Blickpunkt:Film

Kino

Knapp zwei Monate ist [Sarah Duve-Schmid](/person/sarah-duve-schmid) nun als neue Geschäftsführerin Filmförderung und zusätzlich als Sprecherin des [Medienboard Berlin-Brandenburg](/company/medienboard-berlin-brandenburg) tätig. Dort wird künftig in den Bereichen Entwicklung bis Produktion ein Gremium über die Fördervergabe entscheiden, dessen Mitglieder nun benannt wurden. Wir nahmen diesen Meilenstein auf dem Weg zum neuen Fördersystems zum Anlass, um mit Sarah Duve-Schmid zu sprechen.

**Anfang Juli haben Sie Ihr neues Amt angetreten – rund ein Jahr nach Benennung durch den Aufsichtsrat. Wie wertvoll war diese lange „Vorbereitungszeit“?**

**Sarah Duve-Schmid**: Zunächst einmal habe ich mich natürlich sehr über den Ausgang des Bewerbungsverfahrens gefreut, das von den beiden Trägerländern Berlin und Brandenburg bewusst so früh zum Abschluss gebracht wurde. Die Nachfolgeregelung sollte noch vor den Landtagswahlen in Brandenburg getroffen sein, um nicht Gefahr zu laufen, danach in ein zeitliches Vakuum zu geraten. Unabhängig davon ist eine lange Vorbereitungszeit natürlich für alle Seiten hilfreich, nicht zuletzt auch für die [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) als meinen vorherigen Arbeitgeber, die in einer doch recht intensiven Zeit genug Vorlauf hatte, um in aller Ruhe eine Nachfolge finden zu können. Es war schön, mit [Jolinde Sawahn](/person/jolinde-sawahn) in den letzten Monaten vor meinem Wechsel noch einmal intensiver zusammenarbeiten zu können, anstatt eine Übergabe im Hau-Ruck-Verfahren vollziehen zu müssen. Zumal bei der FFA einiges los war in dieser Zeit…

**Eine grundlegende Änderung der Förderpraxis, bei der man erst Ende 2024 überhaupt wusste, ob sie mit dem Jahreswechsel Realität wird. Zu wissen, dass die eigene Zukunft künftig bei einem Länderförderer liegt: Ließ Sie das mit etwas größerer Entspanntheit auf den FFG-Krimi blicken?**

**Sarah Duve-Schmid**: Nein, ganz und gar nicht. Denn meine Verantwortung lag und liegt gegenüber der Branche, die auf verlässliche Förderunterstützung angewiesen ist. Spätestens nach dem Ampelbruch habe ich mir wirklich ernsthafte Sorgen gemacht. Nicht um die FFA an sich. Ich war immer davon ausgegangen, dass es ein FFG geben wird – und sei es nur ein verlängertes. Mir lagen vielmehr die Durststrecken bei der jurybasierten Filmförderung und der Kinoförderung als Folgen einer vorläufigen Haushaltsführung im Magen. Man kann sich vielleicht gar nicht vorstellen, was für unglaublich tolle Arbeit meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen bei der FFA auch und vor allem in einer Zeit geleistet haben, in der wirklich erst in letzter Sekunde feststand, wohin die Reise geht. In einer Zeit, in der meine tollen, ehemaligen Vorstandskollegen [Peter Dinges](/person/peter-dinges) und [Martin Michaelis](/person/martin-michaelis) gemeinsam mit mir und dann auch Jolinde alle möglichen Szenarien durchdacht und vor allem durchkalkuliert haben, weil man auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet sein musste. „Krimi“ ist beinahe ein Euphemismus, um diese Zeit zu beschreiben.

**Obwohl man bei der FFA aus den Vorjahren einiges gewohnt war…**

**Sarah Duve-Schmid**: Es wirkt Gott sei Dank wieder beinahe wie ein anderes Zeitalter, aber tatsächlich kamen wir unmittelbar vor diesen Reformvorbereitungen aus der Corona-Zeit. Als Außenstehender macht man sich keinen Begriff, was es tatsächlich an Anstrengung bedeutete, die vielen kleinen und größeren Programme in die Praxis umzusetzen. Insofern: Krimi und Drama waren wir bei der FFA absolut gewohnt, aber ein wenig Zeit, um kurz Durchzuschnaufen, wäre allen willkommen gewesen, denke ich.


##### „Es ist jedem klar, was für einen enormen Wirtschaftsfaktor die kreative Branche für die Hauptstadtregion darstellt.“
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**Wie gut fühlen Sie sich nach einem runden Monat in der neuen Rolle angekommen?**

**Sarah Duve-Schmid**: Extrem gut, wobei sicherlich auch half, wie reibungslos der Übergang vonstatten gehen konnte. Bis zu meinem letzten FFA-Arbeitstag am 31. März war ich mit 100prozentiger Energie mit der praktischen Umsetzung der Förderreform beschäftigt. Wir haben gemeinsam das neue Fördersystem aufgebaut, ich habe die letzte Fördersitzung nach Jahrzehnten geleitet – und wenige Stunden, bevor ich dann mit einer vollen IKEA-Tüte mit persönlichen Dingen in die SBahn gestiegen bin, konnten die Richtlinien für die jurybasierte Förderung veröffentlicht werden. Ich konnte meinen Schreibtisch damit auch inhaltlich aufgeräumt hinterlassen. Am 2. April habe ich mich dann offiziell meinem neuen Team vorgestellt, wurde herzlich empfangen und konnte dann nahezu nahtlos, wenn auch zunächst nur mit sehr reduzierter Stundenzahl, gemeinsam mit meinem wunderbaren Geschäftsführungskollegen Helge Jürgens an der Konzeption für das Gremienmodell arbeiten, die dann im Juni vom Aufsichtsrat verabschiedet wurde. Im Mai hatte ich das große Glück, bereits zusammen mit der MBB-Delegation nach Cannes zu reisen – und gemeinsam mit Kirsten Niehuus, mit der ich mir im Juli die Geschäftsführung geteilt habe, konnte ich schon das Bund-Länder-Fördertreffen vorbereiten, zu dem das MBB im Juni eingeladen hatte. Ich bin allen Verantwortlichen, aber vor allen Dingen Kirsten, ausgesprochen dankbar, eine wunderbare Übergangszeit ermöglicht zu haben, die es mir auch erlaubte, in neue Aufgaben hineinzuwachsen. Egal ob nun bei Columbia Pictures, dem BKM-Filmreferat, mit dem Aufbau von Vision Kino oder bei der FFA: Meine Arbeit drehte sich bislang vorwiegend um das Kino. Jetzt kommen High-End-Serien und TV hinzu, dann natürlich Bereiche wie die Film Commission, die Zusammenarbeit mit Creative Europe, unsere „Artists in Residence“-Programme oder auch die Games- und XR-Förderung, die natürlich Helge betreut, die ich mir aber auch von der sprichwörtlichen Seitenlinie aus ansehen werde. Ich bin – und das ist neu beim MBB – in meiner Position schließlich auch Sprecherin des MBB.

**Das Medienboard wird von zwei sehr unterschiedlichen Ländern getragen: dem schwarz-rot regierten Stadtstaat Berlin und Brandenburg, mit der ersten SPD-BSW-Koalition Deutschlands. Wie sehr gilt es, unterschiedlichen Interessen und Schwerpunkten gerecht zu werden?**

**Sarah Duve-Schmid**: Das Entscheidende ist, dass diese beiden Länder trotz gewisser struktureller und politischer Unterschiede auch über Parteigrenzen hinweg eint, dass sie zu 100 Prozent hinter der Film- und Kinowirtschaft in der Hauptstadtregion standen und stehen. Natürlich gibt es in einem Flächenland wie Brandenburg, wo sich eine Art „filmischer Bündelung“ im ikonischen Babelsberg abspielt, und einem Stadtstaat, einer Hauptstadt mit einer enorm vielfältigen Unternehmenslandschaft und einer der höchsten Kinodichten Europas, teils sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Aber daraus erwächst kein Konflikt, sondern eine den jeweiligen Schwerpunkten gerecht werdende Förderpraxis, die sich in rund 20 Jahren gut austariert hat. Wenn ich von 100prozentigem Commitment spreche, dann ist das mehr als nur eine freundliche Redewendung: Trotz eines wirklich sehr schwierigen Haushaltsjahres 2025 mussten wir in Berlin keine Kürzungen hinnehmen, aus Brandenburg konnten sogar eine Mio. Euro an zusätzlichen Mitteln für die digitale Filmproduktion zur Verfügung gestellt werden. Auch der erste Entwurf für den Berliner Doppelhaushalt 2026/2027 spricht eine klare Sprache zugunsten des Films und des Medienstandortes. Dahinter steckt auch grundsätzliche Liebe zur Kultur – aber es ist vor allem jedem klar, was für einen enormen Wirtschaftsfaktor die kreative Branche für die Hauptstadtregion darstellt. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch noch bei den Senderpartnern rbb, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL, mit denen das MBB eine langjährige Zusammenarbeit verbindet.

„Bestmögliche Unterstützung“: Sarah Duve-Schmid zur neuen Gremienförderung beim Medienboard