Hamburger Filmförderung schrieb Filmgeschichte
Seit der programmatischen "Hamburger Erklärung" von 1979, die auf die Vielfalt der Filmlandschaft setzte, sind im Rahmen der Hamburger Filmförderung Autoren, Anfänger, Arrivierte und Experimente aufgefangen und Tendenzen deutschen Filmschaffens angekurbelt worden.
17 Jahre nach dem berühmten "Oberhausener Manifest" wurde mit der inzwischen nicht weniger bekannten "Hamburger Erklärung" von deutschen Filmemachern eine zweite Bilanz gezogen. "Die Stärke des deutschen Films ist seine Vielfalt." Unter diesem Motto wurde zum einen die selbstverwaltete duale FilmFörderung Hamburg ins Rollen gebracht, zum anderen wurden filmpolitische Signale gesetzt und Produktionen gefördert, die in zwei Jahrzehnten deutsche Filmgeschichte schrieben. Was damals, zur Zeit der so genannten "dreckigen kleinen Filme", mit bitterem Sozialblick und Innenschau über diese hinaus auf eine vielfältigere Zukunft wies, wurde zu einem Modell mit ständig wachsenden unterschiedlichen Projekten, die Tendenzen deutschen Filmschaffens initiierten. Früher als andere Bundesländer setzte man in Hamburg auf die Kraft des innovativen Erzählens, die von den in der Republik lebenden und hier aufgewachsenen Türken ausgehen könnte. Das war Mitte der achtziger Jahre Tevfik Baser, der mit "40 qm Deutschland" und "Lebewohl, Fremde" Zeichen setzte, und das sind seit Mitte der neunziger Jahre "Jungtürken" wie Fatih Akin oder Yüksel Yavuz. Gerade diese Tendenz ist in der Stadt der Hanse, Kutter und Kontoren eher gesehen worden, auch von in Hamburg lebenden deutschen Filmemachern wie Hark Bohm, Veteran des Jungen Deutschen Films, der mit "Yasemin" eine deutsch-türkische "Romeo und Julia"-Variante drehte. Pia Frankenberg gesellt sich mit "Brennende Betten", einer deutsch-englischen Liebesliaison, dazu, und jüngste Autoren wie Janek Rieke bestanden in komischen Liebesbeweisen ihren "Härtetest". Manche der geförderten Regisseure wie Detlev Buck konnten einen eigenen Werkkanon schaffen. Bucks Komödienkollege Sönke Wortmann ließ sich, bereits arriviert, mit der Uni-Satire "Der Campus" und dem Altman-Erzählreigen "St. Pauli Nacht" auf spezifisches Hamburger Terrain und Milieu ein, ebenso wie Sebastian Schipper mit "Absolute Giganten". Die Vielfalt nahm von Anfang an Trickfilme unter ihre Obhut, so dass sich Michael Schaack mit seiner Animationsfabrik um "Der kleine Panker", den Katzenkrimi "Felidae" oder Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf" entwickeln und entfalten konnten. Experimentalfilmer wie Helmut Costard, Peter Sempel oder Vlado Kristl, Dokumentarfilmer wie Rolf Schübel ("Der Indianer"), dessen Spielfilme "Das Heimweh des Walerjan Wróbel" und "Gloomy Sunday" gefördert wurden, erhielten Auszeichnungen auf Festivals und Bundesfilmpreise. Mit einem hatten sie es leicht im Norden, denn er verfügte über eine übergeordnete Fantasie; Emir Kusturica ist die Perle in der Krone.