Kein-Bock“-Gründen bei seiner eigenen Party, die so eher zum „Warten auf das Brot“ wurde. Das Jubiläumsjahr bringt Weiteres: Neben einer Sonderbriefmarke, Social-Media-Aktionen und einem Browser-Game kehrt Bernd mit der neuen Serie „Besser mit Bernd“ zurück – diesmal als „Brotfluencer“. Krappweis betonte, dass Bernd modernisiert werde, aber „das gleiche Brot bleiben“ solle. Nach der Präsentation verabschiedete sich Silke Haverkamp vom Team: Sie wechselt zum [MDR](/company/mitteldeutscher-rundfunk-mdr).

![Geburtstagsfeier für Bernd, das Brot: Die KiKa-Ikone kehrt mit "Besser mit Bernd" zum Jubiläum zurück (Credit: Damian Sprenger)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/cfb76687-9446-487f-b078-2a669f80ca4b.jpg)

Auch „Conni 2“ sorgte für internationales Interesse. Die Animationsverfilmung des Pixi-Klassikers entsteht bei B.Water. Regisseur und Produzent [Dirk Hampel](/person/dirk-hampel) kündigte eine schnelle Produktionszeit an, da die Modelle aus dem ersten Teil – der während der Pandemie rund 400.000 Zuschauer:innen erreichte – wiederverwendet werden. Wichtig sei dem Team, Conni nicht zur Actionheldin zu machen. Wie in der 40 Millionen Mal verkauften Buchvorlage bleibt Conni eine Alltagsheldin. Im neuen Abenteuer hilft sie einem Kranich auf seiner Reise in den Süden. „Conni 2“ soll Wohlfühlkino für Kinder zwischen drei und sechs Jahren bieten.

Im Rahmen des „Window to Europe“-Programms, organisiert von [Kids Regio](/company/kids-regio), wurde die Festivalpräsenz von Kinderformaten beleuchtet. Melika Gothe von der [Berlinale](/company/internationale-filmfestspiele-berlin)-Sektion Generation eröffnete mit einem Erfahrungsbericht zur neuen Generation-Badge-Akkreditierung bei der 75. Berlinale. Ziel sei es gewesen, direkter mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten und so das Programm zukünftig passgenauer gestalten zu können. Ein Drittel der Akkreditierten nutzte das neue Angebot intensiv. Auch die Kinder durften als Juror:innen mitwirken und wählten [Michel Gondrys](/person/michel-gondry) „Mayas Welt“ zum besten Film der Sektion.

Der Prix Jeunesse International, das vom [BR](/company/bayerischer-rundfunk-br) veranstaltete Fachfestival, präsentierte ebenfalls Programmhighlights. Kirsten Schneid stellte eindrucksvolle Titel der letzten Ausgabe vor, darunter die skandinavischen Formate „Dome 16“ und „John Dillermand“. „Dome 16“ erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte in einer post-klimakatastrophalen Welt und wagt sowohl Sozialkritik als auch einen klaren Genrezugang. Für kontroverse Diskussionen sorgte „John Dillermand“, eine dänische Animationsserie über eine Figur mit einem übergroßen Penis. Schneid erklärte, die größere Irritation bestehe darin, wie wenig kontrovers das Format in Dänemark wahrgenommen wurde. Die Frage, was Kindern zumutbar sei – und welche (Fehl-)Annahmen Erwachsene dabei leiten – zog sich durch viele Gespräche des Festivals.

![Der Goldene Spatz verschafft dem jungen Publikum ein Gehör](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/e3e20836-8637-4d98-affa-357663db135a.jpg)

In einem Panel von [Förderverein Deutscher Kinderfilm](/company/foerderverein-deutscher-kinderfilm) und dem [Deutschen Drehbuchverband (DDV)](/company/verband-deutscher-drehbuchautoren-vdd) diskutierten Regisseur [Markus Dietrich](/person/markus-dietrich) („[Ponyherz](/movie/ponyherz)“), Dramaturg Marco Aulbach und Social-Media-Strategin Maria Plotnikova ([HitchOn](/company/hitchon)), wie der Kinderfilm mit Digitalisierung und Social Media Schritt halten kann. Dietrich betonte, man solle Social Media als Chance sehen, ohne dass der Film seine Eigenständigkeit verliere. Plotnikova zeigte, wie Social Media die Rezeption von Formaten stärken kann. Einigkeit herrschte darin, dass man aufhören müsse, die Schuld bei der „Generation TikTok“ zu suchen, wenn Inhalte nicht funktionieren. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen sei generell selektiver geworden. Dietrich brachte es auf den Punkt: „Wir dürfen die Zeit der Leute nicht verschwenden.“ Eine Botschaft, die gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene gilt – und den Kern des Goldenen Spatz unterstreicht: Beide Gruppen wollen ernst genommen werden.


Der Kinderfilm zwischen ökonomischem Potenzial und pädagogischer Verantwortung