Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt: Film: Wie schwierig war es, den Film auf den Weg zu bringen?


Michael Bay: Zuerst war er zu teuer, dann arbeitete ich ein Jahr an dem Film und verringerte das Budget. Das Studio sagte, du musst noch mal um zehn Mio. Dollar kürzen, schmeiß' Roosevelt und den Angriff auf Tokio raus. Ich wollte aber den Film so haben, wie ich ihn in meinem Kopf sah. Also verzichtete ich auf mein Honorar, andere taten dies ebenfalls. Kevin Costner wollte drei Mio. Dollar, dafür hat [Alec Baldwin](/person/alec-baldwin) die Rolle des Doolittle bekommen. Auch Panavision willigte z.B. in eine Rückstellung ein. Erst wenn der Film 150 Mio. Dollar macht, erhalten sie ihr Geld. Der Witz auf dem Set war, dass "Pearl Harbor" durch die vielen Rückstellungen der teuerste Independent Film ist, der je gemacht wurde.


BF: Es soll einen Moment gegeben haben, an dem Michael Eisner Ihnen 135 Mio. statt 136 Mio. Dollar bewilligt hat?


MB: Ja. Ich habe mir den Arsch für Disney abgearbeitet und eine Menge Geld für sie gemacht. Nachdem ich auf mein Honorar verzichtet habe, machte man mich dafür verantwortlich, dass wir im Budget bleiben. Ich kam mir vor, als ob ich Disney finanzieren würde, eine Firma, die 30 Mrd. Dollar Umsatz im Jahr macht. Das hat mich angekotzt. Letztendlich blieben wir im Budget, verbrauchten aber den letzten Cent der Fünf-Mio.-Reserve.


BF: Wie haben Sie die Story des Films konstruiert?


MB: Filme sind Unterhaltung. Das Publikum möchte sie sehen, um seinem Alltag entfliehen zu können. Ich mache die Filme, die ich als unterhaltsam, heroisch, tragisch, bewegend empfinde. Durch eine wahre Tragödie entstehen Helden. Das habe ich in den Männern gefunden, die Pearl Harbor durchlebten und die ich getroffen habe. Sie würden ohne zu zögern ihr Leben für ihr Land geben. Für mich ist das Heldentum. Der Kern des Film ist für mich der Satz: "Es gibt nichts Stärkeres als das Herz eines Freiwilligen." Wir brauchen auch heute Helden, da sie uns ein Vorbild geben.


BF: Wenn Sie einen Film vorbereiten, suchen Sie dann bewusst nach ein, zwei großen Bildern, über die später jeder redet, wie z.B. den Fall der Bombe?


Jerry Bruckheimer: Diese Szene, in der man der Bombe folgt, die auf die Flotte fällt, stammt von Michael. Er rief mich eines Morgens an und erzählte mir von diesem großartigen Bild. Es war wie ein Traum für ihn. Aber ich glaube nicht, dass er einen oder den Moneyshot entwerfen wollte. Aber wir hatten schon große Shots geplant. Um sie wirklich groß zu machen, haben wir auch so viel vor Ort gedreht wie möglich. Keine Frage, die Bilder sind wichtig und sollen beeindrucken.


BF: Wie wurde die Bombardierung von Pearl Harbor umgesetzt?


MB: Wir haben vieles vor Ort gedreht. In dem Film gibt es nur 150 Visual Effects. "[Armageddon](/movie/armageddon-das-juengste-gericht)" hatte 300, "[Titanic](/movie/titanic_a)" 450. Meine Vorstellung war, die Visual Effects zu nehmen, um die eigentlichen Aufnahmen aufzumotzen. Und das waren die kompliziertesten Aufnahmen, die ich je gemacht habe. Die Explosion der sechs Schiffe war die größte, die ich je gesehen habe. Da gingen 450 Bomben in sieben Sekunden hoch. Vor zwei Jahren ließ ich ein 3D-Modell von Pearl Harbor mit den Schiffen und Flugzeugen machen und nahm es, um Szenen für den Film zu entwerfen. Als wir zu drehen anfingen, hatten wir so detaillierte Vorstellungen, dass wir genau wussten, was im Computer entstehen musste und was vor Ort gedreht werden konnte.


BF: Welchen Stellenwert hat die Grausamkeit des Krieges in "Pearl Harbor"?


JB: Es ist wichtig, sie zu zeigen. Aber da der Film so teuer ist, musste er eine PG-13-Freigabe erhalten, was bedeutet, dass man nur begrenzt Gewalt oder Verletzungen zeigen darf. Um den verschiedenen Interessen gerecht zu werden, entwickelte Michael ein spezielles Objektiv, das alles leicht unscharf wiedergibt, und benutzte es für die Krankenhaus-Szenen. So blieb der Terror erhalten, den die Szenen ausstrahlen. Wir wären aber lieber in die Richtung von "[Der Soldat James Ryan](/movie/der-soldat-james-ryan)" gegangen.


BF: Es heißt, es wurden verschiedene Versionen für Japan und Europa hergestellt, so soll für Japan die Schlussrede gestrichen worden sein.


JB: Es wurden Änderungen gemacht, aber dieses Vorgehen ist üblich. Wenn ich die Filme nebeneinander zeigen würde, würden Sie es nicht sehen. Die Rede am Schluss ist überall vorhanden. Für die Überseeterritorien wurde nur der Satz "Pearl Harbor veränderte Amerika" um "... und die ganze Welt" ergänzt. Es wurden keine Änderungen aus politischen Gründen gemacht.


BF: Patriotismus ist ein wiederkehrendes Thema in Ihren Filmen und eines der Hauptthemen in "Pearl Harbor". Was bedeutet Patriotismus für Sie?


JB: Ich bin in den Vereinigten Staaten aufgewachsen und dieses Land gab mir die Möglichkeiten, zu werden, was ich heute bin: erfolgreich. Ich finde, ich sollte dies zurückzugeben. Meine Eltern sind deutsche Einwanderer und mein Großvater kämpfte 1870/71 auf Seiten Deutschlands. Er war ein Kriegsheld. Emotionale Bindungen habe ich also auch zu Deutschland.

Jerry Bruckheimer und Michael Bay zu "Pearl Harbor"