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Kino

HDF würdigt Leo Mühlenkamp: "Fit wie ein Turnschuh"

Er ist wahrscheinlich der älteste noch aktive Kinobetreiber Deutschlands: Leo Mühlenkamp aus Oelde/Westfalen wurde am 7. Dezember 90 Jahre alt. Der HDF ehrte ihn mit dem Malteserkreuz.

mb11.12.2002 12:55
Herbert Strate (l.) mit Leo Mühlenkamp, dem er für sein jahrzehntelanges Kinoengagement das Goldene Malteserkreuz des HdF verlieh
Herbert Strate (l.) mit Leo Mühlenkamp, dem er für sein jahrzehntelanges Kinoengagement das Goldene Malteserkreuz des HdF verlieh

Auch in diesem stolzen Alter will Mühlenkamp nicht auf seine Arbeit verzichten, fast täglich steht er im Vorführraum und arbeitet am Projektor. Im Juni 1913, Leo Mühlenkamp war gerade ein halbes Jahr alt, erhielt sein Vater von der Polizeibehörde die "Genehmigung zur Veranstaltung einer Lustbarkeit" gegen eine tägliche "Lustbarkeitsabgabe von drei Mark vorher an die Stadtkasse Oelde". Gespielt wurde in der elterlichen Gaststätte, Vorführraum war das Badezimmer, das an den großen Saal grenzte. Und nach jedem Akt gab es eine Pause, um die Rollen zu wechseln. Schon früh half Leo, den Saal Universum, der auch für andere Veranstaltungen genutzt wurde, umzubauen und zu bestuhlen. 1928 wurde in Oelde das Filmtheater Schauburg eröffnet. Mühlenkamp machte in Dortmund eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe. Gemeinsam mit seiner Schwester arbeitete er anschließend im elterlichen Hotel-Restaurant und im Kinobetrieb mit, bis er 1943 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Schwer verwundet geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte. Er übernahm den Filmtheaterbetrieb, seine Schwester die elterliche Gastronomie. Im Kinoboom der Nachkriegszeit erlebte die Schauburg glänzende Zeiten, bergab ging es mit der Verbreitung des Fernsehens. 1972 schloss Mühlenkamp die Schauburg und eröffnete wieder das Universum. Zehn Jahre später, immerhin war er schon fast 70 Jahre alt, gründete Leo Mühlenkamp das Filmzentrum am Rathaus, das er mit drei Sälen bis heute betreibt. Unterstützt wird er von seiner Tochter Andrea Klein. Die Projektionen macht er jedoch am liebsten selbst, denn "zwei Dinge kann ich nicht leiden: schlechte Filme und schlechte Vorführungen", sagt der Kinomacher. Wenn es nötig ist, fährt er auch selbst zum Filmlager ins 120 Kilometer entfernte Düsseldorf, um sich eine bessere Kopie zu holen, schildert sein Kinospediteur Hartmut Kohlwey, der ihn seit 49 Jahren beliefert. Eine Würdigung erhielt der Zeitzeuge der westfälischen Kinogeschichte kürzlich bei der Verleihungsfeier der Filmtheater-Prämien der NRW-Filmstiftung in Köln. Herbert Strate, Ehrenpräsident des Hauptverbands Deutscher Filmtheater, bezeichnete den Jubilar als "fit wie ein Turnschuh" und verlieh ihm das Goldene Malteserkreuz des HDF. Die NRW-Medienstaatssekretärin Miriam Meckel kündigte zudem an, Mühlenkamp für seine Verdienste den NRW-Orden zu verleihen.

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